Die Torwart-Ikone des FCN feiert Geburtstag
Nürnbergs Traumfänger: Es gibt nur einen Andy Köpke
30 Bilder 12.3.2024, 14:40 UhrNürnbergs Torwart-Ikone: Auf Händen getragen
"Wer ist Deutschlands Nummer eins - Andy Köpke". Mit diesem Frage-Antwort-Gesang wurden abertausende Stadionbesucher sozialisiert. 338 Mal stand Köpke für seinen Club zwischen den Pfosten, präsentierte sich dabei meist in blendender Form und rettete Nürnbergs Lieblingsverein so manchen Punkt. Schon zu Beginn seiner Club-Laufbahn wurde er dafür auf Händen getragen. © Geiger
Willkommen!
1986 schlägt der gebürtige Kieler, der sich in der Holstein-Jugend noch als Stürmer betätigt hat, am Valznerweiher auf. Trotz starker Leistungen war er mit seinem Heimatverein, aber auch mit dem SC Charlottenburg und Hertha BSC bereits aus der 2. Liga abgestiegen. In Nürnberg findet er eine dauerhafte (und nicht nur sportliche) Heimat. Zwei Mal ist er für den Club aktiv: Von 1986 bis 1994 und von 1998 bis 2001. Mit dem FCN erlebt Köpke ebenfalls bittere Abstürze, aber auch intensive Glückmomente. © Herbert Voll
Du hast die Haare schön
Zwei Club-Idole, die nicht nur auf dem Rasen eine gute Figur machten und zudem am gleichen Tag Geburtstag haben: Dieter Eckstein (rechts, ebenfalls "Alles Gute, Eckes!") und Andy Köpke. Letzterer war 1986 nach hartem Ablöse-Tauziehen mit den Hertha-Verantwortlichen als Nummer zwei hinter Herbert Heider verpflichtet worden. Nachdem eine Schulterverletzung Nürnbergs Stammkeeper zum Sportinvaliden macht, klettert Köpke in der Torhüter-Hierarchie nach oben und musst prompt im Erstliga-Betrieb sein Können beweisen. © Herbert Voll
Schmutzfinken und Dauerrivalen
Der Einstand im Club-Tor misslingt. Bei seiner Bundesliga-Premiere in Bremen schenken ihm Manni Burgsmüller & Co. im zweiten Durchgang fünf Stück ein. Ein Wochenende später, Köpke muss beim 3:3-Heimremis gegen Bochum erneut oft hinter sich greifen, setzt sich der holprige Start ins Bundesliga-Geschäft fort. Zwar bekunden Coach Heinz Höher und Präsident Gerd Schmelzer ihr Vertrauen in Köpke. Gleichwohl hat Bodo Illgner bereits einen Vertrag beim neunmaligen Deutschen Meister unterzeichnet, als sich Toni Schumacher durch sein Buch "Abpfiff" aus dem Kölner Kasten schreibt und der U-21-Nationalkeeper keine Freigabe erhält. © Schreyer
Der schönste Wintersport aller Zeiten
Danach zeigt die Formkurve beim Köpke-Club fast nur noch nach oben. 1986/87 schrammt die fränkisch-holsteinische Sportgemeinschaft nur knapp an einem Uefa-Cup-Startplatz vorbei. In der Folgesaison schafft der FCN dank seines Rückhalts den Einzug in den europäischen Vereinswettbewerb, schnuppert in diesem gegen die "Roma" sogar am Einzug in die nächste Runde. Im November 1989 macht der FCN seinen Fans dann ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Auf schneebecktem Rasen watscht er den FC Bayern mit 4:0 ab. Ein Spiel, von dem man sich in der Noris noch heute erzählt. © NN / Herbert Voll
Elfmetertöter
Apropos München: Im März 1992 geht der letzte FCN-Betriebsausflug in die ungeliebte Landeshauptstadt über die Bühne, der wirklich Spaß gemacht hat. Natürlich in einer Hauptrolle - Andy Köpke. Der just zuvor eingewechselte Christian Wück kontert die frühe Bayern-Führung. Nürnbergs "Zaubermaus", dieser unglaubliche Sergio Fabian Zarate, dreht das packende Spiel per verwandeltem Elfmeter kurz vor der Pause. In der 82. Minute schnappt sich Stefan Effenberg ebenfalls die Kugel, findet vom Punkt in Nürnbergs Super-Schlussmann aber seinen Meister. Kurz darauf tütet Zarate den 3:1-Coup ein - bis heute der letzte Erfolg des Ruhmreichen bei den Bayern, frenetisch bejubelt von den tausendfach mitgereisten FCN-Fans. © Eckert
