0:7 nach 0:8, die Ice Tigers spielen wie ein Absteiger

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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2.2.2021, 23:08 Uhr
Von Panthern umzingelt: Andrew Bodnarchuk konnte sich des Ingolstädter Tempos oft nicht erwehren.

© Johannes TRAUB / JT-Presse.de via www.imago-images.de, NN Von Panthern umzingelt: Andrew Bodnarchuk konnte sich des Ingolstädter Tempos oft nicht erwehren.

Meister wird Mannheim. Oder München. Eishockey ist in Deutschland keine sehr verlässliche Sportart. Aber zumindest diese Frage ließ sich in den letzten Jahren mit einer wohltuenden Sicherheit beantworten. In dieser verkürzten Saison schien das nicht anders zu sein – bis eine dritte Mannschaft zeigte, wie stark sie sein kann: Starker Torhüter, bewegliche Abwehr, tief besetzter Sturm. Meister können plötzlich auch die Ingolstadt Panther werden.

Die Spiele gegen die dürften dafür jedoch kein Maßstab sein. Zu überlegen waren die Panther in den bisherigen drei Spielen: Ende Dezember musste man sich auch in Ingolstadt noch finden, es reichte trotzdem für ein 4:1. Am vergangenen Donnerstag legten die Panther die Krise der Ice Tigers bloß, trafen bereits nach 28 Sekunden und legten noch sieben Tore nach. Und auch fünf Tage später hatte die Mannschaft von Cheftrainer Frank Fischöder keine echte Chance. Anders als beim respektablen 3:4 gegen München am Samstag, zeigten die Ice Tigers beim 0:7 (0:3, 0:1, 0:3) eine abermals peinliche Leistung.

Daddy Fox ist dabei, Kulda fehlt

Adam, immer wieder Adam: Nummer 90 war Nürnbergs Nummer eins - auch im Vergeben von Chancen.

Adam, immer wieder Adam: Nummer 90 war Nürnbergs Nummer eins - auch im Vergeben von Chancen. © Johannes TRAUB / JT-Presse.de via www.imago-images.de, NN

Dabei hatte alles so gut begonnen. Die Sekunde 28 lief ab, ohne dass die Gastgeber getroffen hatten. Der erste Nürnberger Angriff konnte zudem nur regelwidrig gestoppt werden. Und dann war auch noch Dane Fox wieder mit auf dem Eis, zwei Tage nach der Geburt von Huxley, seinem ersten Sohn. Im vierminütigen Power-Play hatte Nürnberg dann zwar nur eine gute Phase, da scheiterten aber Daniel Schmölz und Luke Adam an Nico Daws, der den starken Michael Garteig diesmal vertreten durfte. Statt selbst einmal wieder in Führung zu gehen, machten die Ice Tigers dieselben Fehler wie noch am Donnerstag zuvor. Wobei sich die Frage stellt, ob diese Nürnberger Mannschaft einfach nicht besser ist.

Denn erneut war Ingolstadt schneller, aggressiver und gewann wieder alle wichtigen Zweikämpfe. "Mehr Biss", hatte Fischöder vor einer Woche noch gefordert, gegen die Panther war davon nichts zu sehen und das, obwohl Oliver Mebus diese Partie zum "Charaktertest" erhoben hatte: Wie Power-Play erfolgreich genutzt werden kann, machte Wayne Simpson vor (7. Minute). Dass es fatal ist, gegen ein solch schnelles Team den Puck an der gegnerischen blauen Linie wegzuschmeißen, daran erinnerten Mikro Höfflin (14.) und Samuel Soramies (16.) die Ice Tigers mit ihren Treffern nach flotten und feinen Kontern. 0:3 nach 20 Minuten, zwei Gegentreffer weniger als beim Desaster vor fünf Tagen – aber natürlich war der Zwischenstand so enttäuschend, dass es egal war, dass Nürnberg offensiv aktiver war, und natürlich spielte es auch keine Rolle, dass kurzfristig Arturs Kulda fehlte.

Nicht DEL-tauglich

Im zweiten Drittel spielten die Gäste kompakter, hatten dafür zwar kaum noch Chancen, kassierten aber auch nur einen Gegentreffer: Mat Bodie schloss einen schönen Angriff mit einem perfekten Schlagschuss ab (30.). Zwischendurch verhinderte Niklas Treutle mit Glanzparaden weitere Gegentreffer, wie sein Kollege Ilya Sharipov erlebte aber auch der Nationaltorhüter einen bitteren Abend. Trotzdem: Auf diesem Niveau konnten nur Treutle und Luke Adam mithalten. Mit blutender Nase erarbeitete sich Adam immer wieder gute Gelegenheiten und vergab sie allesamt.

So ging auch dieses dritte mittelfränkisch-oberbayerische Derby trist zu Ende. Niemals zuvor in ihrer gemeinsamen DEL-Geschichte war der Unterschied zwischen diesen Klubs so groß. Andrew Bodnarchuk legte den Panthern noch das 5:0 auf, Louis-Marc Aubry bedankte sich (42.) und elf Sekunden nachdem sich ein Kollege auf die Strafbank verabschiedet hatte, traf Simpson (55.) – in Unterzahl, um die erneute Blamage perfekt zu machen. Wieder waren es nicht die jungen Spieler, wieder waren es mit Bodnarchuk, Gilbert, Reimer, Kurth und Mebus Routiniers, die einfach nicht gut genug waren. Ingolstadt kann Meister werden, Nürnberg wohl nicht einmal Sechster. In dieser Verfassung ist die Mannschaft nicht DEL-tauglich.

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