Es läuft im Bergwaldtheater
2.8.2016, 15:15 Uhr„Die Saison war insgesamt gut“, stellte Kulturamtsleiterin Andrea Persch fest. In einem insgesamt trüben Sommer mit zahlreichen Gewittern hatte es die Naturbühne nicht schlecht erwischt. Keine Absage und nur einmal Regen beim Kinderstück Räuber Hotzenplotz. Das Wetterglück spiegelt sich in den Besucherzahlen wieder. 12338 Besucher kamen zu elf Veranstaltungen, was einen Schnitt von 1122 macht und eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Vorsaison bedeutet. 2015 kamen 1081 Zuschauer pro Kulturabend ins Bergwaldtheater.
Weil mit dem Konzert von Wolfgang Ambros eine Veranstaltung ausfiel und die Naturbühne deshalb nur elfmal öffnete, blieb die absolute Besucherzahl etwas unter dem Ergebnis des Vorjahres (12966). Wie stark zuletzt die Entwicklung des Bergwaldtheaters war, sieht man, wenn man einige Jahre in der Statistik zurückblättert. 2008, als man das 80-jährige Jubiläum des Theaters feierte, kamen etwas über 13000 Gäste – allerdings zu 24 Veranstaltungen. Der verheerend schlechte Schnitt zur Jubiläumsfeier: 560 Besucher, bei einem Fassungsvermögen von 1700 bis 1800.
Ein Experiment
Erheblich für den guten Schnitt verantwortlich sind vor allem zwei Formate. Zum einen das Heimspiel-Festival, das mit 2337 Besuchern einen neuen Rekord für die Naturbühne aufstellte und für fast ein Fünftel des gesamten Besucheraufkommens verantwortlich war. Zum anderen aber auch das Kinderstück der Luna Bühne aus Weißenburg. Die beiden Aufführungen des Räubers Hotzenplotz für Schulen, Kindergärten und Familien waren mit knapp 1300 und rund 1400 Besuchern ebenfalls überdurchschnittlich gut verkauft. Das gelang ansonsten im Programm nur noch der Nacht der Lieder (1376) und dem Brandner Kaspar (1185) der Weißenburger Bühne. Beides Veranstaltungen, die seit Jahren zu den Zugpferden des Programms gehören.
Zumindest recht nah dran am Besucherdurchschnitt, war das Experiment der diesjährigen Saison. Mit Kaya Yanar hatte sich das Kulturamt erstmals ein richtig prominentes Fernsehgesicht aus dem leicht konsumierbaren Comedy-Genre ins Theater geholt. Der schwärmte prompt vom Bergwaldtheater, das wie das Auenland in Herr der Ringe aussehe, und bot eine mitreißende Show. Mit 1020 Besuchern allerdings war das Ergebnis nicht ganz zufriedenstellend wie erhofft, befand auch Kulturamtsleiterin Persch.
Enttäuschend war der Besuch der Musical-Produktion der Universität Nürnberg-Erlangen, die „Natürlich Blond“ zweimal im Bergwaldtheater zeigte. Die rund 1350 Besucher hätten allerdings auch bei einer einzigen Aufführung im Theater Platz gefunden. „Qualitativ sind die Studenten auf einem sehr hohen Niveau“, stellte Persch fest. Und da alle Vorstellungen in Nürnberg ausverkauft waren, hätte man sich auch in Weißenburg mehr Resonanz erwartet.
„Natürlich Blond ist gewiss nicht so bekannt, wie zum Beispiel die bereits gezeigten Shows Grease oder Jesus Christ Superstar“, sieht Persch einen möglichen Grund in der Auswahl des Stücks. Die Studenten würden alle zwei Jahre stets zwei Vorstellungen geben, weil sich der Aufwand mit eigenem Bühnenbild und Anpassung an die Gegebenheiten des Bergwaldtheaters für eine einzige Show nicht rentieren würde.
Einer der atmosphärischen Höhepunkte der Saison war für die Weißenburger Kulturamtsleiterin der Auftritt der CubaBoarischen. „Da saß nach der Pause niemand mehr auf den Bänken, alle tanzten und wippten zwischen den Reihen mit und der verfüllte Orchestergraben wurde als Tanzfläche genutzt. Da war eine super Stimmung im Areal“, schwärmt Persch. Einen Achtungserfolg verzeichnete auch das zuletzt gebeutelte Operetten-Genre. Mit 728 Besuchern zeigte es deutlichen Aufwärts-Trend und verwies sogar die zweite Aufführung von „Natürlich Blond“ auf den letzten Platz. Stark war auch das Klassik-Open-Air besucht, das mit 753 Besuchern auf einem soliden achten Rang in der Zuschauergunst landete.
Während die Saison gerade abgeschlossen ist, sind die Planungen für die neue Spielzeit längst angelaufen. Im kommenden Jahr soll erstmals der aufgefüllte Orchestergraben bei Veranstaltungen bestuhlt werden. So sollte die Besucherkapazität um 100 bis 200 steigen. Nicht das Ende der Bemühungen, die Bühne nach vorne zu bekommen. „Baulich gibt es viel zu tun im Bergwaldtheater“, stellt Persch fest und schiebt nach: „Wir müssen einfach gucken, was sich finanziell realisieren lässt.“
Die Rahmenbedingungen sind angesichts zahlreicher anstehender Großprojekte für die Stadt schwierig. Im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept für Weißenburg werden unter anderem die Erneuerung, Umbau und Vergrößerung des Backstagebereichs sowie die Verbreiterung der Bühnenzufahrt als drängende Punkte genannt.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen