FOS/BOS-Schüler verweigern Präsenzunterricht

9.2.2021, 06:25 Uhr
FOS/BOS-Schüler verweigern Präsenzunterricht

© Foto: Schülermitverantwortung

Hinter der Aktion steckt ein Aufruf der Schülermitverantwortung (SMV), den Präsenzunterricht zu verweigern. Der gefährde die Gesundheit von Lehrer, Schülern und deren Familien. Zudem funktioniere das aktuelle Modell des Wechselunterrichts nicht, begründete die SMV diesen Schritt.

An der FOS/BOS werden die Abschlussklassen seit vergangener Woche im Wechsel beschult. Das bedeutet, dass die eine Hälfte der Klasse Unterricht im Schulgebäude bekommt und die andere zeitgleich zu Hause vor dem Rechner sitzt. Die Schüler können dort über einen Livestream das Unterrichtsgeschehen auf ihrem Bildschirm verfolgen.

Die Kritik der Schüler an diesem Modell geht in zwei Richtungen.

Erstens: Es sei nicht nachvollziehbar, warum man sich bayernweit nur mit einem Menschen aus einem anderen Hausstand treffen dürfte, aber in der Schule mit bis zu 14 anderen Personen. Und das unter den Bedingungen der sich verbreitenden Corona-Mutationen, die in den vergangenen Tagen auch den Landkreis erreicht hätten (wir berichteten). Die Schülerschaft fühle sich nicht sicher genug und sei "geplagt von der Entscheidung, ihre Gesundheit und die ihrer Familie zu riskieren, um den höchsten Schulabschluss zu erreichen", heißt es in der Pressemitteilung.

Unentschuldigtes Fehlen?

Zweitens: Der neue Wechselunterricht sei keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung. Die eine Hälfte der Klasse könne von zu Hause aus nur passiv am Unterricht teilnehmen, indem sie ihn am Bildschirm verfolgten. Eine Möglichkeit, sich zu Wort zu melden oder Fragen zu stellen, ist nicht vorgesehen. Die Homeschooler verstehen in weiten Teilen lediglich den Vortrag des Lehrers, nicht aber die Wortmeldungen und Beiträge der Schüler, die vom Mikrofon der Webcam nicht mehr gut übertragen werden.

Der allgemeine Distanzunterricht in speziellen digitalen Klassenzimmern sei besser gewesen, weil alle Schüler die gleiche Möglichkeit hatten, am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen.

FOS/BOS-Schulleiter Klaus Drotziger wurde am Samstagabend per Mail von dem Streik informiert. Er präsentierte sich im Gespräch mit unserer Zeitung ruhig und sachlich. "Ich persönlich habe durchaus Verständnis für das Engagement der jungen Leute", stellte er fest, verwies aber auch auf die rechtliche Situation. "Es gibt eine Schulpflicht auch für den Präsenzunterricht. Wir sind ja hier nicht in irgendeiner Baumschule. Man kann das nicht ausgleichen, indem man sich freiwillig ins Homeschooling begibt." Man halte fest, wer nicht zum Unterricht erschienen sei und melde es ans Kultusministerium. Wie dann konkret damit umgegangen werde, müsse man sehen.

 

Allerdings kann diese Frage recht schnell zentral werden. Denn Schüler der FOS/BSO dürfen nur fünf Tage unentschuldigt fehlen. Andernfalls werden sie nicht zum Abitur zugelassen. Daniel Terres, einer der beiden Schülersprecher der FOS, zeigte sich auf Anfrage unserer Zeitung davon überrascht. Man war davon ausgegangen, dass der freiwillige Rückzug ins Homeschooling nicht als unentschuldigtes Fehlen gewertet würde. Die SMV wollte noch am gestrigen Montag das Gespräch mit der Schulleitung suchen. Man hoffe nicht, dass die Lösung des Konflikts nun in Einschüchterung bestehen solle, hieß es.

Die Schulleitung wie auch die Lehrkräfte der Weißenburger FOS/BOS hatte die SMV in ihrer Stellungnahme explizit von der Kritik ausgenommen. "Weder die Lehrkräfte noch die Schulleitung trifft die Schuld. Schuldig ist aus Sicht der Schülerschaft das Kultusministerium und ihre ,Hauruck-Aktion‘", heißt es in dem Schreiben.

Verhärtete Fronten vermeiden

Drotziger bedauerte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die SMV nicht vorher das Gespräch mit der Schulleitung gesucht hatte, sondern man jetzt "mit dem Streik gleich zum großen Hammer gegriffen" habe. Er habe den Eindruck, dass man bislang einen guten Job gemacht habe und es vielleicht Möglichkeiten für Nachbesserungen gegeben hätte. Man wolle nun das Gespräch suchen und verhärtete Fronten vermeiden.

Bei der SMV von FOS/BOS stieß es allerdings ein wenig bitter auf, dass die Plakate, die man am Sonntagabend an der Schule angebracht hatte, binnen kürzester Zeit wieder verschwunden waren. "Ist die Stimme der Schülerschaft denn so unwichtig?", fragte sie in ihrem Statement abschließend.

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