„Die Nacht in mir“

7.4.2012, 10:30 Uhr
„Die Nacht in mir“

© Kinosaal-Montage: Hava

„Sam, wie ist es, blind zu sein?“, fragt Freundin Selina. „Wie die Nacht in mir“, antwortet der junge Boxer, der die Hauptrolle in Davide Grisolias 60-Minüter „Die Nacht in mir“ spielt. In dem Kinostreifen dreht sich alles um den blinden Boxer Sam. der in seinem Sport erfolgreich werden will. In einem Fight-Club nimmt er deshalb an illegalen Kämpfen teil. Er steckt viel ein. Doch mit starkem Willen und mit Hilfe der Kommandos seines Trainers schafft es Sam, im Boxring seinen Mann zu stehen.

Regisseur und Drehbuchautor Davide Grisolia erzählt in dem Film seine eigene Geschichte. Denn er selbst musste sich in seinem noch kurzen Leben immer wieder beweisen: In der 1. Klasse hätte er fast in die Förderklasse gemusst, weil sein Deutsch zu schlecht war. Bis heute wird in seiner Familie haupsächlich italienisch gesprochen.

Die Sprachhürde hat der 19-Jährige überwunden, doch nach der M-Klasse in der Hauptschule wollte er weiter auf die Fachoberschule. „Ich musste in der 11. Klasse viel nachholen, vor allem in Mathe“, erinnert sich der junge Mann, der im vergangenen Jahr schließlich sein Fachabi machte – und seinen ersten Kinofilm.

Vier bis fünf Wochen lang hat Davide Tag und Nacht über dem Drehbuch gebrütet. Die Schauspieler hatte er schneller an Bord. Die Hauptrolle übernahm Nick Förster, ein Schulkamerad. „Der kann prima Leute nachmachen, das fand ich gut“, erzählt Davide. „Den Trainer habe ich durch Zufall während des Drehs gefunden.“ Denn bei der Box-Szene im Fight-Club kam plötzlich Fernando Marzano zum Ring und gab dem Boxer Anweisungen zu seinen Schlägen, zu seiner Beinarbeit... „Ich habe ihn dann gefragt, ob er Lust hat, in meinem Film mitzuspielen. Und dann haben wir die Szene direkt abgedreht“, erinnert sich der 19-Jährige an die Auftritte des älteren Mannes, der einen lustigen fränkisch-italienischen Akzent spricht.

Eigenes Equipment

Davides Lieblingsrolle spielt aber „Kevin Smith“ alias Raphael Mudola, der ihm auch bei der Regie half. „Weil der Trainer viel Text hat, aber etwas undeutlich spricht, habe ich am Set den Kevin erfunden. Er sagt einfach die wichtigsten Sachen, die eigentlich Fernando sagen sollte“, erklärt der Roßtaler, der von seiner Gemeinde sehr viel Unterstützung erhalten hat. Ohne die Sponsoren wie die Sparkasse oder Galacom wäre der Film sowieso kaum möglich gewesen. Denn Davide hat sich das Equipment nicht ausgeliehen – das wäre viel zu teuer gewesen – sondern selbst gekauft.

„Die Nacht in mir“

© Johnston

„Man bekommt heute eine gute Kamera mit Tiefenschärfe-Einstellung und ein Richtmikrofon relativ günstig“, erklärt Davide. Für vier Tage würde man dem Verleih schon 1000 Euro bezahlen – und dann ist ein Schauspieler krank und der Dreh muss verschoben werden...

Davide war schon immer ein Filmemacher, der neben Plan B noch sämtliche andere Pläne auf Lager hat. Als Scheinwerfer taugen dann auch Baustellenlichter. „Deren Licht kann man mit bunten Folien toll variieren“, findet der 19-Jährige, der gerne auch Filmanfängern Tipps gibt. Die Leidenschaft sei aber das Wichtigste, nicht das Geld.

Davide fühlt sich gut, wenn er durch seine Arbeit anderen helfen kann und dabei Leute unterhält. „Im Babylon-Kino habe ich es genossen, die Emotionen der Besucher von ihren Gesichtern abzulesen. Wenn ich das Publikum nicht mitreißen kann, ist es kein gelungener Film.“

Die Kino-Einnahmen spendet der junge Mann deshalb für soziale Zwecken an die Caritas und die Muhammed-Ali-Foundation für mehr Menschlichkeit. Und weil der Film so gut beim Publikum ankam, plant Davide schon eine Fortsetzung – doch vorerst kümmert er sich um seine eigene Zukunft: Er sucht händeringend einen Studienplatz im Fach Filmregie.

Ihr seid neugierig auf den Film geworden? Einen Trailer findet ihr unter www.youtube.de – gebt in die Suche „Die Nacht in mir“ ein. Mehr Infos zu weiteren Vorführungen bekommt ihr auf Facebook unter Davide Grisolia Films.

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