Platz sieben nach der Vorrunde
Warum der Club noch keine Spitzenmannschaft ist: eine Zwischenbilanz
13.12.2021, 16:30 UhrTransfer-Treffer
Auf dem Transfermarkt griffen sie beim 1. FC Nürnberg diesmal zumeist in die richtigen Regale. Freiburgs Leihgabe Lino Tempelmann überzeugte nach kurzer Eingewöhnungsphase nicht nur als dynamischer Antreiber, sondern avancierte mit drei Toren und vier Vorlagen auch noch zum Top-Scorer. Der erfahrene Christopher Schindler schlüpfte auf Anhieb in die ihm zugedachte Rolle als Abwehrchef, nachdem der andere neue Innenverteidiger Florian Hübner wegen einer Schulteroperation fast die gesamte Vorrunde ausfiel.
Mit dem technisch versierten Taylan Duman hat Trainer Robert Klauß eine reizvolle Option im Mittelfeld dazubekommen, auch wenn es der 24-Jährige noch nicht zur Stammkraft geschafft hat. Ersatzkeeper Carl Klaus deutete bei seinen Gastauftritten im DFB-Pokal an, dass man sich bei einem Ausfall von Christian Mathenia keine Sorgen machen müsste. Kilian Fischer und Konstantin Rausch sind das, was sie sein sollen: bislang kaum benötigte Backups für die beiden Außenverteidiger.
Bröckelndes Bollwerk
Dass der Club bis zum 1:4 auf Schalke noch die beste Defensive der Liga stellte, lag vor allem auch an Mathenia. Der Torhüter präsentiert sich in dieser Saison sogar noch einen Tick stärker als im Bundesliga-Jahr, strahlt Ruhe aus, glänzt auf der Linie mit grandiosen Reflexen und rettete seiner Elf in sieben Zu-Null-Spielen schon einige Punkte.
Vor Mathenia verteidigte eine fest etablierte Viererkette: Im Zentrum räumten Schindler und Asger Sörensen meist verlässlich ab, auf den Außenpositionen schalteten sich der routinierte Kapitän Enrico Valentini und der zuletzt stark verbesserte Tim Handwerker auch immer wieder ins Aufbauspiel ein. Gegen Ende der Vorrunde begann das Bollwerk allerdings zu bröckeln: 13 der insgesamt 20 Gegentore fielen in den letzten sechs Spielen.
Baustelle Angriff
Während sich in Abwehr und Mittelfeld bald ein Stammpersonal gefunden hatte, wurde im Angriff munter rotiert, experimentiert und kombiniert. Im Gegensatz zu Spitzenteams wie St. Pauli (Burgstaller), Paderborn (Michels), Darmstadt (Pfeiffer, Tietz) und Schalke (Terodde) hat der Club aktuell keinen verlässlichen Torgaranten in seinen Reihen. Dem am nächsten kommt noch Erik Shuranov, der die interne Schützenliste mit fünf Treffern anführt. Der 19-Jährige besticht durch seinen Torriecher und seine Qualitäten im Abschluss, ist aber oft zu wenig ins Spiel eingebunden und unterliegt noch den für sein Alter normalen Leistungsschwankungen. Routinier Manuel Schäffler (3) schien als klassischer Strafraumstürmer eine Zeitlang nicht mehr so recht in Klauß’ Konzept zu passen und agierte zunehmend verkrampft und glücklos, zeigte zuletzt aber klar aufsteigende Tendenz.
Nikola Dovedan (2) hat seinen Stammplatz nach einem kleinen Zwischenhoch wieder verloren, dafür wurde der eigentlich schon aussortierte Lukas Schleimer mit seinem unorthodoxen Spielstil zu einer reizvollen Option. Dennis Borkowski bremsten immer wieder kleinere Blessuren aus, Pascal Köpke feierte erst Ende November nach einjähriger Verletzungspause sein Comeback. Davon ist Felix Lohkemper noch weit entfernt, der 26-Jährige laboriert seit Monaten an hartnäckigen Schmerzen im Hüft- und Leistenbereich.
Treue zum System
Das in der Rückrunde der vergangenen Saison etablierte 4-4-2-System mit Raute bildet mit dezenten Variationen die Basis des Klauß-Fußballs. Essentiell ist dabei, dass so genannte Drachenviereck funktioniert: Johannes Geis gelingt an guten Tagen auf der Sechser-Position der Spagat zwischen spielintelligentem Ballverteiler und umsichtigem Abräumer. Auf den Außenpositionen sorgen Zweikampfmaschine Tom Krauß und Tempodribbler Tempelmann für Impulse, Fabian Nürnberger und Duman gelten als erste Alternativen. Zentral ist Mats Möller Daehli als Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels unersetzlich. Der quirlige und ballsichere Norweger ist mit vier Assists neben Tempelmann bester Vorbereiter – nur leider eben selbst kein Vollstrecker (2 Tore).
Das Topteam-Trauma
Der bis zum zwölften Spieltag ungeschlagene Club durfte sich zwar phasenweise selbst als Spitzenmannschaft fühlen, blieb diesen Nachweis aber gerade in den direkten Duellen mit der Konkurrenz aus dem oberen Tabellendrittel schuldig. Gegen Paderborn, Regensburg und den HSV reichte es jeweils „nur“ zu einem 2:2, gegen Darmstadt (0:2), Bremen (1:2), den FC St. Pauli (2:3) und zuletzt Schalke (1:4) setzte es Niederlagen. „Ich denke, dass wir von den Leistungen her schon auf Augenhöhe sind“, befand Mathenia, räumte aber auch ein: „Es fehlt noch ein bisschen was.“ Zumindest, wenn es am Ende vielleicht doch ein bisschen mehr sein soll als Platz fünf bis acht.
Das sagt der Trainer
„27 Punkte sind eine gute Ausbeute, darauf lässt sich aufbauen. Bei uns muss viel passen, auch personell, wir müssen oft an unsere Grenze gehen. Wir haben wenig Ausreißer nach oben und unten und schaffen es immer wieder, eine stabile Leistung auf den Platz zu bringen. Wir haben noch Schritte zu gehen, wir sind noch nicht abgezockt und clever genug, aber das ist völlig o.k.: Wir wollen eine junge, wilde Mannschaft sein, die sich entwickeln kann. Das ist der Auftrag für die Rückrunde.“
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