0:1 in Bielefeld: Harmloser Club verliert erneut

9.3.2018, 20:23 Uhr
Ewerton (li.) und Fabian Bredlow (re.) hatten beim Bielefelder Siegtreffer nur das Nachsehen.

© Sportfoto Zink / DaMa Ewerton (li.) und Fabian Bredlow (re.) hatten beim Bielefelder Siegtreffer nur das Nachsehen.

Eigentlich fühlen sie sich in Bielefeld gar nicht bereit für den Angriff auf den Relegationsplatz, wie Julian Börner kürzlich wissen ließ. Die Frage ist nur, welchen der Arminia-Kapitän gemeint haben könnte. Vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg hatte seine Mannschaft fünf Zähler Rückstand auf den Dritten und sechs mehr als der Drittletzte.

Die Zweite Liga scheint irgendwann in den vergangenen Wochen endgültig verrückt geworden zu sein. Vor allem Mannschaften wie die Arminia, die sich im breiten Mittelfeld des Klassements niedergelassen haben, müssen es ausbaden. Acht Runden vor Schluss ist noch alles drin, in beide Richtungen; nach dem späten 1:0 (0:0)-Erfolg gegen den Zweiten aus Nürnberg dürfen die Ostwestfalen zumindest auf Rang vier übernachten. Wie sich die Niederlage für die Gäste auswirkt, kann sich bereits am Samstag zeigen, wenn Verfolger Holstein Kiel beim VfL Bochum anzutreten hat.

Im Fahrstuhl nach oben?

"Wir haben ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht", bilanzierte Enrico Valentini, "verteidigen aber in einer Situation nicht gut. Und das wird gleich bestraft." Kerschbaumer verwertete in der 90. Minute einen überragenden Rückpass von Klos zum Tor des Abends, zuvor hatte der Club einige gute Möglichkeiten zur Führung ausgelassen. Sei‘s drum. "Wir machen uns jetzt keinen großen Kopf, nächste Woche geht‘s weiter", sagte Patrick Erras.

Im offiziellen Stadionmagazin Halbvier reichte die Vorstellung des prominenten Gastes bis in die seligen Rekordmeisterzeiten zurück, die Jahre danach verliefen weniger erfreulich. "Für seine Auf- und Abstiege (…) ist Nürnberg bekannt und wird aus diesem Grund auch häufig als Fahrstuhlmannschaft betitelt", heißt es da, was sie als Kompliment verstehen würden, wenn es spätestens Mitte Mai tatsächlich klappen sollte mit der Versetzung nach oben.

Danach sieht es aktuell, nach zuletzt einem Unentschieden und zwei Niederlagen, aber nicht unbedingt aus. Der Trend spricht gerade gegen den 1. FC Nürnberg, wobei selbst nach dem 0:0 weiter alles möglich ist. Trainer Köllner ließ wie so oft wenig unversucht und baute seine Startformation auf drei Positionen um: Valentini, im Derby schmerzlich vermisst, übernahm nach seiner Gelb-Sperre wieder rechts hinten, offensiv durften sich diesmal Stefaniak (rechts) und Salli (links) von Beginn an versuchen. Taktisch bedeutete die Aufstellung eine Rückkehr zum bewährten System mit Viererkette und einer zentralen Spitze.

Möhwald verletzt raus

Für Experimente ist die Lage gerade einfach zu heikel; die vielen Fehler gegen Fürth sind auch den Scouts der Arminia aufgefallen, "etwas unter Druck", glaubte auch Bielefelds Trainer Saibene, seien die zuvor unglaublich stabilen Nürnberger nach zwei weniger berauschenden Auftritten plötzlich - und ließ den Ballführenden deshalb gezielt anlaufen. Weil der Club häufig Probleme damit hatte, die erste Welle zu überwinden, geriet der Aufbau besonders in der ersten Halbzeit meist zu hektisch und ungenau.

Sobald Fußball gespielt wurde, näherte sich der nominelle Favorit auch gleich vielversprechend an; Stefaniak (8.) und Margreitter (15.) fehlte im Abschluss die letzte Überzeugung, Zrelak in der 23. Minute bei Nürnbergs größter Möglichkeit im ersten Durchgang die Präzision. Sein Kopfball aus vier Metern hätte das 1:0 sein müssen für den Club, der kurz darauf wechseln musste. Bereits in der Anfangsphase hatte sich Möhwald bei einem Zweikampf mit Behrendt in Strafraumnähe am Oberschenkel verletzt, für ihn besetzte der eingewechselte Löwen, der später seine fünfte Gelbe Karte sehen sollte und somit am nächsten Sonntag gegen Darmstadt fehlt, fortan das kreative Zentrum.

Später Schlag für den Club

Hinten ließen die Gäste zunächst wenig zu - einzig Kerschbaumer näherte sich kurz vor der Pause gefährlich an – nach vorn ging aber auch nicht viel, weil die Taktgeber Erras und Behrens in der vertikalen Eröffnung meist lieber die humorlose, konsequente Variante bevorzugten.

Einigen Zuschauern dürfte zur Pause der Nacken geschmerzt haben ob der zahllosen Befreiungsschläge – sollten aber von den zweiten 45 Minuten einigermaßen entschädigt werden für den langen Vorlauf. Beide Teams erhöhten jetzt das Risiko, den stärkeren Eindruck hinterließ dabei der Club, die ersten Chancen aber hatte Arminia: Nach knapp einer Stunde musste Torhüter Bredlow binnen weniger Sekunden mit zwei Glanzparaden gegen Staude und Behrendt das 0:0 retten, auf der anderen Seite wählte Leibold in sehr guter Position den falschen, weil schwächeren rechten Fuß.

Zumindest auf seinen Schlussmann konnte sich Nürnberg verlassen, dass trotzdem aufpassen musste. Bielefeld stellt eine der fittesten Vertretungen in der Zweiten Liga, wie bereits sieben Tore nach der 90. Minute belegen. Am Freitagabend klappte es kurz davor: Kerschbaumer staubte aus wenigen Metern zum umjubelten 1:0-Siegtreffer ab.

Arminia Bielefeld:  Ortega - Dick, Behrendt, Börner , Hartherz - Prietl, Schütz, Kerschbaumer, Staude (81. Weihrauch) - Putaro (69. Hemlein), Voglsammer (88. Klos)

1. FC Nürnberg: Bredlow - Valentini, Margreitter, Ewerton, Leibold - Erras - Behrens - Möhwald (25. Löwen) - Salli (90.+1 Petrak), Stefaniak (71. Werner) - Zrelak 

Tore: 1:0 Kerschbaumer (90.) | Gelbe Karten: Börner - Löwen, Ewerton | Schiedsrichter: Kampka (Mainz) | Zuschauer: 18.542.

+++ Hier gibt's die Partie zum Nachlesen im Live-Ticker +++

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