Elfmeterschütze
Vor dem Kölner Gastauftritt in der Noris am 12. Spieltag 1992/93 plauschten die Kontrahenten noch angeregt. In der Begegnung selbst ist für solch nette Unterhaltung kein Platz. Den Showdown gibt's in der 45. Minute. Hansi Dorfner ist beim Stand von 1:0 für die Gäste zuvor per Elfmeter an Illgner gescheitert. Köpke muss, als zweiter Schütze vorgesehen, gegen den Karnevalstorwart "in die Bütt" - und verwandelt sicher! Und es wird noch besser, als Percy Olivares den vielumjubelten 2:1-Heimerfolg bewerkstelligt. In der Folgesaison zeigt sich Köpke übrigens noch einmal aus elf Metern zielsicher, gegen Dynamo Dresden. © Michael Matejka
Heimspiel
Seine Stadt, seine Fans. Unter dem Motto "Bier, Gwerch und Autogrammkarten" lief diese Feierlichkeit auf dem Hauptmarkt ab. Bei allem Trubel um seine Person mutierte Köpke nie zum Lautsprecher. Exzentrik - eine Eigenschaft, die man positionsbedingt oft bei Torleuten trifft, ist dem Mann fremd, der in Nürnberg seine zweite Ehefrau Birgit kennen- und lieben lernte. © Karlheinz Daut
Niedergeschlagen
Bis 1994 konnte Andy Köpke den FCN vor dem Abstieg aus der 1. Bundesliga bewahren. Selbst im entscheidenden Spiel in Dortmund wehrte er sich nach Leibeskräften und einen Handelfmeter von "Susi" Zorc ab. Nur Sekunden später leitete Gerhard Poschner das 1:4-Debakel im Westfalenstadion dennoch ein. "Der absolute Tiefpunkt meiner Karriere, danach herrschte absolute Leere in mir", sollte Köpke später einmal sagen. © Weigert
Le Chef
Nach dem Abstieg und acht intensiven Club-Jahren wechselt er dann zu Eintracht Frankfurt. Diese musste 1996 aber ebenfalls den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Als frischgebackener Europameister sagt Köpke vor der Saison 1996/97 dem VfB Stuttgart zu, flirtet dann allerdings heftig mit dem FC Barcelona. Da sich die Katalanen aber kurzfristig für Portugals Nationalkeeper Vítor Baía entschieden, heuert Köpke in Marseille an. Dort bleibt er zwei Spielzeiten, bevor er wieder nach Nürnberg - in seine Heimat also - zurückkehrt. © dpa
Ausgezeichnet
1996 wurde Andy Köpke nicht nur Europameister, sondern auch Welttorhüter gekürt. Die Trophäe nimmt er in Marseille entgegen. © dpa
Derby-Sachverständiger
Ab der Winterpause der Saison 1998/99 ist er wieder bei dem Verein zurück, bei dem er richtig groß geworden ist. Rund 3000 Club-Fans pilgerten zum Trainingsgelände, um ihr Idol bei der ersten Übungseinheit am Valznerweiher in Empfang zu nehmen. Vor dem Abstieg, der den FCN am letzten Spieltag als tosender Abwärtsstrudel hinabzog, kann aber auch der Weltklassekeeper den Club nicht retten. Als Absteiger will dieser seine Karriere aber nicht beenden. Im Unterhaus erweitert Köpke seine Derby-Erfahrungen - hier durch eine famose Rettungstat gegen SpVgg-Angreifer Frank Türr. © Hans-Joachim Winckler
Lehrmeister und Schüler
Mission erfüllt: Nach der Rückkehr in die 1. Bundesliga übergibt Köpke den Job im Club-Kasten 2001 an Darius Kampa. © Roland Fengler
Die letzte Ehrenrunde
Im Juli 2001 feiert Köpke seinen Abschied von der aktiven Fußballbühne: Das Frankenstadion ist bis auf den letzten Platz ausverkauft - und auch der Nachwuchs aus dem Hause Köpke bei der Ehrenrunde mit dem Papa so richtig gut drauf. © Karlheinz Daut
