Ulm und Hertha vor der Brust

Ausblick auf die kommenden Spiele: So ist der 6:0 Testspielsieg des FCN gegen Aue einzuordnen

Erik Thieme

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7.9.2024, 10:00 Uhr
FCN-Trainer Klose hat zwei Wochen Zeit, um die Mannschaft auf die kommenden Spiele vorzubereiten.

© IMAGO/Sportfoto Zink / Wolfgang FCN-Trainer Klose hat zwei Wochen Zeit, um die Mannschaft auf die kommenden Spiele vorzubereiten.

Dass das Auftaktprogramm des 1. FC Nürnberg kein Spaziergang sein sollte, war bereits vor dem ersten Spieltag klar. Mit vier Punkten aus vier Spielen steht man sogar noch recht gut da, nicht auszudenken, was aus dem einzigen Sieg gegen Schalke ohne den Platzverweis geworden wäre.

In keinem der bisherigen Spiele konnte die Mannschaft über die volle Spielzeit überzeugen. Immer wieder wurden gute Phasen von Passivität und individuellen Fehlern konterkariert. Den bisherigen Tiefpunkt markierte die 0:4-Heimniederlage gegen Magdeburg, die nicht nur in der Höhe verdient war.

Dabei sollte der Kader deutlich mehr als das bisher gezeigte hergeben. Auch Magdeburgs Trainer Christian Titz verwies in der Pressekonferenz auf die gute Mannschaft des FCN.

Länderspielpause zum richtigen Zeitpunkt

Bisher war der von Klose angekündigte Offensivfußball kaum zu sehen, umso gelegener dürfte dem Trainer die zweiwöchige Länderspielpause kommen. Die begann der FCN mit einem Testspiel gegen Drittligaspitzenreiter Erzgebirge Aue.

Das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindende Freundschaftsspiel gewann der Club deutlich mit 6:0, trotz einiger fehlenden Spieler. Dabei standen die Stammspieler Jeltsch, Schleimer und Pick aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Verfügung. Weil auch Serra, Tzimas, Hofmann und Sevcik nicht Teil des Aufgebots waren, durften sich einige Profis aus der zweiten Reihe präsentieren und nutzten ihre Chance.

Dauerreservist Duman schnürte einen Doppelpack samt direktem Freistoßtor, aber auch der zuletzt aus Leistungsgründen nicht einmal in den Kader berufene Dustin Forkel konnte mit einem Tor auf sich aufmerksam machen. Kanji Okunuki, der seinen Stammplatz in der Liga auf dem Flügel schnell einbüßte, erzielte ebenfalls einen Doppelpack.

Wie gut ist der Spitzenreiter der dritten Liga?

Allzu hoch sollte man den Sieg jedoch nicht werten. Erzgebirge Aue ist in der dritten Liga ein Traumstart mit vier Siegen aus vier Spielen gelungen, doch das ist nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint. Zwar stehen die Sachsen durchaus verdient auf dem ersten Platz. Doch in den bisherigen Spielen profitierten sie von Patzern der Gegner, einem frühen Doppelpack mit anschließendem Platzverweis auf der gegnerischen Seite und dem nötigen Spielglück.

Auch Miroslav Klose wollte das 6:0 nicht überinterpretieren. "Das war ein ordentlicher Test für uns. Wir konnten einige Dinge ausprobieren, die uns Aufschlüsse für die kommenden Spiele geben", sagte der Coach nach dem Spiel.

Und die werden nicht nur für Klose wegweisend sein. Am nächsten Spieltag muss auswärts gegen den Aufsteiger aus Ulm ein Sieg her. Beim Heimspiel gegen die von Ex-Trainer Cristian Fiél trainierte Hertha, die ihre letzten drei Spiele für sich entscheiden konnte und ebenfalls über einen vielversprechenden Kader verfügt, sollte mindestens ein Punkt für Nürnberg herausspringen.

Mehr Personaloptionen als bisher

Doch dafür ist es notwendig, dass Klose tatsächlich die richtigen Schlüsse aus dem Testspiel und den vorherigen Partien zieht. Das betrifft unter anderem auch die Aufstellung. Für die Startelf könnte der ein oder andere Rückkehrer infrage kommen.

Benjamin Goller, der nach zwei Toren in der Vorbereitung durch einen Schlüsselbeinbruch zurückgeworfen wurde, ist wieder voll im Mannschaftstraining. Auch das Dreiergespann um Enrico Valentini, Jannik Hofmann und Janni Serra absolvierte bereits wieder einen Großteil der Einheiten.

Neuzugang Mahir Emreli war zu Beginn der Woche erstmals im Mannschaftstraining mit von der Partie, nach einer Sprunggelenksverletzung arbeitet der Mittelstürmer weiter an seinem Comeback.

Intensität und Überzeugung müssen stimmen

Gegen Ulm und Hertha kann Klose also auf deutlich mehr Personal zurückgreifen und könnte bereits in der Startelf Änderungen vornehmen. Okunuki und Goller bieten sich als Alternative zum zuletzt wenig überzeugenden Florian Pick an. Denkbar wäre auch ein anderer Stürmer als Schleimer, hier bleibt aber abzuwarten, wie fit die Konkurrenz bis dahin ist. Sevcik ist nach seinen beiden Traumtoren ebenfalls eine Option für das Mittelfeld.

Neues Personal alleine wird aber nicht ausreichen, um die Stimmung wieder ins Positive kippen zu lassen. Vor allem gegen Magdeburg ließ der Club die nötige Intensität und Aggressivität gegen den Ball vermissen, nach dem 0:2 schienen einige Spieler schon mit dem Spiel abgeschlossen zu haben. Die FCN-Profis sprinteten 29-mal seltener als der Gegner und liefen sogar 6 Kilometer weniger als Magdeburg. Das darf sich auf keinen Fall wiederholen.

Verbesserungsbedarf in allen Mannschaftsteilen - nicht nur defensiv

Die gesamte Verteidigung - inklusive des erfahrenen Robin Knoche - muss sich deutlich stabilisieren, um nicht spätestens gegen die offensivstarke Hertha erneut unter die Räder zu kommen. Im Ballbesitz sollte die Mannschaft aktiver agieren und sich nicht nur vom Verteidigen erholen. Die Offensive wäre gut beraten, sich mehr Chancen zu erarbeiten und häufiger in aussichtsreiche Abschlusssituationen zu kommen. Sonst droht der völlige Absturz in der Tabelle.

Vor allem gegen den SSV Ulm wird Nürnberg aller Voraussicht nach deutlich mehr Ballbesitz haben als bisher. Eine gute Gelegenheit für Klose, den versprochenen Offensivfußball zu zeigen und die Fans wieder etwas mehr auf seine Seite zu ziehen.

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