Club enttäuscht auch offensiv

Die Leiden des jungen Reichert - FCN-Keeper im Wechselbad der Gefühle

Darius Kiesel

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20.04.2025, 05:00 Uhr
Ärgerlich: Jan Reichert rutscht die Kugel aus den Händen, der Paderborner Sven Michel bedankt sich.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ärgerlich: Jan Reichert rutscht die Kugel aus den Händen, der Paderborner Sven Michel bedankt sich.

In schöner Regelmäßigkeit prüft der 1. FC Nürnberg die weitverbreitete These, wonach das Umfeld rund um den Altmeister besonders schwierig sei. Immer wieder wurden in der Vergangenheit derartige Klagen laut, Ex-Sportvorstand Dieter Hecking etwa galt als überzeugter Vertreter besagter Diagnose. Zumindest in der laufenden Spielzeit wartet diese bislang vergeblich auf ihre Bestätigung.

Nicht zum ersten Mal bot sich dem FCN die Gelegenheit, sich mit einem weiteren Sieg im Aufstiegsrennen festzusetzen. Nicht zum ersten Mal ließ er sie ungenutzt. Dennoch reagierte das Publikum im mal wieder gut gefüllten Max-Morlock-Stadion keinesfalls nachtragend oder gar wütend. Im Gegenteil: Die Mannschaft wurde auch nach dem Rückstand lautstark unterstützt, nach Abpfiff sprach man ihr Mut für die kommenden Aufgaben zu. Dass die Niederlage gegen den SCP auch in einzelnen individuellen Fehlern wurzelte, tat dem keinen Abbruch. Gerade weil der Club eine junge wie talentierte Mannschaft auf den Rasen schickt, scheinen weite Teile der Anhängerschaft ein Gespür für die richtigen Zwischentöne gefunden zu haben.

Reichert auf Achterbahnfahrt

Die Entwicklung eines jungen Profis ist bekanntermaßen ein Reifeprozess. Auf keine Position dürfte dies obendrein mehr zutreffen als auf die des Torhüters. Und so wurde Keeper Jan Reichert noch in der vergangenen Woche zurecht für seine heroische Leistung auf dem Betzenberg gefeiert, als er dem Club mehrfach die drei Punkte festhielt. Ohnehin spielt der gebürtige Schweinfurter eine grundsolide Saison, der angesichts der Umstände auch das Gütesiegel „gut“ verliehen werden könnte. „Dafür, dass es sein erstes Jahr ist, spielt er eine fantastisch stabile Saison“, betonte auch Trainer Miroslav Klose zuletzt.

Daran ändert auch Reicherts Darbietung bei der 2:3-Heimpleite gegen Paderborn wenig. Dennoch gab der 23-Jährige bei allen drei Gegentreffern eine unglückliche Figur ab. Zunächst irrte der Schlussmann etwas orientierungslos durch seinen Fünfmeterraum, später ließ er einen strammen Distanzschuss der Paderborner passieren. Besonders ärgerte sich Reichert aber über das dritte Gegentor, für das er „ganz klar“ die Verantwortung übernahm: „Den Ball muss ich einfach festhalten. Wie der Ball da rausrutscht, weiß ich selbst nicht. Leider ist es passiert.“ Nichtsdestotrotz gab sich der Torwart kämpferisch. Schließlich seien noch zwölf Punkte zu vergeben und der Club wolle „das Maximale herausholen“.

Offensivspiel hakt - was ist los bei Tzimas?

Dass dies gegen die Ostwestfalen nicht gelang, lag indessen keineswegs einzig am Nürnberger Schlussmann. Vielmehr stockte das Offensivspiel der Franken nahezu über die gesamte Spieldauer. So zeichnet sich zunehmend ab, dass man das Fehlen von Torjäger Stefanos Tzimas nur unzureichend auffangen kann. Angesichts der Qualitäten des jungen Griechen ist dies kaum verwunderlich und ebenso nachvollziehbar. Nur stellt sich die Frage, wann der FCN noch einmal auf die Dienste des 19-Jährigen hoffen kann - und ob. Zwar würde der Angreifer mittlerweile Fortschritte machen, wie Klose im Vorfeld der Partie erklärte, ganz durchsichtig scheint die Situation rund um das Ausnahmetalent jedoch nicht. Tzimas fehlt dem Club seit mittlerweile vier Partien. Das Nürnberger Umfeld jedenfalls dürfte auf seine baldige Rückkehr hoffen.

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