Sechs Saisontreffer

Mit Vollgas auf Abschiedstour: Verlässt Dovedan den Club als Top-Torjäger?

Uli Digmayer

Sportredaktion

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13.4.2022, 06:00 Uhr

Wenn ein Verein seinen Top-Torjäger verliert, ist das Wehklagen meistens groß. Beim 1. FC Nürnberg könnte es hingegen passieren, dass man den besten Schützen sogar freiwillig ziehen lässt. Mit seinem sechsten Saisontor beim 3:1 gegen Darmstadt hat Nikola Dovedan im internen Ranking zu Erik Shuranov aufgeschlossen. Während Shuranov aktuell allerdings ein erstes Formtief durchlebt und zuletzt wieder in der Regionalliga auflief, könnte sich Dovedan in den restlichen fünf Spielen noch zum Schützenkönig krönen.

Wobei man das mit dem Schützenkönig natürlich ein bisschen relativieren muss, wie Dovedan selbst vor der Partie in Heidenheim anmerkte: „Ich muss ehrlich sagen, dass fünf Tore nicht wirklich eine tolle Quote sind“, gestand der Österreicher im Interview mit seinem Ex-Verein. Seit Samstag sind es nun zwar immerhin sechs Tore, um als Goalgetter-Legende in die Club-Annalen einzugehen, dürfte das freilich kaum reichen.

Drei komplizierte Jahre

Zumindest aber ist Dovedan drauf und dran, sich in Nürnberg nach drei insgesamt eher komplizierten Jahren einen ehrenvollen Abgang zu verschaffen. Etwas überraschend von Trainer Robert Klauß wieder mal in die Startelf beordert, gefiel der 27-Jährige gegen Darmstadt als umtriebiger Angreifer, der die hessischen Hünen ordentlich beschäftigte. „Wir haben versucht, dass sie nicht kontrolliert nach vorne köpfen können und wir die zweiten Bälle haben“, beschrieb Dovedan seinen Arbeitsauftrag und fand: „Im Großen und Ganzen haben es der Passi (Pascal Köpke, Anm. d. Red.) und ich gut gemacht, obwohl wir beide gefühlt 25 Zentimeter kleiner waren als die.“

171 Zentimeter geballte Freude: Nikola Dovedan bejubelt sein Kopfballtor gegen Darmstadt.

171 Zentimeter geballte Freude: Nikola Dovedan bejubelt sein Kopfballtor gegen Darmstadt. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Sogar exakt 28 Zentimeter kleiner, und das nicht nur gefühlt, ist Dovedan im Vergleich mit Aaron Seydel. Was ihn aber in der 43. Minute keineswegs daran hinderte, seinen Bewacher zu düpieren und Johannes Geis’ präzise Freistoßflanke zum 1:0 einzuköpfen. „Timing und Sprungkraft sind entscheidend“, erklärte Dovedan fachmännisch und fügte süffisant grinsend an: „Ich glaube, die haben mich vielleicht ein bisschen unterschätzt.“

Ähnliches könnte man am Saisonende eventuell auch über den ganzen Club sagen. Seit dem emotionalen Erfolg gegen den direkten Konkurrenten ist der Aufstieg kein Tabuthema mehr. Doch just der für markige Sprüche bekannte Dovedan übt sich weiter in Demut. „Wir haben gegen Bremen, St. Pauli und Schalke noch richtige Bretterspiele vor uns und freuen uns, dass wir da oben mitspielen können. Damit hätte nach den letzten beiden Jahren niemand gerechnet.“ Neue Ziele definieren will er aber erst nach dem 30. Spieltag, „wenn wir auch in Bremen gewinnen, können wir über mehr sprechen“.

Was dieses „mehr“ in Nürnberg auslösen könnte, ließ sich nach dem Schlusspfiff erahnen, als die Mannschaft vor der Nordkurve mit den zurückgekehrten Ultras ausgelassen feierte. „Die Fans waren mega heute. Sie haben uns extrem gepusht und nach vorne gepeitscht“, schwärmte Dovedan. Wehmut mag er trotzdem nicht aufkommen lassen. „Ich versuche alles mitzunehmen, werde immer Vollgas geben und der Mannschaft helfen so gut ich kann. Am Ende wird man sehen, was herausspringt.“

Seine berufliche Zukunft wird das nicht mehr beeinflussen. „Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, stehen wir auch dazu“, betont Dieter Hecking. Dabei macht der Sportvorstand kein Hehl aus seiner Sympathie für den oft polariserenden Profi: „Ich mag ihn. Er ist ein Schlawiner, der dem Gegner auch mal wehtut und eklig sein kann.“

Auch habe er das Gefühl, als sei Dovedan „jetzt in der Mannschaft irgendwie angekommen. Trotzdem müssen wir das über drei Jahre bewerten, schauen, was unter dem Strich herausgekommen ist und dann auch konsequent sein“, sagt Hecking mit Blick auf das Gesamtpaket, das eine Weiterbeschäftigung des Besserverdieners angesichts des Preis-Leistungs-Verhältnisses kaum rentabel erscheinen lässt. Selbst wenn Dovedan als Top-Torjäger gehen sollte.

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