1:5! Überforderter Club blamiert sich zum Abschied
18.05.2019, 17:21 Uhr
Hinter der Nordtribüne des Schwarzwaldstadions gab‘s hinterher Livemusik und Freibier, schon traditionell lädt der SC Freiburg nach dem letzten Saison-Heimspiel zur großen Abschlussparty ein. Trotz äußerst durchwachsener Rückserie hatten die Badener ja bereits Anfang des Monats ihren erneuten Klassenverbleib feiern können. Was unter anderem daran lag, dass 2018/19 der 1. FC Nürnberg mal wieder in der Ersten Liga mitspielen durfte.
Selbst eine handfeste Ergebniskrise konnte sich der Sport-Club leisten, ohne jemals ernsthaft in Gefahr zu raten. Acht Mal hintereinander waren die Freiburger zuletzt ohne Sieg geblieben, was spätestens nach der indiskutablen Leistung vor einer Woche beim 0:3 in Hannover zu mittelschweren Turbulenzen geführt hatte. Gegen den anderen Absteiger ging es also vor allem um Wiedergutmachung – und ein gutes Gefühl.
Rhein startet, Löwen muss rechts ran
Das hat der 1. FC Nürnberg schon vor geraumer Zeit verloren, auch die Heimfahrt am Samstag versprach mal wieder, ausgesprochen lang und zäh zu werden. 1:5 (0:2) hieß es nach 90 einseitigen Minuten, in denen sich der Club wie ein würdiger Absteiger präsentierte. Terrazino (7.) und Waldschmidt (37.) sorgten bereits vor der Pause für die Entscheidung, mit jeweils freundlicher Unterstützung des Nürnberger Defensivverbunds, Petersen (54./56.) und Grifo (61.) erhöhten auf 5:0, Löwen gelang wenigstens noch der Ehrentreffer.
Entgegen anderslautender Drohungen während der Pressekonferenz am Donnerstag hatte Trainer Schommers personell doch weniger verändert als erwartet; für Misidjan rotierte Rhein die Startelf und sortierte sich vor der Abwehr ein, Löwen rutschte dafür auf die rechte Seite. Es dauerte nicht lange, bis der Club zum ersten Mal am Nachmittag seine Bundesliga-Untauglichkeit unter Beweis stellte. Mühl hätte Terrazzino energisch stören können, verhielt sich an der Strafraumgrenze aber erstaunlich passiv. Im zweiten Versuch traf der Freiburger flach zur Führung.
Stark enttäuschend
Die Gäste wirkten beeindruckt und brauchten einige Minuten, um sich wieder zu fangen. Erras‘ Kopfball landete neben dem Pfosten, Leibolds Kopfball fischte Flekken aus dem Eck, ein Linksschuss von Ishak stellte den Torwart ebenfalls vor keine Probleme. Weniger gut sah sein Nürnberger Kollege in der 37. Minute aus: Waldschmidt zog einfach mal mit rechts ab, Margreitter fälschte offenbar noch leicht ab und ließ seinen Schlussmann bemerkenswert schlecht aussehen.
Mit der rechten Hand war Mathenia noch dran, konnte das 0:2 aber nicht mehr verhindern. Phasenweise sah das schon unbeholfen bis lustlos aus, was der Club da auf den Platz zauberte, lediglich Ishak verdiente sich zumindest ein Fleißkärtchen. Der Rest enttäuschte doch arg, nicht nur Kerk schien seine Schuhe an ehemaliger Wirkungsstätte falsch herum angezogen zu haben.
Löwen mit dem Ehrentreffer
Auch die zweite Halbzeit war eine einzige Zumutung; Petersen erhöhte auf 3:0 (54.), erneut fälschte ein Nürnberger unhaltbar ab, bereits zwei Minuten später traf der frühere Nationalstürmer per Seitfallzieher zum 4:0. Der Aufsteiger fiel zum Abschluss also nochmal richtig auseinander, Freiburgs Fans sangen ein wenig höhnisch: "Nie mehr, nie mehr 2. Liga."
Nach dem 5:0 (Grifo, 61.) durfte sich auch Ilicevic wohl zum letzten Mal in seiner Karriere in der Bundesliga zeigen, besser wurde aber nicht viel. Löwen erzielte immerhin noch sehenswert und aus knapp 20 Metern den Ehrentreffer, das war‘s dann aber auch, endlich. Der Schlusspfiff kam einer Erlösung gleich für den 1. FC Nürnberg.
SC Freiburg: Flekken - Stenzel, Koch, Heintz, Günter - Frantz (67. Abrashi), Höfler - Terrazzino (Sallai 74.), Grifo (81. Höler) - Waldschmidt - Petersen
1. FC Nürnberg: Mathenia - Bauer, Margreitter, Mühl, Leibold - Erras - Behrens, Rhein (46. Tillman) - Löwen, Kerk (62. Ilicevic) - Ishak (74. Knöll)
Tore: 1:0 Terrazzino (7.), 2:0 Waldschmidt (34.), 3:0 Petersen (54.), 4:0 Petersen (56.), 5:0 Grifo (61.), 5:1 Löwen (69.) | Gelbe Karten: Heintz, Stenzel - Ilicevic | Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) | Zuschauer: 24.000 (ausverkauft).
