Syrischer Flüchtling bei der Weißenburger Feuerwehr
22.9.2020, 12:00 UhrSeit gut einem Jahr kleidet sich der 42-Jährige etwa einmal alle zwei Wochen in diese Montur, die je nach Ausrüstung 25 bis 45 Kilogramm schwer ist. Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich für ihn und zehn weitere Anwärter der "Übungsgruppe Fünf" der Beginn ihrer Grundausbildung verzögert: Daher dürfen sie bisher alle nur üben, aber nicht ausrücken.
Im vergangenen Sommer hat er sich mit vier syrischen Freunden entschlossen, bei der Freiwilligen Feuerwehr in Weißenburg anzufangen. "Wir wollten uns freiwillig engagieren", erinnert er sich. Über einen Bekannten seien sie auf die örtlichen Retter aufmerksam geworden, nun sind sie seit August 2019 Teil des Teams.
Durch dieses Ehrenamt hat der 42-Jährige heute mehr Kontakt mit Einheimischen und kann sich in deren, für ihn noch schwierigen Sprache verständigen. Die Sprache ist für ihn in zweierlei Hinsicht eine Herausforderung. "Das Problem ist: Ich lerne Hochdeutsch, verstehe aber den Dialekt nicht", erzählt er und lacht.
Für seine drei Kinder, die im Alter von sechs bis acht Jahren nach Deutschland gekommen sind, ist das Erlernen der deutschen Sprache nicht so schwer gewesen. Obwohl sie noch keine drei Jahren in Deutschland sind, sprechen alle beinahe fehlerfrei. Und auch seine Ehefrau bemüht sich darum, ihrem Mann beim Vertiefen der Sprachkenntnisse zu helfen.
2015 ist der Syrer zunächst allein über die Türkei und das Mittelmeer nach Deutschland gekommen. Den Rest seiner Familie konnte er im November 2016 nach Weißenburg holen. Sein Sohn besucht heute das hiesige Gymnasium, die ältere Tochter die Mittel- und die jüngste Tochter die Grundschule. Ali arbeitet auf 20-Stunden-Basis in der Küche im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Schönau, er würde allerdings gerne noch mehr tun.
Wenn man den Familienvater nach seinen Wünschen fragt, will er vor allem, dass es seinen Kindern gut geht. Sie sollen in Deutschland gut studieren und leben können. Fragt man erneut, dann möchte er gesund bleiben und Frieden auf der Welt.
Er hofft auch, "dass diese Corona-Pandemie vorbeigeht", denn er kann es kaum erwarten, seine zweijährige Grundausbildung bei der Feuerwehrzu starten. Er ist sehr dankbar, dass Deutschland ein Land ist, das ihn und seine Familie willkommen geheißen hat. "Meine syrischen Freunde und ich, wir wollen zeigen, dass Syrer gute Menschen sind. Wir wollen jetzt nicht nur zu Hause bleiben, sondern Deutschland gemeinsam besser machen", erklärt er.
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