Treuchtlingen einst Zentrum des Motorradsports

22.08.2015, 07:59 Uhr
Treuchtlingen einst Zentrum des Motorradsports

© Privat

Demnach wurde das aufwändig organisierte Rennen für Motorräder mit und ohne Seitenwagen am 18. Juni 1950 gestartet. Es war nach einer Pilotveranstaltung im Jahr 1949 das zweite Spektakel dieser Art. Ausrichter war der damalige Turn- und Sportverein 1883 Treuchtlingen. Das Rennen lief unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Fritz Staudinger, dem Treuchtlinger Bürgermeister Friedrich Korn und dem Weißenburger Dr. Rudolf Hagen.

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Gefahren wurde auf einem siebeneinhalb Kilometer langen Rundkurs. Der Start erfolgte am damaligen Sägwerk Schmidt in der Nürnberger Straße, in dem heute ein Fitnessstudio untergebracht ist. Von dort ging es zunächst über die Hauptstraße in die Stadtmitte, weiter über Oettinger und Luitpoldstraße zum Dietfurter Sträßchen. An der Altmühl entlang erreichten die Rennfahrer Dietfurt. Weiter führte das Rennen auf der B 2 zur damaligen Schambachkreuzung, die seinerzeit noch ganz anders aussah, und von dort zurück nach Treuchtlingen. Die B 2 war während des Rennens für den Verkehr komplett gesperrt. Das stelle man sich heute einmal vor...

Immerhin 39 Motorräder gingen in acht verschiedenen Klassen an den Start. In der „Königsklasse“ bis 500 Kubikzentimeter, in der auch der Treuchtlinger Karl Liebhardt mit einer NSU antrat, mussten sieben Runden absolviert werden, also 52,5 Kilometer. Ein weiterer Lokalmatador war Jakob Geiger, der in der Seitenwagenklasse startete.

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Die Rennfahrer kamen aus der gesamten Region und bis aus Dachau. Die Menschen säumten zu Tausenden als Zuschauer die Strecke. Nach den schweren Kriegsjahren und noch vor der Zeit des Wirtschaftswunders bot das Motorsportspektakel offenbar eine willkommene Abwechslung.

Neben dem Motorradrennen wurde auf dem selben Kurs auch ein Radrennen gestartet, dem allerdings offenbar kein so hoher Stellenwert beigemessen wurde. Im Grußwort wird der Motorsport hoch gepriesen, da er „eine besondere Freude für unsere Jugend“ sei. Aufgewachsen mit der Technik, fühle sich diese dem Motorsport verbunden. Außerdem, so der Tenor, komme die Veranstaltung der gesamten Wirtschaft zugute.

Am Start zu finden waren Motorradmarken, die heute längst in der Vergangenheit untergetaucht sind oder nostalgische Erinnerungen we­cken: Zündapp, DKW, NSU, Victoria und Horex. Wer kennt heute noch die Marken „Ardie“, „Ariel“, „Imme“ oder „Express“ und „Standard“?

Nur wenige Marken haben den späteren Niedergang der Zweiradindustrie in den 1950er Jahren überlebt, wie BMW und Moto Guzzi. Die mobile Zukunft gehörte dem Automobil, das sich in der Zeit direkt nach dem Krieg die Allerwenigsten leisten konnten.

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