0:4 beim FCB: Wiesinger-Elf bekommt Grenzen aufgezeigt
13.4.2013, 17:56 UhrMit einer runderneuerten Anfangsformation, despektierlich hätte man auch B-Elf sagen können, trat der Rekordmeister nach dem Champions-League-Triumph in Turin und vor dem DFB-Halbfinale gegen Wolfsburg zum bayerisch-fränkischen Kräftemessen an. Die Nürnberger ihrerseits schickten ihre beste Truppe ins Rennen. Bemerkenswert: Timothy Chandler musste auf die Bank, für ihn begann Mike Frantz.
Zwar hatte der Club nach 30 Sekunden die erste Ecke, aber im Gegenzug musste Raphael Schäfer sofort über sich hinauswachsen. Erst kam Tymoshchuk nach einem Konter am Strafraum frei zum Schuss, wenig später fabrizierte Javier Pinola einen desaströser Querschläger, den van Buyten im Strafraum per Direktabnahme aufs Nürnberger Tor brachte, doch wieder zeigte Schäfer einen Megareflex.
In der 5. Minute war dann Schäfer machtlos. Einen Eckball von links konnte der FCN nicht gut genug klären, Boateng kam im Strafraum frei zum Schuss, der unhaltbar im Eck einschlug. Der Bayern-Angriffsexpress rollte jetzt unter Volldampf. Der nächste Treffer wäre in der 12. Minute gut und gerne möglich gewesen, als Pizarro am Fünfereck frei zum Abschluss kam, aber Schäfer machte sich groß und rettete zur Ecke.
Club überfordert
Freundlich gesagt waren die Nürnberger von Beginn an gut beschäftigt, wobei leicht überfordert eine noch viel treffendere Bezeichnung gewesen wäre. Nahezu im Minutentakt kreierten die Bayern vielversprechende Strafraumszenen. Nach vorne fand der Club quasi gar nicht statt.
In der 17. Minute trug sich dann Mario Gomez in die Torschützenliste ein. In der Vorwärtsbewegung vertändelte der Club den Ball, Boateng bediente Gomez, der per Flachschuss vollendete. Sieben Minuten später war es Rechtsverteidiger Rafinha, der den dritten Streich markierte. Genial von Pizarros Steilpass in Szene gesetzt, hämmerte der Brasilianer das Leder ins kurze Eck.
120 Sekunden nach dem 3:0 war es dann abermals Gomez der im Strafraum an die Kugel kam, diese aber knapp am fränkischen Tor vorbei bugsierte. Der FCB hatte scheinbar genug, zumindest vorerst, das Spiel verflachte, was für den Club zweifelsfrei ganz angenehm war.
Ein überraschendes Lebenszeichen sendeten die Franken zwei Minuten vor dem Pausenpfiff ab. Markus Feulner tankte sich gut durch, kam aus 20 Metern zentral zum Schuss und Tom Starke musste zumindest zu Boden hechten, um sich die Kugel zu krallen. Hochverdient ging es mit 0:3 aus Club-Sicht in die Kabine.
In dieser blieb für den zweiten Durchgang Tomas Pekhart. Der mit vier Gelben Karten vorbelastete Mittelstürmer wurde eventuell schon für das kommende Frankenderby gegen Fürth geschont. Timothy Chandlers Bankdasein war nun beendet, er ersetzte den Tschechen.
Simons schlägt Elfmeter-Einladung aus
Die zweite Halbzeit ging gleich vielversprechend los. Rafinha hielt Frantz im Strafraum leicht fest, der Nürnberger Flügelflitzer nahm diese Einladung gerne an, sank zu Boden und Schiedsrichter Weiner zeigte auf den Punkt. Timmy Simons, normalerweise ein sicherer Elfmeterschütze, nahm sich die Kugel und drosch diese frustgetränkt gegen den Kopf von Tom Starke.
Dann nahmen die Bayern wieder Fahrt auf. Diego Contento zog in Minute 51 aus zentraler Position fulminant ab und seinen scharfen Distanzknaller fälschte Markus Feulner so ab, dass das Leder knapp über das Tor strich.
