Transferfenster schließt
Auf diesen Positionen besteht Nachholbedarf: Schlägt der FCN am „Deadline Day“ noch einmal zu?
03.02.2025, 05:00 Uhr"Der Winter ist die Zeit der Gemütlichkeit, des guten Essens und der Wärme, der Berührung durch eine freundliche Hand und des Gesprächs am Feuer", lautet ein Zitat der englischen Dichterin Edith Sitwell (1887 - 1964). Sicherlich ist es diskutabel, inwiefern sich diese ideelle Sichtweise mit der Lebensrealität der meisten Menschen im 21. Jahrhundert deckt. In der Welt des Fußballs gilt sie jedenfalls nicht - denn in der kalten Jahreszeit passiert auf und abseits des Rasens nicht weniger als im restlichen Jahr, im Kampf um sportlichen und finanziellen Erfolg ist wenig Platz für winterliche Romantik.
So auch beim 1. FC Nürnberg. Für den FCN geht es in der Rückrunde der 2. Bundesliga längst wieder um Punkte, und auch das Transferkarussell dreht sich am Valznerweiher in beachtlicher Geschwindigkeit: Sieben Spieler haben den Club in der Winterpause verlassen, zwei Neuzugänge haben die Verantwortlichen um Sportvorstand Joti Chatzialexiou verpflichtet. Und womöglich bleibt es nicht dabei: Bis zum Ende des Transferfensters am 3. Februar um 20 Uhr könnte der FCN durchaus noch aktiv werden.
Sturmzentrum: Mehr Qualität in der Breite?
Vor allem die Kaderbreite im Sturmzentrum dürfte Miroslav Klose und seinem Trainerteam Kopfzerbrechen bereiten. Der hochveranlagte und zuverlässige Tzimas ist in vorderster Reihe gesetzt, an seiner Seite läuft meist Mahir Emreli auf. Doch dahinter wird es im Kader des FCN - zumindest qualitativ - dünn: Zwar verfügt Klose mit Serra und Schleimer über zwei weitere Optionen für den Angriff, beide haben sich im bisherigen Saisonverlauf jedoch nicht für mehr Einsatzzeiten empfehlen können.
Janni Serra, erst im Sommer per Leihe aus Aarhus an den Valznerweiher gewechselt, hat sich bislang als Fehlgriff entpuppt: Nur fünf Kurzeinsätze stehen für den hochgewachsenen Angreifer in dieser Saison zu Buche, ein Treffer oder eine Torvorlage gelangen ihm dabei nicht. Lukas Schleimer, zu Beginn der Saison noch gesetzt, verlor seinen Stammplatz im Laufe der Hinrunde und kam nicht mehr über die Rolle eines Einwechselspielers hinaus - zweimal stand er überhaupt nicht im Kader, zwei weitere Male (zuletzt auch beim 1:0 gegen Darmstadt) blieb er komplett ohne Einsatz.
Gut möglich also, dass der 1. FC Nürnberg am "Deadline Day" noch einmal tätig wird und versucht, die Qualität im Sturmzentrum zu erhöhen. Ein möglicher Winterneuzugang wäre auch ein Vorgriff auf das Sommertransferfenster - Stefanos Tzimas wird für den FCN nicht zu halten sein, selbst wenn es dem Verein gelingt, die Summe für die Kaufoption aufzubringen und den jungen Griechen mit einem satten Gewinn weiterzuverkaufen. Ein neuer Stürmer im Winter könnte dem 1. FC Nürnberg im Optimalfall sportlich direkt helfen und sich mit den Gegebenheiten im Verein während der Rückrunde vertraut machen, um in der kommenden Saison eine größere Rolle zu übernehmen.
Mittelfeld: Wen baut der FCN zum Castrop-Nachfolger auf?
Letztere Überlegung könnte die Verantwortlichen des FCN dazu bewegen, auch hinsichtlich der Mittelfeldzentrale noch einmal tätig zu werden. Wie am Sonntag bekannt wurde, wird Jens Castrop den Verein im Sommer verlassen. Einen Nachfolger könnte der 1. FC Nürnberg in der Rückrunde der laufenden Saison bereits aufbauen - insofern es gelingt, am "Deadline Day" noch einen geeigneten Kandidaten zu verpflichten.
Womöglich sieht man beim Club im zentralen Mittelfeld aber weniger Handlungsbedarf als im Angriff. Denn mit Rafael Lubach verfügt der Club bereits über einen jungen Spieler, der Castrops Rolle in Zukunft einnehmen könnte: Bereits auf 15 Einsätze kommt der erst 20-Jährige in der laufenden Spielzeit, viermal durfte er von Beginn an ran - und wusste dabei immer wieder zu überzeugen, so auch beim 1:0 am vergangenen Freitag gegen Darmstadt. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass der FCN sich auch im Mittelfeldzentrum noch einmal verstärkt.
Gibt der FCN noch Spieler ab?
Auch wenn der FCN seinen Kader im Winter bereits deutlich verkleinert hat, ist es möglich, dass am "Deadline Day" noch Abgänge folgen. Der bereits erwähnte Schleimer beispielsweise dürfte mit seiner Rolle im Kader nicht zufrieden sein, auch bei Serra wäre ein Abbruch der Leihe denkbar - sollte es der Club keinen Ersatz verpflichten, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass der Club eine oder gar beide Alternativen fürs Sturmzentrum ziehen lässt.
Wahrscheinlicher wirkt ein Abgang von Benjamin Goller: Der Flügelspieler, in der vergangenen Saison noch ein Schlüsselspieler beim FCN (32 Einsätze, 28 von Beginn an), steht in dieser Spielzeit komplett auf dem Abstellgleis. Goller verpasste den Saisonauftakt aufgrund eines Schlüsselbeinbruches, stand danach nur zweimal von Beginn an auf dem Feld. Nach seinem Start- verlor er auch seinen Kaderplatz, in den vergangenen acht Partien fehlte der 26-Jährige im Spieltagsaufgebot des 1. FC Nürnberg.
Auch, weil Goller Opfer einer Systemumstellung wurde: Seit dem siebten Spieltag setzt Klose auf eine Dreier- anstatt einer Viererkette, auf den Außenpositionen lässt der Coach Schienenspieler statt klassischer Flügelstürmer agieren. Selbst wenn Goller wieder zu alter Stärke zurückfinden sollte, im aktuellen Spielsystem des 1. FC Nürnberg ist kein Platz für den offensiven Außenbahnspieler. Ein Abgang scheint nicht ausgeschlossen - womöglich erfolgt dieser noch in den letzten Stunden des Wintertransferfensters.
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