Erlangen: Unterricht im Freien

Stefanie Goebel

Extra-Redaktion

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12.11.2018, 17:53 Uhr
Erlangen: Unterricht im Freien

© Stefanie Goebel

Es hämmert, bohrt und sägt auf der Wiese an der Pestalozzischule in Erlangen-Bruck. Sind wir hier auf einer Baustelle oder an der Grundschule? Schaut man allerdings genauer hin, sieht man keine Bauarbeiter werkeln, sondern Schüler. Genauer gesagt, die Klasse 3c.

Alle zwei bis drei Wochen verbringen die Kinder einen halben oder ganzen Schultag im Freien, um dort Dinge fürs Leben zu lernen, sagt Lehrer Volker Weiß. Heute steht etwas Handwerkliches auf dem Plan: In drei Gruppen arbeiten die Schüler an einem Stück Holz.

An einer Station werden Nägel ins Holz gehämmert, an der nächsten Schrauben mit einem Akkuschrauber reingedreht, und an der dritten wird das Stück Holz in zwei Teile auseinandergesägt.

Die Schüler sind mit Begeisterung bei der Sache. Allerdings gehören sie zu sehr wenigen, die in den Genuss der Draußenschule kommen. Die Länder Schweden und Dänemark sind weltweit führend, was diese Art des Unterrichtens betrifft.

"Hier ist meist nach dem Waldkindergarten Schluss", bedauert Ulrich Dettweiler. Er war an der Studie beteiligt, die untersuchte, wie sich Draußenschule auf die Schüler auswirkt. Vor allem Erfolgserlebnisse steigerten beim Unterricht im Freien die Motivation.

Stolze Schüler

Und genau das kann man den Drittklässlern aus Erlangen ansehen: Sie sind stolz, wenn der Nagel gerade im Brett steckt. "Dabei muss man sich richtig konzentrieren", meint Lucas. Seine Mitschülerin Stella findet es anfangs schwierig, die Schraube mit dem Akkuschrauber ins Holz zu kriegen. Freundin Adea ist da schon erfahrener. "Mein Vater ist Handwerker, ich helfe ihm oft in den Ferien", erzählt sie lächelnd.

Erlangen: Unterricht im Freien

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Seit sechs Jahren unterrichtet Volker Weiß seine Schüler im Freien. Es geht ihm vor allem darum, "Dinge, die im Lehrplan stehen, erlebbar zu machen". Das sind Themen aus dem Heimat- und Sachunterricht wie Orientierung in der Natur, Kennenlernen von Laub- und Nadelbäumen oder Umgang mit Feuer.

Aber auch Mathe, Sport und Kunst kann man draußen lehren: Beim Bau einer eigenen Holzhütte, bei der Schneewanderung und dem Bau eines Iglus oder beim Gestalten von Naturbildern. "Und Deutsch ist sowieso immer dabei, weil die Schüler zum Beispiel neue Begriffe lernen", sagt der 38-jährige Grundschullehrer, der auch seine Kollegen fortbildet, damit noch mehr Schüler im Freien unterrichtet werden können.

"Jetzt haben wir endlich unsere neue Holzhütte, in der wir unser Material lagern können", berichtet er erfreut; und dass sich jetzt ein paar seiner Kollegen seinem Vorbild anschließen möchten. Die Vorteile liegen seines Erachtens auf der Hand: Der Forschergeist der Kinder wird geweckt, sie bewegen sich, sie lernen mit ihren Mitschülern besser umzugehen und begegnen der Natur und Tieren mit mehr Wertschätzung.

Außerdem härtet Draußenunterricht ab: Die Schüler lernen, mit kleineren Verletzungen umzugehen. Joele zum Beispiel hat sich den Finger an der heiß gewordenen Schraube verbrannt; aber damit kommt er klar, indem er den Finger unter kaltem Wasser kühlt.

Auch das Wetter hält nicht davon ab rauszugehen. "Ich habe den Draußenunterricht noch nie abgesagt", berichtet Volker Weiß. Nur einmal – bei minus 15 Grad – habe er früher Schluss gemacht. "Am schlechtesten ist Regenwetter. Nieselregen ist aber mit der richtigen Kleidung okay."

Auch Kino gehört dazu

Und wie finden die Grundschüler die Draußenschule? Super, lautet die einstimmige Antwort. "Wir haben im Wald eine Schlange, eine Maus und einen Frosch gesehen", erzählt Lucas. Joele gefiel das Räuber- und Gendarm-Spiel, und Luca erinnert sich an einen Kinobesuch. "In dem Film ,Die kleine Hexe‘ haben wir gelernt, wie man sich die Natur zum Vorbild nehmen kann", sagt er.

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Heute wird bis zum Mittag draußen gewerkelt. Das Sägen, Hämmern und Schrauben diente nur als Vorbereitung für eine andere Aufgabe: Die Schüler sollen einen Tisch bauen.

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