Mitglied der Waffen-SS

Club arbeitet NS-Geschichte auf: Block 4 trägt nicht mehr den Namen des SS-Mannes Andreas Munkert

Jonas Volkert

E-Mail zur Autorenseite

31.7.2024, 15:53 Uhr
Die Tafel, die über Block 4 angebracht war, trug Munkerts Namen - und ist inzwischen abmontiert.

© fcn.de Die Tafel, die über Block 4 angebracht war, trug Munkerts Namen - und ist inzwischen abmontiert.

Andreas Munkert war Mitglied der Waffen-SS. Dieser Tatsache ist dem 1. FC Nürnberg seit Ende 2022 bekannt. Nun reagierte der Verein: Künftig wird Block 4 des Nürnberger Max-Morlock-Stadions nicht mehr den Namen des ehemaligen Meisterspielers tragen. Die Gedenktafel, die ihm diese Ehre zuteilwerden lässt, ist bereits seit Anfang Juli abmontiert.

Viele Blöcke im Max-Morlock-Stadion tragen die Namen verdienter Ex-Spieler des Vereins. Die Bedingungen, die für diese besondere Ehre erforderlich sind: Der Spieler muss 400 Spiele für den Verein haben, Mitglied einer Meistermannschaft gewesen sein oder ein Länderspiel absolviert haben. Zwei dieser drei Voraussetzungen müssen für eine Blockbenennung erfüllt sein - Munkert war Mitglied der Meistermannschaft von 1936 und zudem Nationalspieler, absolvierte 1935 und 1936 acht Länderspiele - und erhielt folgerichtig eine Plakette im Nürnberger Achteck.

Aber: Munkert war nicht nur Fußballspieler. Er war ab Mai 1937 Mitglied der NSDAP, ab Mai 1940 freiwillig Mitglied der verbrecherischen Waffen-SS und gehörte zudem zur Verwaltung der SS-Kavallerie-Ersatz-Abteilung in Warschau. Von 1942 bis 1943 spielte er außerdem für die SG Ordnungspolizei Warschau. Das ist seit Erscheinen des Buchs "Heulen mit den Wölfen – Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder" von Bernd Siegler im Dezember 2022 bekannt.

Kalb und Stuhlfauth: Auch andere Club-Legenden haben eine NS-Geschichte

Munkert ist freilich nicht der einzige Spieler in der Historie des Vereins mit Verbindungen zur NSDAP. Auch andere Spieler, deren Namen heute Blöcke im Nürnberger Stadion zieren, waren Mitglieder in der Partei oder in Berufsorganisationen der Nationalsozialisten. Unter ihnen neben der Vereinslegende Heiner Stuhlfauth auch Hans Kalb (Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund), Gerhard Bergner, Helmut Herbolsheimer, Georg Hochgesang, Richard Oehm, Baptist Reinmann und Hans Schmidt.

Der Unterschied zu Munkert: Sie alle waren zwar mit dem NS-Regime verbandelt, im Gegensatz zum Abwehrspieler hätten die anderen Block-Namenspatronen "darüber hinaus jedoch weder verbrecherisch gehandelt, noch sich propagandistisch für das NS-Regime hervorgetan". Deshalb, so der Verein weiter, würden die nach ihnen benannten Blöcke ihre Bezeichnung auch behalten. "Das Prinzip des 1. FC Nürnberg ist eine differenzierte, reflektierte Geschichtsbetrachtung", so Club-Historiker Bernd Siegler zu der Entscheidung. Ein Vorgehen, wie es auch die Stadt Nürnberg etwa bei Straßennamen praktiziere, versichert der Verein.

Derzeit trägt Block 4 noch keinen neuen Namen, eine Umwidmung sei derzeit auch nicht geplant, wie der Verein auf Anfrage der Redaktion mitgeteilt hat. Die Plaketten für die anderen Mitglieder der NSDAP werden zwar nicht gänzlich entfernt; über die NS-Vergangenheit der Spieler von damals will der Verein aber mit überarbeiteten Tafeln im Rahmen des anstehenden Vereinsjubiläums informieren.

Verwandte Themen