68 Kommentare
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Reject13
@Cluberer1985: Nunja, mit der ersten und zweiten Halbzeit hat es in den letzten Jahrzehnten ja eher nicht so geklappt, und die "dritte" ist an dieser Stelle auch nichts anderes als eine absolut peinliche Macho-Proll-Drohung - traurig, dass sowas hier durch die Netiquette geht.
DFL_Coach
Ein Abstieg! Das gabs schon öfters in der Glubb-Geschichte. Aber so harmlos und "Nullinger-mäßig" war selten ein Abstieg und eine Mannschaft! Nur 3 Siege, das ist in der Bundesliga erbärmlich! Die "Mann"schaft ist eigentlich in dieser Saison nur eine Kasperl-Truppe gewesen, in der die Gegener nach Lust und Laune gepunktet haben- einfach bodenlos schwach! "Mann"schaft ist eh falsch- schämt euch Mädels!
AFC
Marek11Mintal…Kann ich nur bestätigen, da hätten höchstens einige Fahnen im "Vierer" gebrannt und der Mannschaft wäre die Meinung gegeigt worden was man von diesen Nicht Leistungen hält. Wenn man den Spielern aber jede noch so schlechte Leistung nachsieht, muss man sich nicht wundern, dass solche Darbietungen wie gestern herauskommen. Frei nach dem Motto, schau mer mal wie schlecht wir noch spielen müssen, damit die uns endlich mal auspfeifen. Auch wenn es gestern um nichts mehr ging, die Spieler sind Angestellte des Vereins und solange sie das sind sollen sie gefälligst auch Alles geben.Habe die Mannschaft während der Saison immer wieder für ihren tollen Charakter gelobt, aber die letzten beiden Spiele haben bei mir in dieser Hinsicht viel kaputt gemacht. Habe letzte Woche schon geschrieben, dass ich nur eine gute Handvoll dieser Truppe im nächsten Jahr noch einmal im Clubtrikot sehen möchte. Hoffe Palikuca hat genau hingesehen und reagiert darauf. Ich glaube wir brauchen einen kompletten Neustart, sowohl bei den Verantwortlichen und was man da so liest, hört sich wirklich richtig gut an und könnte auch funktionieren wenn es dann alles auch so eintritt was an Personalien diskutiert wird. Viel dringlicher und alternativlos ist für mich aber inzwischen ein größerer Umbruch in der Mannschaft. Ich würde um Valentini, Mühl, Rhein, Misidjan, Petrak, Knöll , Behrens und wenn möglich Pereira und Ewerton eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Alle anderen sind ob ihrer zuletzt abgerufenen Leistungen locker zu ersetzen, schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden.
Pro Clubberer…. Sehr guter Beitrag, aber ich glaube nicht, dass Schommers für Palikuca jemals ein Kandidat für den Cheftrainerposten war. Ich war auch lange der Meinung, dass er die Mannschaft stabilisiert hat. Inzwischen glaube ich aber, dass diese Stabilität eher mit dem Einsatz von Ewerton zu tun hatte. Solange nämlich unser Brasilianer mit seiner Bierruhe und Abgeklärtheit da hinten drin gespielt hat, hat auch die Abwehr gehalten. Mit Margreitter, unserm Käpt‘ n Chaos sah das zuletzt wieder eher so aus wie zu Köllner’s Zeiten. Zehn Gegentore in 197 Minuten, gegen Gladbach, in Freiburg und 17 Minuten in Wolfsburg mit Schorsch als Abwehrchef sprechen dann doch eine deutliche Sprache. Mit drei bis vier Leuten von der Qualität eines Ewerton wären die Chancen den Klassenerhalt zu schaffen deutlich höher gewesen. Wir hatten in dieser Saison aber leider nur einen von dieser Sorte.
moritz27
Ach Pro Clubberer,
der Franke an sich ist leiderfahren genug, um auch diesen Abstieg mit dem Satz "Des hob i doch gleich gsachd" als gottgegeben abzuhacken. Ein echter Clubfan würde sich nur über einen etwas längeren Verbleib in der 1. Liga wundern und sich dann ernsthafte Sorgen um seinen fränkischen Pessimismus machen.
Aus einer Mannschaft von "Kaltblütlern" kann auch der weltbeste Trainer keine "Vollblütler" machen.
In diesem Team hat es an so vielem gefehlt, da käme ich mit dem Aufzählen gar nicht nach.
Aber das I-Tüpfelchen war dann halt auch noch der anfängliche Trainer, der von der 1. Liga, deren Mannschaften, Spieler, Stärken und Schwächen so überhaupt gar keine Ahnung hatte.
Aber jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne.
Wenn die Spieler nicht als "ehemalige Erstligakicker" glauben, dass man die "Dorfvereine" mit Standfußball besiegen wird, dann folgen auch mal wieder erfolgreiche Spiele.
basement
Bockstarke Beantwortung der Charakterfrage, zwar meistens voll auf Augenhöhe und an einigen Bombenwochenenden sogar überragende drei Siege eingefahren: die Quote sensationeller Arbeit aller Beteiligten und jetzt wird von Pali der Schalter umgelegt - wers glaubt - jetzt kommen nur noch Jungmessis neu zur Mannschaft, der harte Kern macht weiter wie bisher :(