Wechsel zu Maccabi Haifa
Abschied eines Hoffnungsträgers: Club lässt Shuranov nach Israel ziehen
23.5.2023, 14:15 UhrAls Erik Shuranov im November 2021 seinen Vertrag beim 1. FC Nürnberg vorzeitig verlängerte, präsentierte der Verein diese Neuigkeit voller Stolz mit einem eigens gedrehten Videoclip, der zunächst einen Abschied des damaligen Top-Talents erahnen ließ. Ganz abgesehen davon, dass so ein künstlich geschürter Hype um einen 19-Jährigen der persönlichen Entwicklung des Spielers nicht unbedingt zuträglich sein muss, zeugt diese Inszenierung aber auch von den großen Hoffnungen, die man am Valznerweiher in das hochbegabte Eigengewächs gesetzt hatte.
"Erstmal was Neues ausprobieren" statt 1. FC Nürnberg
Dass der 21-Jährige nun nach dieser Saison zum israelischen Meister und Champions-League-Qualifikanten Maccabi Haifa wechselt, um dort "zu alter und neuer Stärke zu finden", wie sich Shuranov in einer Vereinsmitteilung zitieren ließ, ist die fast logische Folge einer Entwicklung, die sich beide Seiten etwas anders vorgestellt hatten.
„Eriks Karriere verlief bis vor kurzem nahezu perfekt, in dieser Saison dann allerdings nicht mehr. Deshalb macht ein Ortswechsel für seinen weiteren Werdegang absolut Sinn, um einen Schritt nach vorn machen zu können", erklärte Sportvorstand Dieter Hecking, warum man Shuranovs Wunsch, nach 13 Jahren "erstmal etwas Neues auszuprobieren", trotz laufenden Vertrags entsprochen habe.
Immerhin galt der gebürtige Bamberger mit ukrainischen Wurzeln, der 2010 vom FC Bayern Kickers zum Club gekommen war, als großes Versprechen für die Zukunft. Unter Trainer Robert Klauß hatte Shuranov den Sprung von der U23 zu den Profis geschafft und durfte am 13. Dezember 2020 im Heimspiel gegen die Würzburger Kickers sein Zweitliga-Debüt geben. In 14 Spielen gelangen dem schon in der Jugend als eiskalter "Knipser" aufgefallenem Angreifer prompt fünf Tore, eines davon just bei seiner Startelf-Premiere im Derby bei der Spielvereinigung Greuther Fürth (2:2).
Shuranov: Debüt in der deutschen U21
In der Folgesaison schien sich der Youngster zu etablieren, was auch dem DFB nicht verborgen blieb: Im September 2021 debütierte Shuranov in der deutschen U21-Auswahl, wo er wenig später beim 5:1 in der EM-Qualifikation gegen Ungarn mit einem Tor und einer Vorlage glänzte. Spätestens jetzt hatten das Sturmtalent diverse Bundesligisten im Visier, und beim chronisch klammen Club begann man sich mit dem Gedanken an einen lukrativen Transfer anzufreunden.
Dann allerdings stagnierten die Leistungen des Senkrechtstarters, in der Rückrunde wurden die Einsatzzeiten deutlich weniger. Am Ende standen zwar 27 Spiele mit sechs Toren und drei Vorlagen zu Buche, die fallende Formkurve schreckte aber potenzielle Interessenten ab, die vom Club aufgerufene Ablösesumme von rund drei Millionen Euro zu investieren. Eine Offerte aus Österreich vom Linzer ASK, der rund zwei Millionen geboten haben soll, lehnte man ab.
Shuranov blieb eher widerwillig und fand auch in dieser Saison weder unter Klauß noch dessen Nachfolgern Markus Weinzierl und Dieter Hecking zurück in die Spur. Ein ordentliches Wintertrainingslager in der Türkei hatte noch einmal Hoffnungen auf eine Trendwende geschürt, doch konnte Shuranov die guten Eindrücke von Belek nicht bestätigen. "Er muss sich mehr ins Spiel einbringen, auch im Training", monierte Hecking.
Eiskalter Elfmeterschütze
Das gelang Shuranov nur noch zweimal als nervenstarker Elfmeterschütze: Im DFB-Pokal schoss der Joker seine Elf mit dem letzten Strafstoß gegen Fortuna Düsseldorf ins Viertelfinale, dann verwandelte er im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld in der Nachspielzeit souverän zum 2:2 - immerhin ein Tor, das für den Club im Abstiegskampf noch Gold wert gewesen sein könnte.
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