Sportvorstand Hecking: "Auch für uns interessant"
Club-Leihspieler Gnezda Cerin sorgt für Aufsehen
16.11.2021, 06:00 UhrDer Rahmen für seine Premiere hätte trister kaum sein können. 5117 Zuschauer im Stadion Stožice zu Ljubljana, ein sportlich unbedeutendes WM-Qualifikationsspiel gegen Zypern. Trotzdem hätte Adam Gnezda Cerin in der 84. Minute am liebsten die ganze Welt umarmt. Kurze, schnelle Körpertäuschung, präziser Abschluss ins lange Eck. Sein 2:0 für Slowenien wird der junge Fußballer nie mehr vergessen.
Auch Dieter Hecking hat es gesehen, das erste Länderspieltor des Mittelfeldspielers. Seines Mittelfeldspielers. Der ja noch bis 30. Juni 2023 dem 1. FC Nürnberg gehört, also zumindest ein bisschen, möglicherweise. Und jetzt zwei Jahre an HNK Rijeka verliehen ist, wo Robert Palikuca, Heckings Vorgänger als Sportvorstand beim Club, als Manager arbeitet.
Das waren halt noch Zeiten im Sportpark Valznerweiher, als es die Vertragslaufzeiten von Neuzugängen wie Anfang September 2019 auf die Homepage schafften. Gleich vier Jahre banden sie das viel gepriesene Talent von NK Domzale, für eine stattliche Ablöse im siebenstelligen Bereich. Viel Geld für einen Fußballer, den zuvor nicht viele kannten.
"Einen Spielertypen wie ihn haben wir bislang noch nicht in unserem Kader", schwärmte Palikuca, der restlos überzeugt zu sein schien von Gnezda Cerins Qualitäten und Perspektiven. Flink, technisch stark, gute Übersicht. Bis zu seinem Startelf-Debüt im Hamburger Volksparkstadion sollte es dennoch fast ein halbes Jahr dauern. Nach 41 Minuten war es auch schon wieder vorbei. Gnezda Cerin wirkte restlos überfordert.
Kaufoption für Rijeka
Die Trainer Damir Canadi und Jens Keller konnten nicht viel anfangen mit dem quirligen Slowenen, der im Sommer darauf verständlicherweise nur weg wollte. HNK Rijeka, aktuell Tabellenführer in Kroatien, holte ihn gleich für zwei Jahre und sicherte sich zudem eine Kaufoption, die bis zum Frühjahr gezogen werden müsste. "Ansonsten, sagt Hecking, "ansonsten kommt er eben wieder zu uns". Die Nürnberger haben es aber nicht mehr in der eigenen Hand.
Beim Club beobachten sie seine nächsten Schritte natürlich aufmerksam. Vor allem physisch habe er zugelegt, berichtet Hecking, der im Januar 2020 den Hamburger SV trainierte und schon ein bisschen erstaunt war, wer da beim Club im Mittelfeld auflief. Körperlich sei Gnezda Cerin "einfach nicht robust" gewesen, sagt Hecking, also gingen sie auf ihn los. Endstand 1:4 aus Nürnberger Sicht.
Mittlerweile scheint der 22-Jährige seine Defizite aber aufgearbeitet zu haben. Ist er fit, kommen sein Vereins- und sein Nationaltrainer fast nicht mehr an Gnezda Cerin vorbei. Sieben Länderspieleinsätze hat er seit Sonntag, trotz namhafter Konkurrenz auf seiner Position.
"Es ist bei ihm eine Entwicklung eingetreten, die ihn auch für uns interessant macht", sagt Hecking über seinen gerade einzigen Leihspieler, der erst in ein paar Monaten weiß, in welcher Stadt er nächste Saison spielen wird. In Rijeka, in Nürnberg oder ganz woanders. "Es gibt auch einen Markt für ihn", versichert Hecking.
Der Sportvorstand wartet erst mal ganz entspannt ab, ob die Kroaten die festgeschriebene Ablöse bezahlen wollen. Wenn nicht, würden sie beim Club schon einen Platz finden für den "Achter" (Hecking), der seine Stärken im Zentrum am besten zur Geltung bringt. Und eines Tages auch ein größeres Publikum begeistern dürfte.
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