Nach dem 1:3 gegen Eltersdorf
Krisen-Stimmung beim kleinen Club
3.10.2021, 14:39 UhrDer Trainer stand in der 89. Minute da, wie ein Trainer eben dasteht, dessen Mannschaft soeben im Heimspiel gegen den SC Eltersdorf kurz vor Schluss das 1:3 kassiert hat. Die Arme: verschränkt. Der Kopf: leicht zur Seite geneigt. So, als verstehe nicht ganz, was da gerade auf dem A-Platz im Sportpark Valznerweiher passiert ist. Cristian Fiels Gestik legte maßlose Enttäuschung nahe, aber auch eine gewisse Ratlosigkeit.
Es war am Samstag ja nicht das erste Spiel in dieser Regionalliga-Saison mit unerfreulichem Verlauf für den 1. FC Nürnberg II. 15 Punkte haben sie lediglich geholt aus 16 Begegnungen, was aktuell Platz 17 bedeutet. Mit Kontakt zu den drei Abstiegsplätzen. Drei Siege (gegen Unterhaching, Aschaffenburg und in Illertissen), sechs Unentschieden, bereits sieben Niederlagen.
Dass es auch 2021/22, wie in Nachwuchsleistungszentren landauf landab üblich, mehr um die Aus- und Fortbildung von Talenten geht und weniger um die Tabelle, betonten die Verantwortlichen nicht nur in der Sommerpause, als Cristian Fiel auf Club-Legende Marek Mintal folgte. "Er hat in Dresden bereits gezeigt, dass er sich als Förderer von Talenten sieht und junge Spieler besser machen kann", sagte NLZ-Leiter Michael Wiesinger bei Fiels Vorstellung.
Jeder mit sich selbst beschäftigt
Aktuell haben regelmäßige Beobachter eher das Gefühl, dass die Entwicklung der vielen Hoffnungsträger stagniert, wenn überhaupt. Vier 19-Jährige und drei 20-Jährige standen am Samstag in der Startelf, ebenso die drei Profis Linus Rosenlöcher, Tim Latteier und Noel Knothe. Die sich zwar um etwas mehr Struktur bemühten, damit aber letztlich überfordert waren. Nach Lukas Schleimers Beförderung ist einfach niemand mehr da, der mitreißen kann.
Besonders in komplizierten Phasen wie nach dem 1:2 durch Robin Renner (64.) wäre der eine oder andere Führungsspieler gewiss hilfreich gewesen. So aber war jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auch noch dem Kollegen eine Hilfe sein zu können.
Ohne interne Hierarchie wird es schwer für den kleinen Club, dessen Umbruch im Sommer mal wieder ziemlich drastisch ausfiel. Lediglich zehn Mann aus dem alten Aufgebot wollten oder sollten bleiben, der Rest war neu. Und kam aus einer fast eineinhalbjährigen Pandemie-Phase ohne regelmäßigen Wettbewerb. Die vorvergangene U19-Bundesligasaison musste im März 2020 abgebrochen werden, die vergangene U19-Bundesligasaison im Oktober 2021. Nach nur vier Spieltagen.
Nicht verwunderlich, dass besonders die Jüngsten gerade ziemlich durchhängen, wie bei anderen Zweitvertretungen auch. Eine Ausrede soll das aber nicht sein; stattdessen stellen sie bereits erstaunlich offen die Frage, ob es bei dem einen oder anderen tatsächlich reicht.
"Nach der Trainingswoche war ich überzeugt davon, dass wir heute ein anderes Spiel abliefern", sagte Cristian Fiel etwa eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff, "deshalb ist die Enttäuschung heute schon sehr, sehr groß." So in etwa dürfte er es in der Kabine auch seiner Mannschaft erzählt haben, die zurzeit einfach nicht funktioniert. "Der Blick in den Spiegel ist manchmal der schwierigste", sagte Fiel noch, "aber er schadet heute nicht, nach dem, was wir heute abgeliefert haben."
Verstärkungen in der Winterpause?
In jeder Hinsicht sei das einfach zu wenig gewesen. Zu wenig Laufbereitschaft, zu wenig Gier, zu wenig Souveränität, auch von den drei Lizenzspielern. Mit der Konsequenz, dass sie in der Winterpause über Verstärkungen nachdenken werden. "Jetzt irgendwann muss man auch über Qualität sprechen", so Fiel, "ich werde die Jungs immer schützen, aber wenn man eine gewisse Qualität hat, muss man die auch auf den Platz bringen." Erst recht als: 1. FC Nürnberg: "Wir sind die zweite Mannschaft eines Zweitligisten, von einem großen Club, was wir momentan zeigen, ist einfach zu wenig."
Wie es wieder mehr werden kann, ist eine gute Frage. Auf die Fiel allerdings schon eine Antwort parat hat. Die kurz- bis mittelfristige Karriereplanung seiner Fußballer ist gewiss ein Ansatz, der durchaus hilfreich sein könnte. "Wenn man das Ziel hat, Profi zu werden, ist das zu wenig", versichert Fiel. Und muss es eigentlich wissen. Er war ja selbst einer.
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