Schwiegertochter rang Messerstecher zu Boden

29.2.2012, 13:00 Uhr
Schwiegertochter rang Messerstecher zu Boden

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Das Drama spielte sich vor fast einem Jahr in Fürth ab: Gegen 3.30 Uhr suchte die 53-Jährige das Badezimmer auf. Plötzlich warf ihr Ex-Mann eine Decke über ihren Kopf und stach mit einem Messer auf sie ein.

Nun sitzt Djura A., ein 54 Jahre alter Serbe, vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, und Staatsanwältin Jutta Schmiedel wirft ihm versuchten Mord vor – seine Ex-Frau leidet bis heute unter den Folgen der Tat. Ihr Körper ist von Narben übersät, sie ist auf starke Schmerzmittel angewiesen, Angstanfälle suchen sie heim. Ihre Anwältin Manuela Gross fordert im Zuge eines sogenannten Adhäsionsverfahrens — es macht einen Zivilprozess überflüssig — 25000 Euro Schmerzensgeld.

Denkbar, dass die Frau nur deshalb mit dem Leben davonkam, weil ihr Sohn und ihre Schwiegertochter, geweckt von den Schreien, alarmiert aus den Betten sprangen. Auch diese beiden griff er mit dem Messer an, doch der Schwiegertochter gelang es, ihn auf das Sofa zu drücken. Die neunjährige Enkelin des Opfers griff nach dem Telefon und rief die Polizei. Ihr Opa wurde festgenommen.

Die Bluttat ist trauriger Höhepunkt eines jahrelangen Martyriums, das 1979 in Serbien begann. Damals heiratete das Ehepaar A., vier Kinder gingen aus der Ehe hervor.

Doch Djura A., so schildert seine Ex-Frau vor Gericht, versoff und verspielte das Geld, seine Frau schlug er, bis sie aus lauter Angst nachts einnässte. 1986 soll er mit einer Axt auf sie losgegangen sein.

Drei Jahre später zog sie mit ihren Kindern nach Fürth, zeitweise versteckte sie sich in einem Frauenhaus. 1994 ließ sie sich scheiden, hielt sich und ihre Kinder mit Putzjobs über Wasser, und Djura A. wurde nach Serbien abgeschoben.

Ganz aus den Augen verloren sich die beiden nie. Besuchte sie Verwandte in Serbien, begegnete sie auch ihm. Im März 2011 kam er nach Deutschland zurück, brach wieder in ihr Leben ein. Gutmütig gewährte sie ihm in ihrer bescheidenen Wohnung einige Tage Unterschlupf — und Djura A. verlangte die erneute Heirat. Seine Ex-Frau vermutet, dass er sich auf diese Weise seinen Aufenhaltsstatus sichern wollte, doch abgelehnt hätte sie in jedem Fall.

Immer wieder bohren Anklägerin Schmiedel und Strafverteidiger Martin Kefer in der Erinnerung der Zeugin. Wurde sie im Dunkeln überfallen, schlich er sich an, hat sie das Messer gesehen? Das ständige Gemurmel des Simultandolmetschers erschwert die Situation auch für die Prozessbeteiligten, die Zeugin, die bis heute als traumatisiert gilt, leidet sichtlich.

Sie soll punktgenau antworten, teils private Dinge erklären. Eine Situation, die viele Zeugen überfordert, doch hier kommt die Sprachbarriere hinzu, die angespannten Nerven, die grässlichen Erinnerungen.

Richter Richard Caspar wirbt bei der Zeugin um Verständnis für das Procedere. Es geht um die Wahrheitsfindung — und immerhin um die Frage, ob es sich um einen Mord- oder Totschlagsversuch handelt. Ein Urteil will die Strafkammer nächste Woche sprechen.