Rote Karte für Jens Castrop
Nach überragender erster Halbzeit: Der Club macht es beim 3:1 in Paderborn unnötig spannend
11.11.2023, 15:10 UhrNeun Spiele waren es bis Samstagnachmittag erst gegen den SC Paderborn, in denen es aber häufig um sehr viel ging. Angefangen beim Zweirunden-Pokalspiel im Herbst 2006, dem ihm Frühjahr 2007 der Final-Triumph von Berlin folgen sollte. Aber auch in der zweiten Liga blieben etliche Begegnungen in Erinnerung.
Die richtungsweisenden Heimsiege 2015 und 2021, der Euphorie-Dämpfer zum Jahresauftakt 2022, die drei Schwerverletzten zum Jahresausklang 2022 - und natürlich der emotionale 1:0 am letzten Spieltag Ende Mai in Paderborn, gleichbedeutend mit dem Klassenverbleib mit dem sehr späten 1. FC Nürnberg.
Auffällig: Der Club sah in den vergangenen 17 Jahren meist sehr gut aus gegen die Ostwestfalen, egal ob im eigenen Stadion oder auswärts. Vielleicht schon vorab sogar eine Art Lieblingsgegner, seit Samstagnachmittag aber definitiv. Nach einer in vor allem in der ersten Halbzeit bemerkenswerten Leistung setzte sich der 1. FC Nürnberg mit 3:1 (3:0) durch.
Oben dabei
Mit jetzt 21 Punkten zählt Cristian Fiéls Mannschaft sogar zur Spitzengruppe der zweiten Liga, spätestens seit dem zumindest 45-minürtigem Gala-Auftritt in Paderborn auch vollkommen zurecht. Jens Castrop (8.), der nach einer Stunde vom Platz flog, Kanji Okunuki (39.) und Lukas Schleimer (44.) trafen nach teils atemberaubenden Kombinationen bereits vor der Pause, Adriano Grimaldi glückte trotz später Überlegenheit nur noch der Anschlusstreffer.
Dem SC Paderborn, merkte man natürlich das Fehlen von Topscorer Florent Muslija, der am Sonntag mit der kosovarischen Auswahl gegen Israel antreten darf, in etlichen Situationen an, allerdings trumpften die Gäste an Can Uzuns 18. Geburtstag auch ab der ersten Minute extrem selbstbewusst auf.
Aggressiv gegen den Ball, zielstrebig mit dem Ball: Früh hatte Jan Gyamerah die Führung auf dem Fuß (3.), zielte aber zu hoch. Besser machte es fünf Minuten später Kollege Castrop nach präziser Hereingabe von Nathaniel Brown, das frühe 1:0 verlieh dem Club zusätzliche Sicherheit.
Castrops unnötige Härte
Paderborn hatte in der ersten Halbzeit bis auf ein paar Eckstöße, bei denen Christian Mathenia nicht durchweg souverän wirkte, nicht viele Strafraumszenen, erst kurz vor der Pause konnte sich Nürnbergs Kapitän bei Filip Bilbijas Abschluss auszeichnen; da stand es aber bereits 2:0, weil Kanji Okunuki einen wunderbaren Angriff zum 2:0 veredelt hatte.
Der Japaner hatte die Kugel kurz hinter der Mittellinie selbst erobert und nach einer Kombination über Lukas Schleimer und Can Uzun plötzlich freie Bahn; nur noch den guten Torhüter Jannik Huth umkurvt, und schon durften die Gäste zum zweiten Mal jubeln. Sie schienen sich mehr und mehr an ihrem Fußball zu berauschen.
Als Lukas Schleimer in der 44. Minute im Nachschuss gar das 3:0 erzielte, schien das Aufeinandertreffen des zuvor Neunten mit dem Elften entschieden. Aber der SC Paderborn, zuletzt mit zwei Siegen in Freiburg (DFB-Pokal) und Karlsruhe äußerst positiv aufgefallen, gab nicht auf.
Nach drei Wechseln in der Pause gaben die Gastgeber zu Beginn der zweiten Halbzeit mächtig Gas, drängten auf den Anschlusstreffer. Bilbija prüfte Mathenia mit aus kurzer Distanz mit einem Kopfball und wenig später Castrop das Sprunggelenk von Sebastian Klaas.
Unnötig hart ging der Nürnberger weit weg vom Strafraum in den Zweikampf und sah dafür, durchaus vertretbar, die Rote Karte (61.). 3:0 in Führung, aber nur noch zehnt - es sollte eine lange halbe Stunde für den Club werden; der auffällige Bilbija verpasste das 1:3 in der 67. Minute nur um Zentimeter.
Paderborn drängte, Paderborn drückte - und schnürte die dezimierten Gäste regelrecht in der eigenen Platzhälfte ein. Die bereits vor dem Platzverweis vorübergehend mit 4:0 führten, der VAR kassierte Can Uzuns Abstauber aber wieder ein, weil Schleimer in der Vorbereitung der Ball unglücklich an den Arm gesprungen war.
Danach sollte sich aber ein Spiel auf ein Tor entwickeln - weil der Sport-Club trotz drückender Überlegenheit aber nur noch Adriano Grimaldis 1:3 auf die Anzeigetafel brachte, nahm der 1. FC Nürnberg drei Punkte mit - aufgrund des bärenstarken Auftritts in den ersten 45 Minuten auch durchaus verdient.
Paderborn: Huth; Curda (46. Hoffmeier), Musliu (85. Ansah), Kinsombi - Hansen (46. Klaas), Klefisch (71. Conteh) – Obermair, Bilbija, Leipertz (46. Nadj) - Platte, Grimaldi.
Nürnberg: Mathenia; Gyamerah, Marquez, Horn (72. Gürleyen), Brown – Flick – Castrop, Schleimer (72. Hayashi) - Goller, Uzun (63. Handwerker), Okunuki (82. Wekesser).
Schiedsrichter: Winter (Scheibenhardt). - Zuschauer: 12.269. - Tore: 0:1 Castrop (8.), 0:2 Okunuki (39.), 0:3 Schleimer (44.), 1:3 Grimaldi (79.). - Rote Karte: Castrop (61., grobes Foulspiel). - Gelbe Karten: Musliu, Hoffmeier / Mathenia.
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