Expertengespräch
Zwei Nürnberger Torwart-Ikonen unter sich: Andy Köpke und Nürnbergs Meister-Torwart Edi Schaffer im Weltmeisterzug 1954 anlässlich der Max-Morlock-Ausstellung im Jahr 2004. Vielleicht erklärte Andy seinem inzwischen verstorbenen Berufskollegen, wie er es trotz geringer Körpergröße zu sportlichem Weltruhm gebracht hat. © Roland Fengler
Im Schatten
Auf und Ab ging es, egal wo Andy Köpke spielte - auch in der deutschen Nationalmannschaft. Nach seinem Debüt am 30. Mai 1990 gegen Dänemark gehört er bei der Weltmeisterschaft 1990 dem Kader an. Dennoch steht er beim Titelgewinn in Rom ebenso im Schatten von Dauerkonkurrent Bodo Illgner wie zwei Jahre später bei der Europameisterschaft in Schweden, als die deutsche Elf erst im Endspiel dem Sensationssieger aus Dänemark unterliegt. © Weigert
Titelgewinn in Wembley
Vier Jahre und eine sehr durchwachsene Weltmeisterschaft später ist es aber soweit: Mit Andy Köpke im Tor feiert die deutsche Auswahl bei der EM 1996 in England den Titelgewinn. Unsterblich macht sich Köpke im Halbfinale gegen die Gastgeber, als er den Schuss von Gareth Southgate hält und Deutschland damit ins Finale pariert. Dekoriert mit dem EM-Pokal kehrt Köpke wenige Tage später zu Töchterchen Caroline nach Deutschland zurück. © Bernd Weissbrod
Desaster in Frankreich
Zwei Jahre später geht die deutsche Elf als Mitfavorit um den Weltmeistertitel 1998 im Nachbarland Frankreich ins Rennen. Nach den souveränen Gruppenspielen und einem 2:1 gegen Mexiko unterliegt die Berti-Vogts-Truppe im Viertelfinale dann jedoch Kroatien sang- und klanglos mit 0:3. Vogts musste gehen, Köpke hingegen nimmt freiwillig Abschied und macht damit Platz für... © dpa
Stabübergabe
...Oliver Kahn vom FC Bayern, der seit 1996 die Nummer zwei im deutsche Tor gewesen ist. 59 Länderspiele absolvierte Köpke für Deutschland, blieb dabei 28 Mal ohne Gegentor und krönte seine Laufbahn mit dem EM-Titel 1996. Dem Titan hingegen blieb ein solcher Erfolg versagt - die Europameisterschaften 2000 und 2004 gerieten zu Desastern, unterbrochen nur vom schmeichelhaften Vorstoß ins WM-Finale 2002, wo sich Brasilien als eine Nummer zu groß erwies. © dpa
Alles hört auf sein Kommando
Sechs Jahre nach dem Abschied aus dem Nationalmannschaftstor kehrt Köpke dann zurück auf die internationale Bühne: Im Oktober 2004 wurde er Torwart-Trainer der deutschen Nationalmannschaft und läutete damit den zweiten Teil seiner erfolgreichen Karriere ein. Und er hatte gleich eine knifflige Aufgabe zu lösen, denn Platzhirsch Kahn und sein Herausforderer Jens Lehmann lieferten sich vor Beginn des Sommermärchens ein monatelanges und erbittertes Fernduell um den Platz zwischen den Pfosten. © dpa
Das Ende des Sommermärchens
Das bessere Ende hatte der Herausforderer für sich: Andy Köpke und das Trainer-Team entscheiden sich für Jens Lehmann. Zusammen mit seinen Spielkameraden verzaubert er in den WM-Wochen das ganze Land. Auch Köpke hat seinen Anteil daran, als er dem Keeper vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien einen Zettel mit den Vorlieben der "Albiceleste" zusteckt. Lehmann pariert zweimal, und Deutschland jubelt über den Einzug ins Halbfinale. Das bittere Ende des Sommermärchens folgt erst im nächsten Spiel gegen den späteren Weltmeister, Italien. © dpa
Die Party geht weiter
Gefeiert wurde trotzdem: Nach dem 3:1-Sieg im Spiel um Platz 3 gegen Portugal zeigt sich das Team, angeführt von Andreas Köpke, Jürgen Klinsmann, Jogi Löw und Oliver Bierhoff, ausgelassen mit hunderttausenden Fans in Berlin. © dpa
