Zum Dahinschmelzen
21.12.2011, 00:00 Uhr
700 Koch- und Backbücher im Regal, alle einmal durchexerziert, über sechs Meter Gewürzgläser, alle Küchenutensilien griffbereit — Kochen und Essen nimmt bei Doris Braun und Robert Seibold einen großen Raum im Leben ein. Die beiden 49-Jährigen aus Germersberg im Nürnberger Land lieben gutes Essen. Spätestens beim Dessert ist auch der letzte Gast von ihrer Leidenschaft überzeugt: Die Pralinen, die das Paar von Hand fertigt, sind wahre Gaumenschmeichler. Edle Trüffel mit feinen Bränden und so erlesenen Zutaten wie Limettenschalen-Krokant oder karamellisierte Rosenblüten haben es in sich.
Feines aus Franken
„Nur das Feinste kommt hinein“, sagt Doris Braun über die zartsüßen Kreationen, die sie mit ihrem Lebensgefährten fertigt. Bio-Butter, Bio-Sahne, Schokolade mit mindestens 60 Prozent Kakaoanteil, ausgewählte Schnäpse, keine Aromen, null Konservierungsmittel, „kein Kirschwasser aus Kanistern“ — den Anspruch pflegen die beiden gebürtigen Nürnberger. Für die Canache ist dem Genießer-Duo gerade das Beste gut genug: Der Erdbeerbrand, der sich im Trüffel findet, kostet zum Beispiel 130 Euro pro Flasche. „Die Brände stammen weitgehend aus Franken“, betont Doris Braun. „Wir leben schließlich im Schlaraffenland der Brennereien, Brauereien und Weingüter.“
Doch für manche Praline greift die anspruchsvolle Verkosterin auch zum „Grappa aus dem Veneto, der zehn Jahre im Eichenholzfass gelagert hat“ oder zum Holunderblüten-Brand aus Österreich. „Man muss schon einen Schlag haben, wenn man so etwas macht“, sagt die Feinschmeckerin lachend, die stets auf der Suche nach den besten Obstbrennern ist.
„Mit Liebe gemacht“
Was aus Spaß und als Geschenkidee für den Freundeskreis vor acht Jahren begann, ist zu einer kleinen Geschäftsidee geworden: 24 Sorten, von „Evas Apfel“ bis zur vergoldeten Holunderblüten-Kugel, gehören mittlerweile zum Angebot der kleinen Manufaktur namens „Schokoladenmund“.
Im neu bezogenen Wohnhaus wollen Doris Braun und ihr Partner baldmöglichst auch eine Konditor-Werkstatt im Keller einrichten. Damit sie nach Lust und Laune an ihren Unikaten arbeiten können. „Rumkugeln, Marc de Champagne-Trüffel und all das, ist mir zu gewöhnlich“, sagt Seibold. Auch alles maschinell Hergestellte, ist ihm ein Graus. Was die beiden kreieren, ist deshalb nicht ohne Grund Handarbeit. „Alles, was mit Liebe gemacht wird, schmeckt man einfach“, ist Doris Braun überzeugt. Zehn Minuten Arbeit stecken in jeder Praline.
Weil es die Schoko-Kunstwerke aber eben nicht wie am Fließband gibt, müssen sie vorbestellt werden — www.schokoladenmund.de —. Denn die Pralinen-Fertigung ist für das Paar pures Freizeitvergnügen. Seibold, gelernter Konditor, verdient seinen Lebensunterhalt schließlich als städtischer Mitarbeiter in Lauf, sie ist Sekretärin. Nur am Abend und am Wochenende bleibt den beiden die Zeit, neue „wilde“ Rezepturen auszuprobieren und stundenlang die warme Schokolade zu rühren, bis sie das richtige Aroma annimmt. Die Handarbeit hat allerdings ihren Preis: Vier Pralinen kosten 12,50 Euro. Verdient seien daran sechs Euro, die Arbeitszeit nicht eingerechnet. „Lieber habe ich etwas Gutes und G’scheites“, lautet entsprechend Brauns Einstellung. Mit ihrer Haltung behält sie tatsächlich recht: Nach zwei, drei Pralinen ist die Lust auf Süßes gesättigt.
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