Endlich wieder strahlende Gesichter

"Gibt uns Rückenwind": Der Club nach dem Pokal-Wahnsinn

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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8.2.2023, 22:00 Uhr
Schuss ins Glück: Erik Shuranov mit dem entscheidenden Elfmeter.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Schuss ins Glück: Erik Shuranov mit dem entscheidenden Elfmeter.

Die Nordkurve sang eigentlich den kompletten Abend hindurch, in der Verlängerung aber besonders laut. So eine Stimmung, so eine Atmosphäre hat man lange nicht mehr erlebt im Max-Morlock-Stadion; nach dem letzten, von Erik Shuranov souverän verwandelten Elfmeter brachen alle Dämme. "Es ist unbeschreiblich", schwärmte der junge Stürmer, "für mich besonders".

Es hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten offenbar einiges angestaut bei Fußballern und Fans, was unbedingt raus musste. Emotionaler hätte der 1. FC Nürnberg seinen Derby-Blues nicht hinter sich lassen können.

Erstmals seit zwölf Jahren steht der Club wieder im Viertelfinale und zum insgesamt 20. Mal in der Vereinsgeschichte. In der Runde der besten acht Mannschaften warten jetzt wahrscheinlich die Top Sechs der Bundesliga (Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, Union Berlin) und der VfB Stuttgart.

Einziger Zweitligist

Als einziger Zweitligist kann Markus Weinzierls Mannschaft wohl nur noch überraschen, die so ein befreiendes Erfolgserlebnis wie gegen die Fortuna unbedingt mal gebraucht hat. Die besseren Chancen, schon vorzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen, hatten die Gäste, der Club brauchte schon etwas Glück und einen überragenden Torwart.

Peter Vindahl verhinderte mit diversen Paraden den frühen K.o. und parierte im Elfmeterschießen auch noch spektakulär den Versuch von Jona Niemiec. Jenes Spielers, der in der 120. Minute allein aufs Nürnberger Tor zugesteuert wäre, wenn Florian Flick nicht in letzter Sekunde die Notbremse gezogen hätte, die Rote Karte ging absolut in Ordnung.

Nur an Prämien haben die Nürnberger in der DFB-Pokal-Saison 2022/23 mittlerweile über 3,1 Millionen Euro verdient, im Viertelfinale geht’s um weitere 3,3 Millionen Euro. "Die Namen sind alle groß", weiß auch Markus Weinzierl und wünscht sich zumindest ein Heimspiel.

Ausgelost wird die drittletzte Runde am 19. Februar ab 17.10 Uhr im ZDF, gespielt wird am 4. und 5. April. Ungleich wichtiger ist aber das Heimspiel am Samstag gegen den SSV Jahn Regensburg (Anstoß 13 Uhr); mit dem Rückenwind vom emotionalen Pokal-Abend soll jetzt auch im tristen Liga-Alltag die Wende gelingen.

"Alle sehr glücklich"

"Man hätte es nicht schöner schreiben können", sagte Taylan Duman, dessen Kunstschuss in der Nachspielzeit erst die Verlängerung ermöglichte. Bis dahin war seine Elf erneut einigermaßen ideenlos dem Rückstand (Dawid Kownacki, 33.) hinterhergerannt. Mit Dumans Ausgleich schien die Begegnung wieder von vorn zu beginnen.

"Die letzten Tage und Wochen waren nicht so einfach", sagte Duman nach seinem spektakulären Comeback, "deshalb sind wir alle sehr glücklich." Sehr ähnlich fasste sein Trainer den Abend zusammen: "Wir haben daran geglaubt und sind belohnt worden", sagte Markus Weinzierl, "das notwendige Glück haben wir uns erarbeitet".

Und den Schwung - der sie auch am Samstag gegen Regensburg beflügeln soll. "So ein Sieg, hoffe ich, gibt uns Rückenwind."

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