Wer ersetzt Mathenia?

Bereit für den neuen Konkurrenten: Club-Keeper Klaus hat Bock auf Druck

Uli Digmayer

Sportredaktion

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21.12.2022, 06:00 Uhr
Nach dem Ausfall von Stammkeeper Christian Mathenia will Carl Klaus seine Chance nutzen. Im Test gegen 1860 München sammelte er erste Bonuspunkte.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Nach dem Ausfall von Stammkeeper Christian Mathenia will Carl Klaus seine Chance nutzen. Im Test gegen 1860 München sammelte er erste Bonuspunkte.  

Es gab in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht oft die Gelegenheit, sich mit Carl Klaus zu unterhalten. Was daran lag, dass Klaus beim 1. FC Nürnberg ja nur der Ersatztorwart ist und folglich eher selten etwas mitzuteilen hatte. Und was zugleich auch schade ist, weil der 28-Jährige nämlich ein sehr angenehmer und eloquenter Gesprächspartner sein kann, wenn man denn mal etwas von ihm wissen will.

Dass derzeit öfter jemand etwas von Klaus wissen will, ist Christian Mathenias Pech geschuldet. Nach einem im letzten Vorrundenspiel gegen Paderborn erlittenen Sehnenriss in der Schulter ist die Saison für die unumstrittene Nummer eins gelaufen. Meist übernimmt in solchen Fällen dann eben die Nummer zwei der internen Torhüter-Hierarchie.

Neuzugang mit Ambitionen

Beim Club entschieden sie sich aber, in der Winterpause nicht nur eine potentielle Nummer drei (oder vier, falls man U23-Schlussmann Jan Reichert mitzählen möchte) zu holen, sondern einen Torwart, der selbst gewisse Ambitionen mitbringt. Peter Vindahl Jensen ist 24 Jahre alt, war immerhin dänischer Junioren-Nationalspieler und stand letzte Saison noch im Tor von AZ Alkmaar. Kaum anzunehmen, dass der Leihkeeper nun stattdessen ein halbes Jahr in Nürnberg auf der Bank sitzen möchte.

"Klar hätte man es auch anders lösen können, aber ich finde es ehrlich gesagt richtig und völlig normal", sagt Klaus, der frühzeitig über die Pläne des Vereins informiert worden war: "Es wäre unverantwortlich gewesen, nur mit zwei Torhütern in die Rückrunde zu gehen, gerade angesichts des Tabellenplatzes. Deshalb habe ich volles Verständnis für die sportliche Entscheidung, noch jemanden dazuzunehmen."

Auch wenn dieser Jemand nun selbst Ansprüche anmeldet. "Peter kommt auch aus einer Situation, die er sich anders vorgestellt hat", weiß Klaus, sieht dem Keeper-Casting aber gelassen entgegen, zumal er das Vertrauen der Mannschaft spürt. "Grundsätzlich ist ein offener Konkurrenzkampf immer wünschenswert. Mein Anspruch ist wie in jeder Vorbereitung, am Ende zu spielen. Wir haben ja noch mehrere Wochen, ich denke, das wird auch eine faire Sache, was die Spielzeiten angeht." Im ersten Test bei 1860 München (0:1) sammelte Klaus mit zwei Paraden die ersten Bonuspunkte, während der Vindahl in der ersten Halbzeit kaum Gelegenheit bekam, sich auszuzeichnen - und nun seit Montag erkrankt ist.

Zalazars nerviger Geistesblitz

Klaus findet aber eh, "dass ich immer vernünftig gespielt und gezeigt habe, dass man auf mich setzen kann". Etwa im DFB-Pokal gegen den HSV. Anders als Markus Weinzierl hatte Robert Klauß im Cup-Wettbewerb Mathenias Vertreter eine Chance gegeben. Auch zum Saisonausklang gegen Schalke 04 durfte Klaus als Anerkennung für gute Trainingsleistungen sein bislang einziges Zweitliga-Spiel für den Club erleben. Er hielt ordentlich, in Erinnerung blieb aber der spektakuläre Gegentreffer zum 0:1.

Rodrigo Zalazar hatte aus 59 Metern abgezogen, über Klaus hinweg hatte sich der Ball ins Netz gesenkt. Eine Szene, die den gebürtigen Stuttgarter noch immer beschäftigt - vor allem ihre Bewertung. "Es darf natürlich jeder so sehen, wie er möchte, aber für manche ist es nicht einfach zu begreifen, dass ein herausragendes Tor nicht zwangsläufig ein Torwartfehler ist", kontert er fachfremde Kritiker, die ihm vorwarfen, etwas zu weit vor seinem Kasten gestanden zu haben. "Das war einfach eine unfassbare Qualität des Spielers, ein Geistesblitz."

Mit Drucksituationen kann der frühere Spanien-Legionär nicht nur gut umgehen, er liebt sie sogar, "gerade wenn es auf der Tribüne mal unruhig wird oder alle gegen mich sind, das ist mir egal. Das sind genau die Situationen, auf die ich Bock habe".

Weltmeister Martinez? Eher unsympathisch

Provokationen wie die vom argentinischen Weltmeister Emiliano Martinez wird man von Klaus aber nie zu sehen bekommen: "Ich hätte ihn aufgrund der persönlichen Note nicht zum besten WM-Torhüter gewählt", gesteht der bodenständige Schwabe. "Sportlich war seine Leistung 1a, aber die Geste bei der Siegerehrung und das Tanzen nach jedem verschossenen Elfmeter machen ihn eher unsympathisch. Das sind Sachen, die ich als Sportsmann nicht so gerne sehe." Gut, dass man ihn danach gefragt hat.

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