"Floating Village": 84 Betten auf dem Brombachsee
19.11.2018, 06:00 UhrDie Betreiber gehen von 10.000 Übernachtungen pro Jahr auf den 19 schwimmenden Ferienhäusern aus. Ein schwimmendes Restaurant auf dem See soll die Anlage ergänzen und auch für die Öffentlichkeit nutzbar sein.
Der November-Wind fegte zur Eröffnung eisig über den See, die Wellen klatschten gegen die Mole, aber im Inneren der gut 60 Quadratmeter großen schwimmenden Wohnungen war es mollig warm. "Das ist jetzt die beste Zeit, um hier Urlaub zu machen", erklärt Christian Sternke, einer von zwei Geschäftsführern der Betreibergesellschaft Eco Lodges GmbH. "Die Ruhe und die Natur sind großartig." Und wenn man auf dem Sofa sitzend an dem Gasofen in Kaminfeueroptik vorbei durch die Panoramaglasscheiben über den aufgewühlten See schaut, mochte man ihm da nicht widersprechen.
84 Betten auf dem Wasser
Im Grunde muss Sternke auch recht haben, denn mit einem reinen Saison-Geschäft werden die Zahlen nicht zu erreichen sein, die er und sein Kompagnon Ralf Tellmann sich vorgenommen haben. Mehr als 10.000 Übernachtungen sollen es im Jahr 2019 werden. Gemessen an den rund 800.000 Übernachtungen in gewerblichen Betrieben, auf die es der gesamte Landkreis bringt, ist das eine Hausnummer.
Anfang des Jahres werden die restlichen vier Häuser aus dem holländischen Werk kommen und die Anlage mit dann insgesamt 19 schwimmenden Ferienwohnungen und 84 Betten ihre Endausbaustufe erreichen. Dann dümpelt ein mittleres Hotel auf der Mole des Ramsberger Hafens. Die neue Ferienanlage wird 365 Tage im Jahr in Betrieb sein, erklärte Sternke. "Da wird auch im Winter was los sein. Es ist ein Erlebnis, direkt auf dem See Weihnachten oder Silvester zu feiern", so der Eco-Lodges-Mann.
Betrieben wird die Anlage als schwimmendes Hotel. Es gibt am Ramsberger Hafen eine Rezeption, die sieben Tage die Woche besetzt ist. Es gibt Hausmeister, Putzkräfte, einen Fahrdienst, Frühstück, man kann sich den Kühlschrank füllen lassen, Service für frische Handtücher und Bettwäsche, ein Ausflugsprogramm wird organisiert, Shuttle zum Flughafen ist möglich . . . Alles wie im Hotel, und zwar auf gehobenem Niveau. "Wir streben die Vier-Sterne-Qualifikation an und gehen davon aus, dass das im kommenden Jahr auch klappt", so Sternke. Das "Floating Village Brombachsee" wäre damit das zweite Vier-Sterne-Haus im Landkreis. Nur das im nahen Langlau beheimatete Seehotel kann ebenfalls eine solche Kategorie vorweisen.
Die schwimmenden Ferienhäuser werden über Reisebüros, Booking-Portale und Direktvertrieb vertrieben. Buchen kann man die Quartiere wie ein Hotelzimmer auch für kurzfristige Aufenthalte ab zwei Tagen. "Zu Messen in Nürnberg gehen wir zum Beispiel davon aus, dass viele Geschäftsreisende kommen werden." Auch Touristen aus Asien und den USA sollen gezielt angesprochen werden und für sie sollen Ausflüge zum Oktoberfest nach München oder dem Christkindlesmarkt in Nürnberg organisiert werden. Pro Nacht im Floating House werden je nach Saison und Angebot rund 150 bis 250 Euro fällig.
Premiere für den Freistaat
"Insgesamt soll die Anlage auch einen Community-Charakter haben", so Christian Sternke. "Man kann für sich bleiben, man kann in diesem kleinen Dorf aber auch gemeinsame Angebote nutzen." Der Rundum-Service und der Gemeinschafts-Gedanke“ seien in dieser Art neu für eine solche Ferienanlage. In Bayern ist im Übrigen das gesamte Modell neu. Es handelt sich um die erste schwimmende Feriensiedlung im Freistaat. Das machte für den Zweckverband Brombachsee und das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen das Genehmigungsverfahren kompliziert, weil es keine Erfahrungen gab. Beide Behörden waren frühzeitig an den Planungen beteiligt und unterstützten das Projekt als Infrastruktur-Ausbau für die Region. Seit Jahren beklagen Touristiker, dass es an hochklassigen Übernachtungsmöglichkeiten am See fehlt.
Die Floating House GmbH hatte das Projekt entwickelt und die schwimmenden Ferienhäuser an Privatinvestoren verkauft. 17 der 19 Objekte sind bereits an den Mann gebracht, zwei wären für einen Preis von 295.000 Euro noch zu haben. Als Besitzer kann man selbst sieben Wochen im Jahr dort seinen Urlaub verbringen. Ansonsten muss das Ferienhaus über die Eco Lodges GmbH in die Vermietung gegeben werden. Die Besitzer der Objekte müssen sich um nichts kümmern und erhalten einen Anteil an den Vermietungserlösen. Das Modell gilt auch deswegen als interessante Investition, weil es sich bei dem schwimmenden Ferienhaus nicht um ein "Haus" im eigentlichen Sinne, sondern um eine "Mobilie" handelt. Die kann abgesetzt werden, wenn sie im Rahmen einer gewerblichen Investition gekauft wurde.
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