Folge 1: „Die Legende lebt“

„Pure Ekstase“ oder der Club im Glück: Was passiert, wenn sie beim FCN mal jubeln können

Alicia Kohl

Redakteurin

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25.04.2025, 05:00 Uhr
Unbändige Freude nach dem 1:3-Treffer von Fabian Schleusener in der Relegation 2020 gegen Ingolstadt.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr via/imago images/Zink Unbändige Freude nach dem 1:3-Treffer von Fabian Schleusener in der Relegation 2020 gegen Ingolstadt.

Es ist der 11. Juli 2020. Die Nachspielzeit läuft schon, es steht 3:0 für Ingolstadt im leeren Audi-Sportpark während der Corona-Pandemie. Zu diesem Zeitpunkt ist der Club abgestiegen. In die dritte Liga. Eine Katastrophe für den Traditionsverein -vielleicht sogar das Ende.

Dann beginnt die 96. Minute. Der Club kämpft, spielt sich nach vorne. Die Zeit rennt, läuft gegen die Heimmannschaft. Der FCN-Torhüter Christian Mathenia steht nur wenige Meter hinter der Mittellinie, alle andere Spieler sind in der Hälfte des FC Ingolstadt. Der Club-Keeper schlägt den Ball in den Strafraum und findet Fabian Schleusener, der den Ball aber etwas unbeholfen eher klärt als verwertet. Mit dem Rücken zum Tor bringt Patrick Erras den Ball in einem verzweifelten Versuch erneut in die gefährliche Zone. Eine Bogenlampe fast schon, eigentlich kein Zuspiel, mit dem man etwas anfangen kann.

Doch dann taucht Schleusener auf und spitzelt den Ball an Ingolstadts Torhüter Marco Knaller vorbei. Marcel Gaus grätscht noch in Richtung Ball, kann ihn aber nicht mehr aufhalten. „Ich sehe, wie der Ball langsam reintrudelt und während diesem Reintrudeln kommen schon diese Emotionen auf. Und als der Ball dann schließlich im Tor ist, ist es pure Ekstase gewesen“, erzählt Fabian Schleusener im Gespräch fast fünf Jahre später.

Der Club ist gerettet. Nach dem 2:0-Sieg im Relegationshinspiel reicht das eine Tor, um nicht nur insgesamt auszugleichen, sondern durch die Auswärtstorregel die Relegation gegen den FC Ingolstadt zu gewinnen.

Selten lagen Verzweiflung und Erleichterung so eng zusammen wie in diesem Moment. Und das heißt was, beim Club, dem Verein zwischen den Extremen. Dem Verein, der genauso oft Meister geworden wie aus der Bundesliga abgestiegen ist, der 2007 den Pokalsieg gefeiert und in der nächsten Saison über den Abstieg getrauert hat. Der 2020 fast in die Drittklassigkeit abgestürzt wäre - und dann doch noch jubeln konnte. Der Club vereint Pech und Glück in sich wie wohl kaum ein anderer Verein.

Doch ab und zu kann der FCN auch anders, kann nur begeistern, manchmal eben auch ganz ohne die Verzweiflung. Wie in der Saison 2006/2007. Unter Trainer Hans Meyer hat der Club in dieser Spielzeit im oberen Tabellendrittel der ersten Bundesliga mitgespielt. Ein Bereich, der in der jüngeren Vergangenheit meist in weiter Ferne liegt. Ein Bereich, von dem besonders die langjährigen Club-Fans nur noch sehnsüchtig träumen können.

125 Jahre 1. FC Nürnberg: Das denkt Martin Bader über seine Zeit

In dieser Saison 2006/07 konnten sie den Traum aber tatsächlich erleben, mit ihren eigenen Augen verfolgen. Sechster ist der Club am Ende geworden. Und - nicht zu vergessen natürlich - Pokalsieger. „Wenn man sich zurückerinnert, wie emotional das entscheidende Tor von Jan Kristiansen in der Verlängerung war, dann ist es, glaube ich, nicht möglich, das Ganze dann nach dem Schlusspfiff direkt zu verarbeiten“, sagt Martin Bader, der damalige Sportdirektor. Etwas ganz Besonderes sei dieser Pokalsieg gewesen. „Diese Besonderheit wird einem an dem Tag nicht bewusst. Es wird einem erst Wochen oder Monate oder Jahre später richtig bewusst, was das für einen selber, aber letztendlich auch für den Club und für die Mannschaft bedeutet hat.“

Vielleicht ist es auch das, was diese extremen Emotionen beim Club hervorbringt. Denn der liefert fast schon am laufenden Band Besonderheiten in jede Richtung. Geschichten eben, die nur der Club schreiben kann. Die schauen wir uns zum 125. Geburtstag des 1. FC Nürnberg in dem fünfteiligen Podcast „Ein Fels in wilder Brandung“ vom Verlag Nürnberger Presse, präsentiert von „Now Bio-Limo by Lammsbräu“, genauer an. Besonders in die positiven Momente voller überschwänglicher Freude, voller ungläubiger Erleichterung, nehmen wir euch in der ersten Folge „Die Legende lebt“ mit.

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