Pläne für Treuchtlinger Schock-Gelände erneut geändert
05.11.2011, 07:29 Uhr
Nötig war die neuerliche Abstimmung, weil die Regierung von Mittelfranken nicht einverstanden ist mit der bislang vorgesehenen Teilung des Areals in ein Gewerbegebiet und ein eigens für die geplante Aldi-Filiale ausgewiesenes „Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel“. Im Gewerbegebiet wollte die Stadt bei dieser Lösung den Branchenmix und die Verkaufsflächen mittels eines städtebaulichen Vertrags festlegen.
Laut Bürgermeister Werner Baum hält die im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung angehörte Bezirksregierung die Stadt nun jedoch an, sich „realistisch einzugestehen, dass das Ganze ein Einkaufszentrum ist“. Und für ein solches verlangen die Grundsätze von Raumordnung und Landesplanung die Ausweisung eines Sondergebiets. Wegen der „integrierten Lage“ des Schock-Areals in unmittelbarer Nähe zu einem großen Wohngebiet befürworte die Regierung das Einkaufszentrum jedoch prinzipiell.
Um dennoch Einfluss auf das Sortiment nehmen zu können, soll die Bebauung des Grundstücks als Sondergebiet nun in Absprache mit Regierung, Planern, Kreisbaumeister Wolfgang Kissling und der Firma Pletschacher als Investor in Form eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans geregelt werden. Dieser wahre die Interessen der Kommune ebenso wie ein städtebaulicher Vertrag, versicherte Baum.
Die bisher vereinbarten Verkaufsflächen bleiben im neuen Plan größtenteils bestehen oder fallen geringfügig kleiner aus. So bleibt es bei rund 1200 Quadratmetern für Aldi und 100 Quadratmetern für das Bäckerei-Café.
Weniger Getränke, mehr Kleider
Der Getränkemarkt schrumpft um 100 auf 590 Quadratmeter, die DM-Drogerie um 30 auf 650 Quadratmeter, der Tedi-Markt um 50 auf 350 und die umstrittene Deichmann-Filiale (Schuhe) um 30 auf maximal 350 Quadratmeter. Etwas größer wird dagegen der Takko-Bekleidungsdiscounter mit 460 Quadratmetern.
Allerdings gibt es einen weiteren Wermutstropfen für die innerstädtischen Modeläden: Mit „Ernsting’s Family“ kommt noch ein zusätzlicher Textiler in die Ansbacher Straße. 200 Quadratmeter sind dafür reserviert.
Ein Hin und Her gab es bei der Verkehrsführung. Im Vorentwurf hatte das Straßenbauamt laut Jutta Enderle von der Bauverwaltung nämlich noch keine Linksabbiegerspur für die Ansbacher Straße für nötig befunden, zumal es eine zweite Ausfahrt im Norden geben werde. In der jetzigen Stellungnahme fordere die Behörde jedoch eine solche. Ein Gutachten des Investors habe wiederum aktuell das Gegenteil belegt, sodass es am Ende bei einer westlichen Zufahrt ohne Linksabbiegerspur bleibe.
Bestätigt fühlte sich Altbürgermeister Wolfgang Herrmann durch das Einschreiten der Regierung gegen einen städtebaulichen Vertrag. „Das war abzusehen“, stellte er fest. Er habe „schon damals gesagt, dass das einfach ein Einkaufszentrum ist“.
Zudem warnte Herrmann, dass sich trotz des Bebauungsplans „im Raumordnungsverfahren noch branchenbezogene Flächen ändern können“, wenn zum Beispiel die IHK gegen Innenstadt-schädigende Sortimente interveniere. Im Grundsatz sei das gesamte Vorhaben „konträr zu unseren städtebaulichen Zielen“. Gegen den weiteren Textilmarkt sprach sich auch Uwe Linss (CSU) aus.
Die fünf Stimmen gegen die Planänderung – und de facto gegen das gesamte Projekt – kamen letztlich querbeet aus allen drei Stadtratsfraktionen. Bürgermeister Baum hatte diese zuvor ausdrücklich um eine parteiübergreifende Abstimmung gebeten.
Die ersten neuen Pläne hat die Stadt laut Jutta Enderle bereits an die Anlieger des Geländes versandt. Die öffentliche Auslegung werde auf zwei Wochen verkürzt, da Ende November die bereits mehrfach verlängerte Kaufoption des Eigentümers Ermanno Pizzini endgültig auslaufe. Im Januar könne dann die Abrissbirne anrücken.
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