Enttäuschendes 3:3-Remis
Drama in Düsseldorf: Starker Club bricht ein und verspielt 3:0-Führung binnen elf Minuten
26.04.2025, 22:34 Uhr
Die Hoffnung stirbt zuletzt – diese bekannte Floskel gilt auch für den Club, auch noch am 31. Spieltag. Denn: Trotz mehrerer enttäuschenden Auftritte durfte der 1. FC Nürnberg zumindest noch ansatzweise von dem Aufstieg träumen. Das lag insbesondere in der Tatsache begründet, dass sich die gegenwärtigen Top-Klubs der 2. Bundesliga ein Schneckenrennen liefern – so schnappten sich am Samstagmittag die SV Elversberg und der SC Paderborn im direkten Duell die Punkte gegenseitig weg.
Und wenn zwei sich streiten, dann freut sich der Dritte – und das sollte mutmaßlich der Sieger des Abendspiels sein: Fortuna Düsseldorf hätte mit einem Sieg direkt auf den dritten Platz springen können, der Club hätte mit einem Auswärtsdreier zumindest den Abstand zu Relegationsrang auf drei Punkte verkürzt. Wenngleich, um tatsächlich noch vom Aufstieg träumen zu dürfen, es einer doch recht glücklichen Fügung, vor allem aber einer verbesserten Leistung als in den Vorwochen bedurfte.
Anders als in den Vorwochen konnte Miroslav Klose in Düsseldorf wieder auf seinen Abwehrchef bauen: Kapitän Robin Knoche kehrte nach seiner Verletzungspause zurück in die Startelf, Ondrej Karafiat nahm auf der Bank Platz. Zudem ersetzte Danilo Soares auf der linken Schiene den gelbgesperrten Berkay Yilmaz, Janis Antiste kam anstelle des verletzten Jens Castrop in die Partie, dafür rückte Rafael Lubach eine Position nach hinten. Bei den Hausherren nahm Cheftrainer Daniel Thioune zwei Änderungen vor, der Fokus lag aber insbesondere auf einer Personalie: Top-Torjäger Dawid Kownacki. Der Pole wurde rechtzeitig fit und stand dementsprechend in der Startelf.
Feuerwerk auf den Rängen, Chancenarmut auf dem Platz
Das Spiel begann mit einem Feuerwerk - nicht im übertragenen, sondern im originären Sinne. Und nicht im Singular, sondern im Plural: Sowohl die Anhänger der Hausherren als auch die rund 4.000 mitgereisten Gästefans nutzten die späte Anstoßzeit bei Flutlicht und zündelten in ihren Blocks reichlich Pyrotechnik ab. Auf dem Feld indes lief das Spiel gemächlich an - der Club verbuchte zwar durch Emreli bereits nach 15 Sekunden den ersten Torabschluss (1.), ansonsten blieben Chancen aber zunächst Mangelware.
Die Fortuna lief den 1. FC Nürnberg früh und hoch an, der Club wusste sich aber mit Risiko und dem Mut zur spielerischen Lösung meist zu befreien. Gegen den Ball agierten die Gäste deutlich passiver als die Gastgeber und setzten auf ein klassisches Mittelfeldpressing - in der Hoffnung, bei Balleroberungen schnell umzuschalten und den Platz im Rücken der Kette auszunutzen. Das gelang aber ebenso wenig wie der Düsseldorfer Versuch, hohe Ballgewinne gegen ballsichere Nürnberger zu erzielen.
Die erste größere Chance verbuchten die 95er durch einen Konter: Janis Antiste konnte sich in einem Zweikampf an der gegnerischen Eckfahne nicht durchsetzen, Düsseldorf schaltete dann schnell. Myron van Brederode steckte auf Isak Johannesson durch, aber Danilo Soares rettete mit einer starken Grätsche in letzter Sekunde und verhinderte somit den Abschluss (18.).
Im darauffolgenden Angriff klingelte es dann - und zwar für den Club: Julian Justvan zog mit Ball am Fuß von rechts nach innen und prüfte F95-Keeper Florian Kastenmeier mit einem Abschluss. Der Schlussmann parierte, wehrte den Ball aber direkt vor die Füße von Antiste ab. Der Angreifer drückte den nicht ganz anspruchslosen Ball dann sicher über die Linie - 1:0 für die Klose-Elf (19.).
Emreli mit der Koppe: Club schnupperte am zweiten Tor
Rund zehn Minuten später bot sich dem Club abermals unmittelbar nach einer Düsseldorfer Chance eine Möglichkeit. Die Fortuna, die sich bis dato schwer tat, Lücken in der kompakten Nürnberger Defensive zu finden, spielt sich über den rechten Flügel durch - die darauffolgende Hereingabe findet van Brederode, dessen Schuss aber von Knoche geblockt wurde. Die Gäste schalteten daraufhin schnell um, über Antiste kam der Ball zu Justvan, der in einer Zwei-gegen-Eins-Situation den Ball durch das Mittelfeld trieb und dann auf Emreli steckte. Der Aserbaidschaner versuchte es etwas unkonventionell mit der Pieke und verfehlte das Tor damit knapp (30.). Dennoch: ein mustergültiger Konter des Klose-Trupps.
