Remis in Magdeburg

Doppelpacker Lohkemper ärgert den Ex-Verein: 2:2 lässt Club durchschnaufen

Uli Digmayer

Sportredaktion

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12.5.2023, 20:30 Uhr
Ausgerechnet sagt man da wohl: Der Ex-Magdeburger Felix Lohkemper erzielte an alter Wirkungsstätte per Kopf das 1:1.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Ausgerechnet sagt man da wohl: Der Ex-Magdeburger Felix Lohkemper erzielte an alter Wirkungsstätte per Kopf das 1:1.

Beim bislang einzigen Gastspiel des 1. FC Nürnberg in Magdeburg versprühte dieses Treffen noch so etwas wie internationales Flair. Beide Mannschaften standen sich am 28. Juli 1984 im Intertoto-Cup gegenüber, einem Vorläufer des inzwischen ebenfalls längst vergessenen UI-Cup-Wettbewerbs, der nicht unbedingt Ruhm und Ehre versprach. Der damalige DDR-Vertreter kanzelte die BRD-Besucher nach einem 2:2 im in Weiden ausgetragenen Hinspiel klar mit 3:0 ab, was am Valznerweiher aber für keine größeren Erschütterungen sorgte.

Das Wiedersehen an der Börde fast 40 Jahre später sah nun am Freitagabend zwar nur noch das Duell zweier mittelmäßiger bis schlechter Zweitligisten, barg aber deutlich mehr Brisanz. Während der kecke Aufsteiger zuletzt fleißig Spitzenmannschaften ärgerte (3:2 gegen den Hamburger SV, 0:0 in Heidenheim) und dadurch in der MDCC-Arena schon mit einem Remis die letzten theoretischen Zweifel am Klassenerhalt beseitigen konnte, mussten die auswärtsschwachen Gäste bei vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz immer noch besorgt nach unten schielen, auch wenn Trainer Dieter Hecking nach dem Last-Minute-Drama beim 3:3 gegen Kaiserslautern alle Bedenken demonstrativ beiseite schob.

Mit Taten untermauern konnten Nürnbergs Profis diesen Zweckoptimismus ihres Vorgesetzten in Sachsen-Anhalt zumindest ein bisschen. Nach dem 2:2 (0:1) beim Europapokalsieger von 1974 darf der Club den letzten beiden Spielen gegen Rostock und in Paderborn etwas entspannter entgegenblicken.

Wenig überraschend hatte Hecking die nach dem Kreuzbandriss von Kapitän Christopher Schindler vakante Position in der Innenverteidigung mit dem Waliser James Lawrence besetzt. Im Tor vertrat wie angekündigt Carl Klaus den maladen Peter Vindahl, außerdem verdrängte Fabian Nürnberger den zuletzt formschwachen Lukas Schleimer aus der Startelf. Erstmals auf der Bank saß das 17-jährige Sturmtalent Can Uzun, das nach Informationen der "Bild-Zeitung" bereits der FC Bayern München und Galatasaray Istanbul im Visier haben sollen.

Beide Mannschaften sparten sich vor der stimmungsvollen Kulisse von 26.305 enthusiastischen Zuschauern ein Abtasten. Lino Tempelmann, der den Club erstmals als Kapitän aufs Feld führte (4.), und Kwadwo Duah (6.) wagten erste zarte Annäherungsversuche ans Magdeburger Tor. Auf der Gegenseite musste sich Klaus bei einem Distanzversuch von Cristiano Piccini strecken (12.). Nach rund 20 Minuten übernahm gegen defensiv nicht immer sattelfest wirkende Gäste immer mehr das Team von Trainer Christian Titz das Kommando. Baris Atik schoss knapp am langen Pfosten vorbei (25.), dann drosch Amara Conde den Ball freistehend aus kurzer Distanz über das Tor (29.).

Das 1:0 der spielstärkeren und auch spritzigeren Hausherren lag in der Luft, erledigt wurde der Job dann aber freundlicherweise von einem Nürnberger. Nach einem von Daniel Heber per Kopf verlängerten Freistoß aus dem Halbfeld wollte Innenverteidiger Horn den Ball offenbar zur Ecke klären, köpfte ihn zum Entsetzen der rund 2000 mitgereisten Club-Fans aber kurzerhand ins eigene Netz (34.).

Fast hätte Klaus dem FCM kurz vor der Pause sogar noch das 0:2 geschenkt, als er den Ball genau in die Füße von Jason Ceka spielte, dessen Weitschuss das leere Tor aber knapp verfehlte (41.).

Der Club kam sichtlich bemüht aus der Kabine, doch fehlte den viel zu statischen Angriffsbemühungen zunächst die letzte zündende Idee. Dann aber setzte sich Tempelmann nach Pass von Mats Möller Daehli auf der rechten Seite endlich einmal durch und fand mit seiner präzisen Hereingabe Felix Lohkemper, der an alter Wirkungsstätte aus kurzer Distanz per Kopf seinen zweiten Saisontreffer erzielte (54.).

Der Ausgleich zeigte Wirkung bei den Hausherren. Duah hätte wenig später sogar nachlegen können, wäre Lohkempers Hereingabe nicht gerade noch abgeblockt worden (59.), dann prüfte Tempelmann Magdeburgs Ersatzkeeper Tim Boss mit einem Distanzschuss (66.). Just in diese Nürnberger Drangphase platzte das 1:2: Weil sich Nathaniel Brown nach Flanke von Atik im Zweikampf mit Herbert Bockhorn verschätzt hatte, konnte Ceka dessen Vorlage mit einem platzierten Flachschuss vollenden (67.). Doch der Club schlug erneut zurück: Nach feinem Solo des eingewechselten Schleimer traf erneut Lohkemper zum 2:2 (81.). Der FCM durfte trotzdem die große Klassenerhaltsparty feiern - und der Club vielleicht bald nachziehen.

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