Von Schnee bis Sonne

10.04.2012, 08:21 Uhr
Von Schnee bis Sonne

© Wachter

In Stopfenheim beispielsweise pflegt man noch die Tradition, dass vom Gründonnerstagabend bis in den späten Karsamstag die Glocken schweigen, um an die Grabesruhe von Jesus zu erinnern. In dieser Zeit übernehmen die Ministranten der Pfarrei mit selbst gefertigten Ratschen den Ruf zum Gottesdienst. Deshalb müssen sie bereits um 5.00 Uhr aufstehen, denn noch vor 6.00 Uhr ist das „Ge­betratschen“ angesagt; bis hin zum Karsamstag sind sie voll mit dieser Aufgabe ausgefüllt.

Die Ratschen haben eine lange Tradition in der Pfarrei und werden auch heute noch nach alten Vorbildern von Hand gefertigt. In Stopfenheim übernimmt dies in der Regel der heimische Rechenmacher Xaver Gruber. Die Ratschen werden dabei mit der Jahreszahl der Fertigung versehen. Die älteste trägt die Jahreszahl 1904. Solche alten Ratschen werden niemals verkauft, sondern höchstens ausgeliehen.

Auch die sogenannte Scheiterweihe hat in Stopfenheim überlebt und ist nach wie vor lebendig. Hier handelt es sich um die Segnung des Osterfeuers, das vor dem Gotteshaus angezündet wird. Nach der Segnung durch den Priester werden an diesem Feuer die Osterkerzen von Stopfenheim und Dorsbrunn entzündet und in feierlicher Prozession ins Gotteshaus getragen.

Von Schnee bis Sonne

In das Osterfeuer werden auch Holzscheite gesteckt und nach kurzer Zeit wieder herausgenommen. Nach der Segnung werden die angebrannten Holzscheite gelöscht und mit nach Hause genommen. Sie finden ihren Platz auf Getreidespeichern oder auf dem Dachboden der Häuser. Der Sage nach sollen sie vor Feuern schützen und auch Hilfe gegen Blitzeinschläge sein.

Osterbrunnen gibt es eine ganze Reihe im Weißenburger Land. Die größte Veranstaltung ist alljährlich die Einweihung des Pleinfelder Brunnens direkt vor dem Rathaus. Stellvertretender Bürgermeister Peter Herzner widmete sich dabei Bauernregeln wie: „Wenn zu Ostern die Sonne scheint, sitzt der Bauer am Speicher und weint.“ oder „Wenn’s Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer über durstig.“ Allzu viel Sorgen müsse man sich dennoch nicht machen, meinte Herzner. Schließlich ließen die Regeln durchaus Spielraum für Interpretationen. Er schickte bei dieser Gelegenheit auch Genesungswünsche an den erkrankten Josef Miehling.

Von Schnee bis Sonne

Zur Eröffnung der „Brunnensaison“ hatten sich zahlreiche Bürger eingefunden, und natürlich durfte auch die Pleinfelder Blasmusik unter Leitung von Michael Leisinger nicht fehlen. Passenderweise zeigte sich just zur Eröffnung die Sonne am sonst eher trüben Osterwochenende. Die bunt gefärbten Eier hatten Schüler der Pleinfelder Grundschule hergestellt.

Peter Herzner ging auf die Geschichte des Brunnens vor dem Pleinfelder Rathaus ein, der an die drei im Brombachsee untergegangenen Mühlen Birkenmühle, Langweidmühle und Öfeleinsmühle erinnert. Die Brunnenplastik zeigt neben Mühlenerzeugnissen auch den 1983 verstorbenen Georg Christ, den letzten aktiven Müller der Mandlesmühle, in der jetzt die Seemeisterstelle untergebracht ist.

Erstmals gab es heuer auch in Stopfenheim einen richtigen Osterbrunnen. Dieser findet sich im Kräutergarten, der im Zuge der Dorferneuerung entstanden war. Heinz Krach baute für den Brunnen ein Gerüst mit einer Krone. An 305 Metern Girlanden hängen nun 388 bunt bemalte Eier. Diese hatten Elisabeth Krach, Rosa Schmidtlein, Sonja Bittner und Ma­rianne Wagner angebracht. Pfarrer Markus Fiedler erteilte den kirchli­chen Segen, musikalisch umrahmt von den „Gambrout Blouser“.

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