Spaß beim Dreh
Hätten Sie die Nürnberger Torwartlegende erkannt? Links steht Andy Köpke, rechts Hansi Flick. Der Anlass: Der Dreh eines Werbespots wenige Monate vor der EM 2008. © dpa
Knapp daneben ist auch vorbei
Drei Männer, ein Titel - und der steht weiter nur in Andy Köpkes Vita. Vorerst zumindest. Denn auch bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz reicht es nicht ganz für die deutsche Nationalmannschaft. 0:1 heißt es im Finale gegen haushoch überlegene Spanier und 0:1 heißt es auch im Halbfinale des Weltturniers 2010 in Südafrika. Und die EM 2012? Die spült das deutsche Team ebenfalls in der Vorschlussrunde nach Hause. © dpa
Die Besten der Besten
Seit 2010 steht Manuel Neuer im Kasten der deutschen Nationalmannschaft. Als Torwart-Trainer ist Andreas Köpke ganz nah dran an den besten Torhütern der Welt. © dpa
Reif für den Titel
Auch in der Führungsriege des Deutschen Fußball-Bundes war zwischenzeitlich Bewegung: Wolfgang Niersbach löste Dr. Theo Zwanziger an der Spitze des Verbandes ab - und hoffte, dass das inzwischen bewährte Trainer-Team endlich mal wieder einen Titel nach Deutschland holte. Andreas Köpke zumindest kennt das ja schon. Und tatsächlich: 2014 geht der WM-Pokal nach Deutschland. Ja, Ja, Ja! © dpa
"Andy, wink amol"
Andy Köpke hat seinem Club und seinen Fans viele schöne Momente beschert. Die Anhänger danken es ihrem Idol bis heute. © Matejka
Weiter geht's!
Und beim DFB? Da ging es für Nürnbergs Torwart-Hero noch ein gutes Stück lang weiter. "Wir können uns aufeinander verlassen, jeder kennt seine Aufgaben und Rolle. Auch in schwierigen Phasen sind wir gemeinsam immer unserer Linie treu geblieben", erklärte Nürnbergs Traumfänger, als er seinen Vertrag beim nationalen Fußballverband noch einmal verlängerte. Köpke war wichtig für den DFB. Für den Club - den Lieblingsverein der Stadt, in der er wohnt - war er es sowieso. Daher war man in der Noris auch immer ein bisschen stolz, wenn Köpke nach weiteren Titeln griff. © dpa
Arbeitsende und Heimkehr
Im Sommer 2021 war beim DFB dann jedoch Schluss. Nach 17 Jahren beendete Nürnbergs Torhüter-Ikone seine Tätigkeit als Bundestorwarttrainer. "Ich bin mit Jogi gekommen und werde mit ihm gehen", gab der da noch 59-Jährige nach dem deutschen Achtelfinal-Aus bei der EM zur Kenntnis. Seitdem sieht man Köpke senior zumindest gefühlt wieder häufiger. Im Wiesengrund, vor seinem Haus in Nürnberg-Unterbürg, Getränke-Einkaufen in der Laufamholzstraße. Oder im Stadion, was einen besonderen Grund natürlich hat © Sportfoto Zink / Daniel Marr
Gestatten, Köpke - Club-Stürmer
Ab Sommer 2020 spielte wieder ein Köpke für den FCN. Er heißt Pascal und machte sich - bereits in der Jugend für den Club aktiv - seit seiner Rückkehr zu den Rot-Schwarzen in anderer Rolle als der Vater um Nürnbergs Lieblingsverein verdient. Nachdem ein Kreuzbandriss den stürmenden Filius des Weltstars ziemlich genau ein Jahr aus dem Verkehr gezogen hatte, schien die Karriere des mobilen Angreifers beim Altmeister zwischenzeitlich Fahrt aufzunehmen. Den Nachweis lieferte die Statistik, in welcher Köpke junior in Sachen Torerfolgen am Papa vorbeizog. In der Saison 2022/23 stockte es allerdings wieder bei "Passi", dessen Vater als Torwarttrainer nun Jürgen Klinsmann bei der südkoreanischen Nationalmannschaft unterstützt. Seit 2023 stürmt der Blondschopf für den MSV Duisburg. © Sportfoto Zink / Daniel Marr