1:2 bei der Generalprobe: Der FCN verliert bei Union Berlin
5.9.2020, 19:42 UhrDie Fans von Union Berlin konnten es kaum erwarten. Schon über zwei Stunden vor dem Anpfiff im Stadion an der Alten Försterei schlichen einige Dutzend am Zaun entlang, um sich möglicherweise erst wieder an das Gefühl zu gewöhnen, bei einem Fußballspiel dabei sein zu dürfen. 4500 Menschen saßen oder standen ab 17 Uhr 30 auf den Tribünen, weil es die aktuelle Infektionsschutzverordnung in Berlin erlaubt. Und konnten erstaunlich laut sein.
Torwartfrage geklärt: Mathenia bleibt im FCN-Kasten
Auch den 1. FC Nürnberg, die Gäste aus der Zweiten Liga, begrüßten die Fans der Eisernen ausgesprochen freundlich und verabschiedeten sie auch so. Nach 90 Minuten, in denen der Favorit aus der Hauptstadt zwar öfter und länger in Ballbesitz war, aber kaum Chancen hatte. Der Club wirkte defensiv stabil, ließ vorn aber vor allem in der ersten Halbzeit das nötige Durchsetzungsvermögen vermissen. Ingvartsen traf zweimal für Union, nur Dovedan für Nürnberg - Endstand 2:1 (0:0).
"Es wird die Mannschaft auf dem Platz stehen, die aktuell den besten Eindruck macht": So hatte das Nürnbergs Trainer Robert Klauß am Freitag angekündigt, so dass der Aufstellung diesmal etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil werden sollte als üblich. Klar ist seit Samstagabend, dass Christian Mathenia weiter die Nummer eins bleibt. Der Torhüter, der gegen Union anfangen würde, "wird künftig öfter im Tor stehen ", so Klauß, der somit erst mal auf Erfahrung setzt, wenngleich Mathenia die Konkurrenz durch Bayern-Leihgabe Christian Früchtl schon in der Vorbereitung sehr gut getan zu haben scheint.
Mathenia überragend
Bereits in den ersten Minuten boten sich Mathenia einige Gelegenheiten, das Vertrauen der Vorgesetzten zu rechtfertigen; seine Parade nach Gentners Linksschuss geriet ihm sogar einigermaßen überragend (14.), auch Prömel konnte Nürnbergs Schlussmann von der Strafraumgrenze nicht überraschen (20.). Der Club tat sich in der Offensive ausgesprochen schwer, wo Neuzugang Pascal Köpke bei seinem Debüt lange unauffällig blieb; Sarpreet Singhs Abschluss nach neun Minuten war der einzig nennenswerte vor der Pause.
In der Pause nahm Klauß gleich drei Wechsel vor, wohl auch, weil ein paar prominente Namen auf ihren Einsatz warteten. Hanno Behrens, Oliver Sorg, Lukas Mühl oder Nikola Dovedan saßen zunächst auf der Bank, ebenso Sommer-Zugang Manuel Schäffler.
"Der traditionsreichste Gegner, den wir uns gerade vorstellen können" sei der Club, sagte der Stadionsprecher, dessen derzeitige Arbeitsstätte vor etwas mehr als 100 Jahren eingeweiht worden war - gegen: genau, den 1. FC Nürnberg, den Deutschen Meister 1920.
Valentini als Kapitän
Dessen Kapitän hieß im Jubiläumsspiel am Samstag Enrico Valentini; ob nur in Vertretung von Behrens oder vielleicht sogar dauerhaft, wird sich nächste Woche zeigen, wenn die Mannschaft ihren Anführer bestimmen darf. Dass der Teamgeist nach vier Wochen Vorbereitung bereits nicht zu unterschätzen ist, zeigte Tim Handwerker - der offenbar lieber für den Verein spielt als für die U21 des DFB. "Vorzeitig abgereist" sei er aus dem Hotel der Landes-Auswahl, um seinem Club gegen Union helfen zu können.
Der linke Verteidiger mühte sich wie alle anderen nach Kräften, hatte gegen die Berliner Zweikampfmaschinen bei seinen wenigen Vorstößen aber nicht viel zu bestellen. Auch in den zweiten 45 Minuten versuchte der Club, angetreten im 4-4-2, dem 1. FC Union ein würdiger, sprich robuster Jubiläumsspielgegner zu sein. Köpke und Geis scheiterten mit ihrer Doppelchance an Luthe (50.), was sich prompt rächen sollte. Ingvartsen nutzte ein offensichtliches Abstimmungsproblem zwischen Handwerker und Sörensen zur Führung (51.), Dovedan glich aber bereits wenige Sekunden später wieder aus (1:1, 52.).
Ergebnis nur zweitrangig
Gerade als der Deutsche Meister von 1920 sich anschickte, etwas mutiger zu werden, lag er wieder hinten; Gießelmann nutzte eine zweifelhafte Elfmeterentscheidung (Knothe soll Ryerson gefoult haben) zum 2:1 (64.), erneut Dovedan verpasste allein vor Luthe das 2:2 (69.), ebenso Lohkemper mit einem Schlenzer aus spitzem Winkel, der knapp am hinteren Pfosten vorbeistrich (74.). Das Unentschieden wäre längst verdient gewesen; Nürnberg konterte phasenweise geschickt, brachte die Kugel aber nicht mehr über die Linie. Dovedan (78./79.), scheiterte noch zwei Mal knapp oder an Luthe, wirkte aber trotzdem wie aufgezogen.
Das Ergebnis war aber zweitrangig am Samstagnachmittag, als erstmals wieder 4500 Menschen zum Fußball durften. "Wir sind eins, wir sind alle eine Person", sagte der Stadionsprecher voller Stolz, weil sich die Menschen so freuten und auch noch sangen, als die Partie schon längst abgepfiffen war.
1. FC Union Berlin: Luthe - Ryerson, Knoche, Friedrich, Gießelmann (71. Lenz) - Griesbeck, Prömel (46. Hübner) - Gentner - Bülter (80. Gogia), Teuchert (63. Mees), Ingvartsen (84. Dietz).
1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini (86. Celebi), Margreitter (46. Mühl), Sörensen (58. Knothe), Handwerker (63. Sorg) - Geis (63. Behrens), Krauß (46. Dovedan) - Singh, Nürnberger - Schleusener (46. Schäffler), Köpke (63. Lohkemper).
Tore: 1:0 Ingvartsen (51.), 1:1 Dovedan (52.), 2:1 Ingvartsen (64./Foulelfmeter) | Gelbe Karten: - | Schiedsrichter: Siebert (Berlin) | Zuschauer: 4500
Die Überschrift wurde am 6.9. um 10.30 Uhr geändert.
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