Zwei Gesichter

Daheim bockstark, auswärts zu zahm: Warum der 1. FCN eben doch noch keine Spitzenmannschaft ist

Jonas Volkert

Redakteur

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22.02.2025, 05:00 Uhr
Auswärts oft ungefährlich: Miroslav Kloses junge Club-Elf.

© IMAGO / Jan Huebner Auswärts oft ungefährlich: Miroslav Kloses junge Club-Elf.

Schaut man auf die Heimtabelle, ist der Club bereits dort angekommen, wohin Miroslav Klose seine Mannschaft nach dem letzten Heimsieg gegen Ulm zumindest auf dem Weg wähnte: beim Status einer Spitzenmannschaft. 23 Punkte aus elf Spielen bei nur zwei Niederlagen bedeuten Stand Samstagmorgen Platz drei in der Heimtabelle der 2. Bundesliga.

Schaut man aber auf die Auswärtstabelle zeichnet sich ein anderes Bild: Platz zwölf bei zwölf Punkten aus ebenso vielen Spielen stehen dort zu Buche. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, und doch hatten sie beim Club wohl insgeheim gehofft, der Auswärtssieg in der spektakulären Partie in Magdeburg habe so etwas wie eine Trendumkehr dargestellt - anders sind Kloses ungewohnt offen optimistische Andeutungen kaum zu deuten. Denn nicht nur der Sieg an sich, sondern auch dessen Zustandekommen mit mutigem Offensivfußball waren eher untypisch für das Auftreten des 1. FC Nürnberg in der Ferne in der laufenden Zweitliga-Saison.

Trendwende bleibt aus

Nach dem Spiel am gestrigen Freitagabend bei Hertha BSC scheint sich diese Trendwende aber nicht zu bestätigen. Ein offensiv mutloser und bisweilen auch ideenloser Auftritt, an dessen Ende ein Punktgewinn steht, sicher auch wegen des verstärkten Fokus auf der Defensivarbeit zustandegekommen.

Dabei hatte Klose in der Pressekonferenz vor der Partie noch angekündigt, das Spiel besonders aktiv selbst gestalten zu wollen: "Wir müssen viel den Ball haben. Dann wird es ein richtig gutes Freitagabendspiel", hatte der Trainer die Richtung vorgegeben. Gleichzeitig räumte der Ex-Profi ein, man sei "zu Hause einen Tick mutiger". "Und wir erarbeiten uns mehr Torchancen. Wir wissen aber, dass wir das auch Auswärts können." In Berlin konnten sie es einmal mehr nicht - obwohl mit der Hertha ein taumelnder Gegner wartete. Am Ende standen nur vier Torschüsse zu Berlins 16 zu Buche und ein Expected Goals-Verhältnis von 1,19 zu 0,19.

Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass am Freitag eine Nürnberger Mannschaft auf dem Rasen stand, die im Schnitt gerade einmal 23,2 Jahre alt ist, und die damit die jüngste Vereinself seit 1986 darstellt. Dass eine in Teilen zweifellos hoch veranlagte aber dennoch derart junge Mannschaft auch des Öfteren mal Spiele abliefert, in denen offensiv nicht viel zusammenläuft, ist verständlich - vor allem, wenn man nicht im heimischen Achteck, sondern in den Fußballarenen der Republik antritt. Und dann ist es eben auch beachtlich, wenn so eine Mannschaft an einem Freitagabend unter Flutlicht immerhin einen Punkt aus Berlin entführt.

Im Max-Morlock-Stadion weiter stark

"Jetzt haben wir ein Heimspiel, da können wir auch wieder mehr offensive Akzente setzen", sagte Trainer Miroslav Klose im TV-Interview nach dem Spiel im Berliner Olympiastadion mit Blick auf die kommende Ansetzung gegen Hannover 96 - und hat damit wohl recht. Spitzenmannschaften setzen diese Akzente aber eben auch auswärts. Dass der 1. FC Nürnberg in dieser Saison nicht dazu gehört, ist bei der aktuellen Ausrichtung des Clubs freilich in Ordnung. Der 1. FC Nürnberg und seine Fans tun also wohl gut daran, eine entspannte Saison im Tabellenniemandsland zu genießen - ganz ohne Abstiegsangst, aber auch ohne Relegations-Luftschlösser.

Das nächste Derby, für aufstiegsambitionsfreie Club-Anhänger das vermeintliche Highlight der Rest-Saison, findet glücklicherweise ja im heimischen Max-Morlock-Stadion gegen die gleichfalls auswärtsschwachen Fürther statt - schließlich ist das Kleeblatt in der Auswärtstabelle der direkte Tabellennachbar auf Rang 13.

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