Bittere Premiere

Grätsche, Gelb, Goodbye: Club-Trainer Weinzierl macht US-Boy Kayo neuen Mut

Uli Digmayer

Sportredaktion

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12.11.2022, 05:55 Uhr
Bittere Startelf-Premiere: Bryang Kayo musste in Rostock schon nach 28 Minuten wieder vom Feld.

Bittere Startelf-Premiere: Bryang Kayo musste in Rostock schon nach 28 Minuten wieder vom Feld. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Als Bryang Kayo am Mittwochabend den Rasen des Rostocker Ostseestadions betrat, sah man einen jungen Fußballer, der vor Tatendrang förmlich strotzte. Nur 28 Minuten später sah man einen jungen Fußballer, der sichtlich konsterniert wieder auf der Ersatzbank Platz nahm, sein Blick ging ins Leere, und wer wollte, hätte vielleicht sogar leicht glasige Augen entdecken können. Viel ernüchternder hätte das Startelfdebüt des 20-jährigen US-Amerikaners beim 1. FC Nürnberg kaum laufen können.

Mit starken Auftritten in der U23 hatte sich Kayo bereits unter Ex-Trainer Robert Klauß für höhere Aufgaben empfohlen, bei dessen Abschiedsvorstellung in Karlsruhe (0:3) feierte das Ende Januar vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Mittelfeldtalent in der Schlussviertelstunde sein Zweitliga-Debüt. "Er kann kicken, er hat eine gute Dynamik, ist sehr ballsicher", sagte Klauß über Kayo.

Markus Weinzierls Idee, ihn nun in Rostock erstmals von Beginn an zu bringen, durfte dennoch als Überraschung gelten. Immerhin saßen dafür renommierte Offensivkräfte wie Mats Möller Daehli, Felix Lohkemper oder Kwadwo Duah auf der Bank, Pascal Köpke war gar nicht erst mit an die Ostsee gereist.

Und der im Provinznest Poolesville in Maryland aufgewachsene Sohn kamerunischer Eltern deutete durchaus an, dass er frischen Wind ins zuletzt so lahme Offensivspiel des Tabellenvorletzten bringen könnte. Allerdings leistete er sich auch den einen oder anderen Fehlpass, ging bisweilen übermotiviert zur Sache und sah nach 25 Minuten für eine rüde Grätsche gegen Lukas Scherff die Gelbe Karte. Grund genug für seinen Trainer, ihn drei Minuten später schon wieder vom Platz zu holen, um, wie Weinzierl ausdrücklich klarstellte, nicht einen Platzverweis zu riskieren.

"Für den Jungen war es das erste Mal vor so einer Kulisse. Man hat gemerkt, dass er nervös war", sagte Weinzierl, stärkte dem Junioren-Auswahlspieler, der bereits mit 16 Jahren bei der A-Nationalmannschaft vorspielen durfte, aber zugleich demonstrativ den Rücken. Kayo habe sich den Einsatz durch gute Trainingsleistungen verdient, "er war in der Woche wirklich sehr, sehr engagiert und hatte gute Aktionen".

Und trotz der bitteren Premiere bleibe Kayo "jederzeit ein Startelfkandidat, auch jetzt am Sonntag gegen Paderborn", wie Weinzierl betonte: "Er ist ein junger Spieler, und jungen Spielern gehört die Zukunft." Auch wenn sich das für Kayo am Mittwochabend in Rostock wohl etwas anders angefühlt haben dürfte.

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