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Seltener Schwarzstorch bei Pleinfeld gesichtet

Jan Stephan

Weißenburger Tagblatt

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21.7.2022, 11:56 Uhr
Seltener Schwarzstorch bei Pleinfeld gesichtet

© Dieter Werlein, NN

Der Schwarzstorch ist ein häufiger Vogel. Zumindest in der Theorie. Geht es um große Bauprojekte in oder um Wälder herum, fliegt er früher oder später in die Diskussion ein. Ein Schwarzstorch-Vorkommen kann immerhin manches Bauvorhaben zum Einsturz bringen.

Oft ist in diesem Fall allerdings der Wunsch der Vater des Gedankens und bei den folgenden Untersuchungen finden sich keine Spuren von Ciconia nigra. So geschehen etwa bei der Diskussion um Center Parcs auf dem Muna-Areal oder der Debatte um den Windpark im Raitenbucher Forst.

Besucher oder Jungvogel auf Reviersuche?

Nun aber hat man einen Nachweis – allerdings an anderer Stelle. Dieter Werlein übermittelte unserer Zeitung eine Fotostrecke, die Aufnahmen des Vogels zeigen. Mit dem Smartphone aus einer Entfernung von rund 200 Meter gemacht. In „peripherer Lage des Pleinfelder Gemeindegebiets“ habe er bei einem Spaziergang das Tier zweimal gesehen, erzählt Werlein. Viel genauer will er nicht werden, schließlich sind die Tiere sehr störungsanfällig.

Ob es sich bei dem Pleinfelder Storch nur um einen durchziehenden Besucher handelt, oder vielleicht einen Jungvogel, der sich ein neues Revier sucht, ist unklar. Dieter Werlein hat behutsam mit Drohne und Wärmebildkamera in der Nähe der Sichtung nach einem Nest gesucht, aber keines gefunden. Das muss allerdings nichts heißen, denn Schwarzstörche nehmen durchaus auch zehn Kilometer Anflug zu Nahrungsplätzen in Kauf.

„Eine Schwarzstorchsichtung ist etwas sehr, sehr besonderes“, stellt Sebastian Amler vom Landesbund für Vogelschutz fest. Weil die Tiere so selten seien und zudem extrem scheu. Man gehe in Bayern lediglich von 100 bis 200 Brutpaaren aus. Ein oder zwei davon vermutet man auch im hiesigen Landkreis.

Begegnungen sind sehr selten

„Es gibt immer wieder Sichtungen, die darauf hindeuten“, so Amler. Ganz sicher ist man sich allerdings nicht, da es keine wissenschaftlichen Bestandserfassungen gebe und man den Tieren nur sehr selten begegne.

Der kleine Bruder des Weißstorchs ist viel stärker ans Wasser gebunden, wo er Jagd auf Fische macht, die bei ihm ganz oben auf dem Speiseplan stehen. Sein ziemlich imposantes Nest hat er dagegen in alten, aber lichten Waldgebieten. Gerade die Verbindung von Wald und Wasser schränken seine potentiellen Lebensräume ein.

Seltener Schwarzstorch bei Pleinfeld gesichtet

© Dieter Werlein, NN

Beim LBV hat man aber beobachtet, dass die Tiere ihr Verhalten ändern. Amler: „Wir stellen schon fest, dass die Reviere kleiner werden.“ Und auch die Nähe zum Menschen sei nicht mehr in jedem Fall ein Hinderungsgrund für einen Nestbau. „Vielleicht verlieren die Schwarzstörche langsam ihre Scheu“, so der LBV-Experte.

Bestände nehmen langsam zu

Zumindest nehmen die Bestände seit einigen Jahrzehnten wieder zu – wenn auch sehr langsam. Aktuell geht man von rund 40 000 Tieren weltweit aus. Auch der Weißstorch war lange Jahre gefährdet, bis sich die Bestände im vergangenen Jahrzehnt vor Ort sehr gut stabilisiert haben. Inzwischen sind Weißstörche auf den Altmühlwiesen keine Ausnahme mehr, sondern eher die Regel.

Davon ist man beim Schwarzstorch noch weit entfernt. Als potenzielles Schwarzstorch-Gebiet im Landkreis gilt unter anderem auch das Anlautertal, wo es laut dem Landschaftspflegeverband immer wieder Sichtungen gebe.

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