Schlimmstenfalls werden die Brüste asymmetrisch
29.5.2012, 16:00 UhrHerr Dr. Radu, was ist an diesem Füllmaterial so problematisch? Immerhin erspart es den Frauen eine Operation.
Dr. Caius Radu: Das ist richtig, Macrolane kann einfach gespritzt werden. Die Anbieter zielen auf die Angst der Frauen vor einem operativen Eingriff unter Vollnarkose ab. Aber die Substanz, bei der es sich um eine synthetische Hyaluronsäure handelt, wird abgebaut, womöglich sogar unterschiedlich schnell. Das heißt, die Brüste können asymmetrisch sein. Das Mittel verteilt sich unpräzise im Gewebe und kann eine beliebige Form annehmen. Vor allem aber laufen die Radiologen Sturm dagegen, weil es die Brustkrebsdiagnostik extrem erschwert. Das Mammakarzinom betrifft statistisch gesehen zehn Prozent der Frauen, allein in Deutschland erkranken 50.000 Frauen pro Jahr. Eine tadellose Vorsorge ist deshalb extrem wichtig.
Und das Mittel ist trotzdem zugelassen?
Radu: In Frankreich ist es seit dem vergangenen Jahr verboten. Zudem hat der Hersteller die Zulassung für die Brustvergrößerung Ende April zurückgezogen, die Firma reagiert damit auf die Proteste der Radiologen. Dennoch wird es im Internet weiter beworben und ich habe immer wieder Patientinnen in meiner Praxis, denen ich die Substanz entfernen muss. Das Mittel ist frei erhältlich, so dass es von Ärzten verschiedener Fachgebiete injiziert werden kann. Doch solche Eingriffe sollten Spezialisten vorbehalten bleiben.
Eine Brustvergrößerung ist eine Schönheitsoperation, die Frauen könnten doch einfach darauf verzichten. Warum entscheiden sich viele Frauen dennoch dafür?
Radu: Es geht nicht nur um eine optische Frage, viele Frauen gewinnen durch den Eingriff auch nach einer Brustkrebsoperation ein anderes Körpergefühl zurück. Und Silikon-Implantate seriöser Hersteller sind teilweise seit Jahrzehnten auf dem Markt, ohne dass es größere Probleme gegeben hat. Manche Firmen geben sogar eine Art Garantie und beteiligen sich an den Kosten für einen eventuellen Austausch.