Mehr als 46.000 Reaktionen

"Wichtig, auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen": Club äußert sich nach viralem FCN-Post

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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6.2.2024, 06:00 Uhr
Boateng spielte nach dem Tod seiner Ex-Freundin "Kasia" Lenhardt mit Trauerflor - dem Fußballer wird vorgeworfen, einen Shitstorm über Lenhardt heraufbeschworen zu haben.

© IMAGO/Poolfoto / Screenshot "X" Boateng spielte nach dem Tod seiner Ex-Freundin "Kasia" Lenhardt mit Trauerflor - dem Fußballer wird vorgeworfen, einen Shitstorm über Lenhardt heraufbeschworen zu haben.

Am 2. Februar verkündete der italienische Fußballverein US Salernitana die Verpflichtung des ehemaligen Nationalspielers Jerome Boateng. In einem kurzen Videoclip, den der Klub auf "X" (vormals Twitter) postete, lächelt der mittlerweile 35-Jährige freudestrahlend in die Kamera und deutet auf das neue Logo seines Vereins. Weniger Freude verspürten zahlreiche User der Plattform: Immer und immer wieder wurde ein Schwarzweißbild von Katarzyna "Kasia" Lenhardt, einer Ex-Freundin des Fußballstars, als Antwort auf Boatengs Vorstellung gepostet. Das Model hatte im Februar 2021 Suizid begangen, zuvor war ein Shitstorm über Lenhardt hereingebrochen - Boateng wird vorgeworfen, diesen mit rufschädigenden Aussagen über seine Ex-Freundin in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung heraufbeschworen zu haben.

Auch die Social-Media-Abteilung der Frauenmannschaft des 1. FC Nürnberg beteiligte sich an der Aktion - es dürfte ihr mit Abstand reichweitenstärkste "X"-Post gewesen sein: mehr als 46.000 Mal wurde der Beitrag der Club-Frauen geliket - deutlich öfter als die eigentliche Verkündung des Boateng-Transfers (3.200 Likes). Bei vielen Nutzern löste der Beitrag Begeisterung aus: "Brutal stark, man bin ich grad stolz Fan dieses Vereins zu sein (sic!)", freut sich ein User. "Glubb Frauen einfach stabil", meint ein anderer.

Post passt "ins Leitbild des Vereins"

Auch Christian Bönig, Leiter Sportkommunikation und Pressesprecher des 1. FC Nürnberg, ist angetan von der großen Resonanz des Beitrags. Für ihn sind die Zahl der positiven Reaktionen und die Reichweite, die der Account mit dem Post erzielt hat, allerdings nebensächlich: "Das hat keine große Relevanz im Sinne davon, wie wir uns darstellen wollen", betont Bönig. "Wir brauchen nicht, dass das großartig toll bewertet wird." Für den Pressesprecher sei die inhaltliche Botschaft viel wichtiger, schließlich gehe es darum, "auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen."

Bönig macht klar, dass es sich bei Aktionen wie diesen nicht um eine Form des "fishing vor compliments", also der Suche nach Anerkennung handele. Einem Mitarbeiter der Social-Media-Abteilung habe das Thema einfach am Herzen gelegen. Zudem habe man ja gar nicht viel gemacht - "wir haben zwei Emojis und ein Bild gepostet", fasst Bönig die Aktion zusammen. Dennoch passe der Post ins Leitbild des Vereins: "Der 1. FC Nürnberg ist mehr als nur 90 Minuten Fußball", erklärt Bönig. "Das ist eine Linie, die wir grundsätzlich folgen" - in diese füge sich der "X"-Post ein.

Dass der Post über den Account der Frauenmannschaft, und nicht etwa über den deutlich reichweitenstärkeren Hauptaccount erfolgt ist, habe einen einfachen Grund: "Der Beitrag war genau richtig platziert bei den Club-Frauen. Wir reden (bei Katarzyna Lenhardt, d. Red.) von einer Frau, wir haben eine Club-Frauenmannschaft. Das passt da genau hin", so Bönig. Eine weitere Positionierung zum Thema auf anderen Vereinskanälen oder Social-Media-Plattformen sei nicht geplant.

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