„Wir melden uns vom Abgrund“
Der Herzensverein im Pech: Wie der Club die wildesten Geschichten schreibt - und absteigt
30.04.2025, 05:00 Uhr
Leiden gehört zum Club-Fan-Sein dazu. Es geht nicht anders. Die Zeiten, in denen der FCN sich überzeugend als „der Ruhmreiche“ bezeichnen konnte, sind lange vorbei - den neun deutschen Meisterschaften wird erstmal keine zehnte folgen. Trotzdem begeistert der Verein seine durchaus stattlichen Anhängerschaft in Nürnberg, der Region und überall sonst. Trotz der vielen Abstiegskämpfe, der andauernden Trainerwechsel, dem ewigen Bangen, der Angst um den Absturz und dem unendlichen Hin und Her bleiben die Fans dem Club treu. Oder vielleicht auch gerade deshalb.
Denn so ist ja auch das Leben, voller Hochs und Tiefs, voller Hin und Her. Das meint zumindest Günther Koch, Reporter-Legende und Stimme Frankens. „Der Club ist alles, nur nicht normal“, sagt er, „Der Club ist einzigartig. Er bietet alles. Natürlich auch die Tiefen, aber das ist auch das Leben, alles andere ist langweilig.“ Der heute 83-Jährige hat den Club schon bei so einigen Aufstiegen und Triumphen begleitet, aber auch bis an den Abgrund.
Besonders tief war der 1999. Der Abstieg, der vielen Club-Fans noch immer in den Knochen steckt. Der Abstieg, bei dem Günther Koch sich vom Abgrund meldet. Der Abstieg, bei dem der FCN sich lange in Sicherheit gewiegt hat, der so unwahrscheinlich war, dass ihn niemand für möglich gehalten hat. Und doch ist er passiert. Etwas, dass typischerweise nur dem Club passieren kann. Ein Verein, der so sehr zwischen den Extremen schwankt, dass er es schon geschafft hat, als amtierender Meister abzusteigen. Oder als amtierender Pokalsieger. Und eben von Platz zwölf.
Abstieg von Platz zwölf
1999 ist der Club nämlich eigentlich nur rechnerisch vom Abstieg bedroht. Er steht auf Tabellenplatz zwölf, zwischen ihm und dem 16. Rang, dem ersten Abstiegsplatz, liegen noch Stuttgart, Freiburg und Rostock. Die Party zum Klassenerhalt ist schon geplant, die Dauerkarten-Infos für die erste Bundesliga schon verschickt.
1:2 verliert der Club am letzten Spieltag gegen Freiburg. Eigentlich erstmal kein Problem. Womit jedoch niemand gerechnet hat: Die eigentlich schon abgestiegene Eintracht Frankfurt hat ungeahnte Kräfte mobilisiert. Nach einem 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern zur Pause fällt ein Tor nach dem anderen. 5:1 gewinnt die Eintracht. Auch die anderen Partien enden ungünstig für den Club.
An diesem letzten Spieltag rutscht der FCN ab, taumelt mit jeder Minute der Schlussphase immer mehr dem Abgrund entgegen - und stürzt am Ende von Platz zwölf in die Abstiegsränge. Und damit in die Zweitklassigkeit. Eine Geschichte, die so eigentlich nur der regelmäßig vom Pech verfolgte 1. FC Nürnberg schreiben kann.
Welche dieser Geschichten die dramatischsten sind, ist schwer zu sagen. Wir haben trotzdem ein paar rausgesucht, um zum seinem 125-jährigen Jubiläum auch die Seiten und Situationen des FCN aufzuzeigen und zu erzählen, bei denen man sich die Hände vors Gesicht schlagen möchte. Irgendwie aber eben auf liebevolle Art und Weise. Hört dafür in die zweite Folge „Wir melden uns vom Abgrund“ von unserem Podcast „Ein Fels in wilder Brandung“ zum Club-Jubiläum, präsentiert von „Now Bio-Limo by Lammsbräu“.
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