Wenige Minuten später folgte erneut ein aussichtsreicher Konter. Diesmal bekam Antiste ein Zuspiel vom linken Flügel und versuchte gegen die Laufrichtung des letzten Verteidigers auf Justvan abzulegen - der Ball wurde jedoch abgefangen (37.). Trotzdem schienen Konter an diesem Tag ein probates Mittel zu sein: Immer wieder kam der Club in Überzahlsituationen und schaffte es auch, sich im eigenen Ballbesitz durch gepflegtes Kurzpassspiel, Klatsch-Aktionen und Dreiecksbildung aus dem Düsseldorfer Druck zu lösen. Die Gastgeber hingegen fanden trotz mehr Ballbesitz kaum Lösungen gegen den Nürnberger Block und kreierten dementsprechend kaum Chancen.
Und dann bot sich den Zuschauern in der Merkur-Spielarena kurz vor dem Pausentee eine Szene, die man sonst nur in der 90. Minute erwartet: Die Düsseldorfer sind im eigenen Angriff weit aufgerückt, der letzte Abwehrmann steht zehn Meter in der Nürnberger Hälfte, als der Club in Person von Caspar Jander am eigenen Strafraum an den Ball kam. Der Mittelfeldspieler bediente mit einem einfachen, aber perfekt temperierten Zuspiel Emreli, der im Schatten des letzten Verteidigers gelauert hat und plötzlich in der gegnerischen Hälfte frei auf den weit vor dem Tor stehenden Torhüter zulief. Der Aserbaidschaner erkannte die Lage und hob das Leder über Kastenmeier hinweg ins Tor. Ein einziger Pass genügte, um die Konterabsicherung der Hausherren auszuhebeln und auf 2:0 zu erhöhen (45.+2). Dank Antiste und Emreli, dank des kompakten Verteidigens, dank spielerisch mitunter gefälligen Stafetten und dank mehrerer aussichtsreicher Chancen ging es mit einer verdienten 2:0-Führung in die Pause.
Zum Dritten: Jander erobert, Justvan staubt ab
95-Cheftrainer Thioune löste zum Wiederanpfiff die Dreierkette auf, Shinta Appelkamp ersetzte den gelbgesperrten Innenverteidiger André Hoffmann. Beim Club änderte sich zunächst nichts - weder personell noch in der Herangehensweise. Für einen ersten Aufreger sorgte eine strittige Situation in der 54. Minute: Emreli drehte nach einem Steckpass im Strafraum auf und wurde dabei gehalten. Der Torschütze des zweiten Treffers forderte vehement Elfmeter, Schiedsrichter Martin Petersen ließ die Aktion aber durchgehen.
Die Rheinländer verbuchten wenig später eine Großchance und zwangen Jan Reichert zu seiner ersten Parade: Nach einer Ecke köpfte Matthias Zimmermann auf das Gehäuse, der Nürnberger Schlussmann war aber zur Stelle (60.). Und wie bei den ersten beiden Treffern erzielte der Club auch sein drittes Tor unmittelbar nach einer Düsseldorfer Chance. Die Thioune-Elf spielt über Rechtsverteidiger Zimmermann ins Zentrum, wo Jander dazwischenspritzt, an den Ball kommt und ebendiesen Antiste in den Lauf passt. Der Franzose wurde zwar nach außen gedrängt und blieb mit seinem Torabschluss dann aber am eingrätschenden Fortuna-Verteidiger hängen. Den Abpraller staubte Justvan ab, der mit seinem schwächeren rechten Fuß und etwas Glück das Spielgerät im langen Eck unterbringen konnte (61.).
Die Fortuna blieb aber dran: Nach einer Ecke kam es zum Pingpong im Nürnberger Strafraum. Jan Reichert rettete mehrmals, über zahlreiche Umwege und Verkettungen sprang der Ball letztlich vom Fuß des eingewechselten Danny Schmidt ins Tor. Die Rheinländer verkürzten auf 1:3 (68.) - und kurz danach sogar auf 2:3. Wieder infolge eines Standards, wieder infolge einer Pingpong-Aktion und wieder durch Danny Schmidt: Jamil Siebert köpfte eine Freistoßflanke an den Innenpfosten, Schmidt staubte ab - und ließ spätestens damit die Düsseldorfer Aufholjagd und das Nürnberger Zittern beginnen (71.).
Und es kam, wie es kommen musste: Die Fortuna, die sich in den ersten 65 Minuten nahezu in allen Belangen den Schneid von souveränen Nürnbergern abschneiden ließ, nutzte das Momentum und holte binnen elf Minuten den Drei-Tore-Rückstand auf. Den Ausgleich besorgte letztlich der eingewechselte Appelkamp, der Jander nach Zuwurf von Reichert den Ball abluchste und an der Strafraumkante per präzisen Schlenzer abschloss (79.).
In der Folge reagierte Klose: Vor dem Ausgleichstreffer hatte er noch defensiv gewechselt, Karafiat ersetzte Antiste (76.), zudem kam Oliver Villadsen für Danilo Soares in die Partie (72.). Nach dem dritten Gegentreffer brachte der Nürnberger Cheftrainer mit Janni Serra und Lukas Schleimer zwei frische Offensivkräfte, Emreli und Lubach hatten damit Feierabend (87.). Trotz des neuen Personals bekam der 1. FC Nürnberg offensiv nichts mehr zustande, die Fortuna, die freilich im Auftrieb war, war dem Lucky Punch deutlich näher, bekam das Leder aber kein viertes Mal im Kasten von Club-Keeper Reichert unter.
Schlussendlich endete das dramatische Duell in Düsseldorf, welches der Club über weite Strecken dominierte und dann aber binnen wenigen Minuten alles verspielte, mit einem 3:3-Unentschieden, das beiden Teams nicht wirklich weiterhilft.
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