Club sichert Platz 14

Schleimer und Magdeburg treffen: Der Club bleibt zweitklassig und macht Hoffnung

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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28.5.2023, 18:14 Uhr
Lukas Schleimer trifft, der Club jubelt.

© Wolfgang Zink, Sportfoto Zink Lukas Schleimer trifft, der Club jubelt.

Als sich in der Home-Deluxe-Arena bereits dreitausend luftig gekleidete Nürnberger Fans in Stimmung sangen, als zu Hause in Franken Abertausende mit ihrem Club bangten, da stellte sich Dieter Hecking einen Gartenstuhl an den Rand seiner Coaching Zone. Der Trainer des 1. FC Nürnberg wollte damit wohl Ruhe und Gelassenheit ausdrücken, dass seine Spieler und er alles unter Kontrolle hatten, dass der Absturz auf einen Relegationsplatz nur eine theoretische Folge dieses letzten Zweitliga-Spieltags sein hätte können.

Und so sah es dann auch ganz lange und letztlich bis zum erlösenden Schlusspfiff aus. Nach mehreren Herzinfarktmomenten im Strafraum der Gäste, kooperierten Enrico Valentini und Lukas Schleimer sehenswert und weil Arminia Bielefeld in Magdeburg noch vor der Pause zwei Treffern eingeschenkt wurden, sprach vieles für eine entspannte zweite Hälfte in Paderborn, die dann tatsächlich so gar nicht zur Schreckensgeschichte des deutschen Vizerekordmeisters passen sollte.

Das 1:0 (1:0) war letztlich unerheblich, weil die Traditionsvereinskollegen aus Bielefeld beim längst geretteten 1. FC Magdeburg überhaupt keine Chance hatten (Endstand: 4:0). Dem Club gelang gegen eine spielfreudige Spitzenmannschaft der 2. Liga aber das Kunststück bei seinen leidgeprüften Fans einen guten Eindruck zu hinterlassen. Vor allem Can Uzun, gerade einmal 17 Jahre alt, gab in Ostwestfalen ein beeindruckendes Versprechen für die Zukunft ab. Als ihn Hecking nach 64 starken Minuten für Christoph Daferner vom Platz nahm, reagierte der gebürtige Regensburger entsprechend schlecht gelaunt. Auch das darf man als gutes Zeichen interpretieren.

Perfekte Valentini-Flanke

Und weil die Paderborner zwar weitaus mehr Abschlüsse hatten und insgesamt auch mehr Ballbesitz, blieb der Club über Fabian Nürnberger, Kwadwo Duah und den Torschützen Lukas Schleimer immer wieder gefährlich. Derweil Sadik Fofana, Jannes Horn und Nathaniel Brown meist durch ordentliches Stellungsspiel und konsequente Defensivarbeit überzeugten.

Doch zurück zur aufregenden Anfangsphase: Den Hausherren fehlte der Cheftrainer, nachdem Lukas Kwasniok nach seinem Ausflug nach Mallorca seinen Assistenten gebeten hatte, seine Aufgaben zu übernehmen. Unter der Anleitung von Frank Kaspari startete der Sportclub von allen Chancen und Risiken befreit in das Spiel. Schon mit der ersten Ecke war Paderborn gefährlich, Jannis Heuer köpfte völlig frei am langen Pfosten vorbei. Nach einer Nachlässigkeit von Lino Tempelmann entschärfte der souveräne Torhüter Carl Klaus einen wuchtigen Abschluss von Florent Muslija (8.). Und spätestens nach der guten Chance von Marvin Pieringer (11.) war nicht mehr klar, welche Mannschaft da um die Existenz des Vereins spielte.

Dann tat er der Club aber genau das, er spielte. An den ersten schnellen Doppelpässen immer beteiligt: Can Uzun. Die nächste Großchance allerdings hatte Sirlord Conteh (18.) auf der anderen Seite. Den ersten Treffer aber erzielten die Gäste, weil Enrico Valentinis Flanke aus dem Halbfeld perfekt geriet, sich Lukas Schleimer derweil auf gleicher Höhe mit seinem Verteidiger bewegte und den Ball kurz darauf gegen die Laufrichtung von Torhüter Moritz Schulze ins Tor köpfte (20.). Schleimers erster Saisontreffer hätte zu keinem besseren Zeitpunkt fallen können. Während der souveräne Schiedsrichter Sascha Stegemann auf die Bestätigung seines Video-Assistenten wartete, blieb Dieter Hecking auf seinem Gartenstuhl sitzen und erlaubte sich dann nur, kaum merklich die Fäuste zu ballen.

Großchance für Duah

Die nächsten Offensivaktionen gehörten wieder der Mannschaft in Blau. Nach dem eigenen Führungstreffer verteidigte der Club aggressiver und konsequenter. Als Fofana seinem unangenehmen Gegenspieler Conteh den Ball vom Fuß grätschte, dürfte Markus Kauczinski erstmals geahnt haben, dass er sich das falsche Spiel ausgesucht hatte (31.) Am Tag zuvor wähnte sich der Trainer des SV Wehen wie viele Menschen im Stadion von Wiesbaden bereits in der 2. Liga - dann erzielte der VfL Osnabrück des einstigen Club-Co-Trainers Tobias Schweinsteiger mitten in den Platzsturm noch zwei Treffer zum Aufstieg.

Alles unter Kontrolle: Dieter Hecking ballt die Fäuste, nachdem die Videoüberprüfung keine Abseitsstellung von Lukas Schleimer ergeben hatte.

Alles unter Kontrolle: Dieter Hecking ballt die Fäuste, nachdem die Videoüberprüfung keine Abseitsstellung von Lukas Schleimer ergeben hatte. © Wolfgang Zink, Sportfoto Zink

Immerhin an der Kunst von Can Uzun durfte sich Kauczinski erfreuen. Der 17-Jährige dirigierte und brillierte und machte die großen Personalprobleme des 1. FCN zu einer Stärke. Noch bevor sich die Arminia in Magdeburg gedanklich auf die Relegation gegen Wehen einstellte, hatte Duah die große Chance, das Spiel in Paderborn zu entscheiden. Nachdem er den Torhüter ausgedribbelt hatte, grätschte Tobias Müller seinen Abschluss ins Aus (51.).

Es war der letzte wirkliche Aufreger in der Paderborner Arena. Für die Hausherren ging es nur noch darum, Uwe Hünemeier den perfekten Abschied zu ermöglichen. Die Innenverteidigerlegende, bislang und auch weiterhin nicht als Torjäger bekannt, hatte in der Schlussphase noch vier Großchancen. Hecking winkte da nur noch entspannt seine Auswechselspieler herbei.

Als Schiedsrichter Stegemann eine für den 1. FCN komplizierte Saison pünktlich abpfiff, erhob sich Dieter Hecking zufrieden aus seinem Gartenstuhl.