Kuriose und zugleich ernste Szene in der 54. Minute: Timm Klose bekam erst einen Ball an die Schläfe, war sichtlich benommen, wehrte sich dann aber aggressiv gegen seine Auswechslung, entgegen dem Rat der Ärzte. Die Mediziner setzten sich aber durch und Marvin Plattenhardt ersetzte den Schweizer.
Shaqiri narrt Esswein
Sein Landsmann Xherdan Shaqiri versetzte dem Club zwei Minuten später den nächsten Stich ins Herz. Nach einer Ecke von links konnte das kleine Kraftpaket den Ball im Nürnberger Strafraum völlig unbedrängt annehmen, narrte mit einer einfachen Körpertäuschung Esswein und parkte den Ball mit einem platzierten Flachschuss im kurzen Eck.
Der FCN setzte den nächsten dezenten Nadelstich im Gegenzug. Hiroshi Kiyotake lief frei durchs Mittelfeld, ignorierte den rechts mitgelaufenden Esswein und zog einfach mal ab. Starke hatte mit dem viel zu unplatzierten Versuch des Japaners wenig Mühe und klärte per Faustabwehr.
Positiv fielen einmal mehr die Clubfans auf. Trotz unterirdischer Leistung und horrendem Rückstand sangen sie lautstark und konnten zumindest für einen würdigen Derby-Auftritt auf den Rängen sorgen.
Für Javier Pinola war das heutige fränkisch-bayerische Derby das letzte Derby dieser Spielzeit. Mit einem dämlichen Griff an Shaqiris Hals holte sich der Argentinier seine zehnte Gelbe Karte ab und brachte sich somit um das anstehende Duell gegen die SpVgg Greuther Fürth.
Eine Viertelstunde vor Schluss zeigte sich der FC Bayern wieder im Nürnberger Strafraum. Pizarro drang von links in den Sechzehner ein, lupfte den Ball über Schäfer, setzte den Ball aber über das Gehäuse.
Balitsch köpft drüber
In der 80. Minute kam Nürnberg zu seiner dritten Ecke. Kiyotake brachte diese gewohnt mit viel Effet in den Strafraum, wo Balitsch frei zum Kopfball kam, seinen Versuch aber zu hoch ansetzte. Allgemein bekam der Club nun etwas Kontrolle in das Spiel. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Bayern nun offenbar genug hatten und mehr als einen Gang zurückschalteten.
Die nächste Gelegenheit sich auszuzeichnen, hatte Bayern-Reservekeeper Starke in der 86. Minute als ein Kiyotake-Freistoß aus dem Halbfeld in den Sechzehner segelte, Nilsson wuchtig gen linke Ecke köpfte, aus der Starke den Ball zum Eckball kratzte.
Dann war es geschafft, halbwegs glimpflich verließ der Club die Allianz-Arena. Vor allem die verschlafene Anfangsphase ließ schlimme Befürchtungen an ein Debakel reifen. Echte Wiedergutmachung kann die Mannschaft von Michael Wiesinger bereits am nächsten Spieltag gegen Greuther Fürth betreiben, ein Gegner der mindestens auf Augenhöhe, wenn nicht eine Stufe unter dem 1. FC Nürnberg steht.
Bayern: Starke - Rafinha, van Buyten, Boateng, Contento - Tymoshchuk, Can – Shaqiri (71. Höjbjerg), Pizarro, Ribéry - Gomez
Nürnberg: Schäfer - Balitsch, Nilsson, Klose (55. Plattenhardt), Pinola - Simons – Frantz (82. Ildiz), Feulner, Esswein - Kiyotake – Pekhart (46. Chandler)
Schiedsrichter: Weiner (Giesen)
Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Boateng (5.), 2:0 Gomez (17.), 3:0 Rafinha (24.), 4:0 Shaqiri (56.)
Gelbe Karten: Rafinha – Nilsson, Pinola (10, gesperrt)
Besonderes Vorkommnis: Starke hält Foulelfmeter von Simons (47.)
Im Laufe des Abend finden Sie auf nordbayern.de alle Informationen und die besten Bilder des bayerisch-fränkischen Derbys.
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