Ist das eklig!
21.01.2013, 08:17 Uhr
Ein paar Eimer Farbe werden nicht reichen, um das Gebäude, das seit 1998 nicht mehr als Bahnhof genutzt wurde und seitdem zugesperrt war, wieder auf Vordermann zu bringen. Vor allem die Toiletten boten ein Bild des Ekels. Müll, Dreck, Rattenkot und Vandalismusspuren vergangener Tage, die nie beseitigt wurden, lassen erahnen: Hier muss die Stadt erst einmal kräftig anpacken und auch Geld investieren, ehe man die Wartehalle wieder aufsperren kann.
Ein wenig wirkt der Bahnhof wie ein Trainingslager für potenzielle Dschungelcamp-Kandidaten: Neben dem ganzen Dreck und den überall herumstehenden Rattenfallen kann der modrige Geruch als Gradmesser für die persönliche Ekelgrenze dienen. „Die Toiletten sind jetzt erst einmal vordringlich“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, der am Samstagmorgen selbst die Führung übernahm. Die Sanierung werde sicher „keine Geschichte, die man in ein paar Tagen erledigen kann“.
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Für Schröppel steht auch fest, dass Warteraum und der Toilettenvorraum videoüberwacht werden müssen. Anders sei das Vandalismusproblem nicht in den Griff zu bekommen. Die Erfahrungen mit den öffentlichen Toiletten in der Spitalanlage hätten eines gezeigt: „Ohne Videoüberwachung geht es nicht.“ Die Intimsphäre werde natürlich respektiert. Keiner müsse Angst haben, auf der Toilette gefilmt zu werden. Auch Hermann Auernhammer, der Leiter des Sachgebiets Hochbau bei der Stadtverwaltung, machte klar: „Uns geht es nur um die Sicherheit.“
Wie hoch die Kosten für die Sanierung werden, steht noch nicht fest, da es noch zu viele Unwägbarkeiten gibt. Bislang hängt die Stromversorgung in dem Gebäude komplett an der Bahnversorgung. Der erste Stock des Gebäudes wird in regelmäßigen Abständen für Beratungsgespräche des Bahnsozialwerks genutzt. Der zweite Stock ist komplett vermietet und wird als Wohnung genutzt.
Das erste Obergeschoss könnte beispielsweise für Bandproben oder von der Musikschule genutzt werden, nannte der Oberbürgermeister nur zwei Beispiele für eine denkbare Nutzung. Erst aber müsse man alles einmal genau analysieren und prüfen, um genau sagen zu können, was machbar ist und was nicht.
Schröppels Ziel ist es, Wartehalle und Toiletten möglichst schnell wieder für die Reisenden nutzbar zu machen. Erste Gespräche vor Ort fanden bereits vergangene Woche mit Vertretern der Bahn statt. Und auch mit der Betreiberin der Imbissbude, die vor dem Bahnhof steht, hat der OB bereits gesprochen. Bei schlechtem Wetter könnte sie die Bahnreisenden auch in der Wartehalle bewirten und dort ein paar Bistrotische aufstellen, so die Idee. Bei dem Tag der offenen Tür machte Schröppel aber auch eines deutlich: „Unsere Zuständigkeit endet vor der Tür.“ So sei die Stadt Weißenburg nicht verantwortlich dafür, wenn auf dem Bahnsteig nicht geräumt sei oder im Umgriff des Gebäudes Müll herumliege.
Trotz des schlechten Zustands des Bahnhofs ist das Stadtoberhaupt noch immer froh, dass der Deal glückte und der Bahnhof jetzt im Eigentum der Stadt Weißenburg ist. „Es war schon immer mein Traum, einen Bahnhof zu besitzen“, scherzte er. Schröppel hat tatsächlich von Kindesbeinen an Eisenbahnerluft geatmet: Der Großvater war Schaffner, sein Vater Eisenbahnschlosser in Nördlingen. Und im Schröppelschen Keller steht eine Modelleisenbahn der Firma Märklin, Spur H0. Bis der echte Bahnhof allerdings so gepflegt aussieht wie das Modell, wird es noch eine ganze Weile dauern.
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