2:1 beim Schäfer-Comeback: Burgstaller beendet Sieglos-Serie

23.11.2015, 22:18 Uhr
Nürnbergs Punktgarant schlug wieder spät zu: Guido Burgstaller (li.) jubelt mit Kevin Möhwald über das 2:1.

© Sportfoto Zink / DaMa Nürnbergs Punktgarant schlug wieder spät zu: Guido Burgstaller (li.) jubelt mit Kevin Möhwald über das 2:1.

Im Frühjahr 2014 sind der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig gemeinsam aus der Bundesliga abgestiegen. Seitdem eint die beiden Traditionsvereine vor allem der Wunsch, wieder aufzusteigen, so schnell wie möglich. Nach den Eindrücken von gestern Abend könnten es die Niedersachsen in naher Zukunft schaffen – obwohl sie 1:2 (0:1) verloren haben.

Die Elf von Torsten Lieberknecht dominierte den Club über eine Stunde, belohnte sich aber nicht für den immensen Aufwand. Guido Burgstaller sorgte in der 84. Minute für die Entscheidung, auch das erste Tor des Abends hatte ein Nürnberger erzielt: Sebastian Kerk traf in der 33. Minute zur glücklichen Führung, Nik Omladic glich früh in der zweiten Halbzeit aus (53.). Es war der erste Sieg seit dem achten Spieltag (damals 3:0 in Kaiserslautern).

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kam bereits der Aufwärmphase große Bedeutung zu, ihren ganz besonderen Reiz bezog die Dreiviertelstunde vor dem Anstoß aus der so genannten Torwartdiskussion. Weil die bisherige Stammkraft Thorsten Kirschbaum auch beim 3:3 in Berlin einen gebrauchten Tag erwischt hatte, stand tatsächlich wieder Raphael Schäfer zwischen den Pfosten. Zum 357. Mal in einem Punktspiel für den 1. FC Nürnberg; der bald 37-Jährige hatte sich in fünf Wochen und somit verhältnismäßig schnell von einem Muskelfaserriss in der linken Wade erholt.

Sebastian Kerk brachte den FCN im ersten Durchgang etwas glücklich in Front.

Sebastian Kerk brachte den FCN im ersten Durchgang etwas glücklich in Front. © Sportfoto Zink / DaMa

Die Personalie überschattete die Vorbereitung auf die 15. Partie der Saison doch immens. Trainer Rene Weiler nervt es mittlerweile sogar gewaltig, sich fast Woche für Woche neu auf eine Nummer eins festlegen zu müssen. Weil es den beiden Konkurrenten offensichtlich an Stabilität und Ausstrahlung mangelt, musste also wieder der Senior richten – und dürfte auch in den nächsten Monaten gesetzt sein. Falls er gesund bleiben sollte.

Die zwei wettkampffreien Wochen hatten sie beim Club unter anderem dazu genutzt, ihre Ansprüche zu überdenken – mit dem Resultat, dass es eigentlich nicht viel zu überdenken gibt. Mit einer kleinen Serie sollte der Kontakt zu den vordersten Plätzen hergestellt werden, man sieht und fühlt sich schließlich als Verein, der fast schon traditionell zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten zählen muss. Wie sie darauf kamen, blieb vor allem in der ersten Halbzeit ein Rätsel. Die Braunschweiger, angereist als Tabellen-Siebter, aber mit der besten Abwehr der ganzen Spielklasse (elf Gegentreffer), zeigten den Gastgebern phasenweise die Grenzen auf, vor allem läuferisch und taktisch.

Nach Ballverlusten formierte sich eine fünf Mann starke Abwehrreihe, die fünf davor engten die Räume durch kluges Verschieben beträchtlich ein. Als die Nürnberger praktisch zum ersten Mal eine Lücke im dicht gestaffelten Defensivverbund gefunden hatten, stand es kurz darauf auch schon 1:0. Über Dave Bulthuis und Miso Brecko landete die Kugel bei Niclas Füllkrug, der mit seiner Flanke von der rechten Seite am hinteren Pfosten Sebastian Kerk finden sollte (33.). Auch davon ließ sich die Eintracht nicht beeindrucken – und hätte bereits vier Minuten ausgleichen müssen, als Schäfer einen Schuss von Jan Hochscheidt nach vorn abprallen ließ, direkt vor die Füße von Hendrick Zuck, der aber nicht viel anzufangen wusste mit dem Geschenk.

Sekunden vor der Pause verpassten nacheinander Schöpf und Füllkrug sogar die mögliche Vorentscheidung, es wäre zu diesem Zeitpunkt wohl des Guten zuviel gewesen. Die Hereinnahme von Kevin Möhwald für den Torschützen Kerk verlieh den Angriffsbemühungen fortan etwas mehr Schwung und Präzision; zudem versuchte der ganze Club nach dem Seitenwechsel in deutlich kompakterer Aufstellung, dem erwarteten Druck der Gäste zu trotzen – aber es ging nicht lange gut.

Eine schlecht, weil in die Mitte abgewehrte Hereingabe von der linken Seite hämmerte Nik Omladic aus 20 Metern ins Netz; das 1:1 (53.) hatte sich durchaus abgezeichnet. Entsprach aber nach wie vor nicht dem bisherigen Verlauf. Braunschweig schien den Club phasenweise zu überrennen, besonders die pfeilschnellen Außen beschworen mehrfach ein heilloses Durcheinander herauf vor Torwart Schäfer, der bei seinem Comeback einiges zu tun hatte.

Erst nach einer Stunde fingen sich die Nürnberger wieder, so dass sich noch ein richtiges Fußballspiel entwickeln sollte. Möhwalds Gewaltschuss lenkte Schlussmann Gikiewicz noch an die Latte (65.), Füllkrug rutschte um Zentimeter am 2:1 vorbei (73.), auf der anderen Seite rettete Schäfer mit großartigem Reflex gegen Zuck (79.). Allmählich verdiente sich Nürnberg den Punkt; dass es noch deren drei werden sollten, lag an Guido Burgstaller. Behrens hatte einen Eckstoß durchgelassen, der Österreicher zog ab, drin - 2:1 (84.). Von der Bundesliga ist der Club aber trotzdem noch weit, weit entfernt.

Der Live-Ticker zum nachlesen

1. FC Nürnberg:  Schäfer - Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi - Behrens, Erras (Polak, 55.) - Schöpf, Kerk (Möhwald, 46.) - Füllkrug (Blum, 82.), Burgstaller.

Eintracht Braunschweig: Gikiewicz - Baffo, Decarli, Reichel - Ofosu-Ayeh, Omladic, Matuschyk, Zuck - Khelifi (Düker, 85.), Holtmann - Hochscheidt (Boland, 76.)

Tore: 1:0 Kerk (33.), 1:1 Omladic (54.), 2:1 Burgstaller (84.)

Gelbe Karten: Erras (27.), Polak (71.), Burgstaller (88.) - Omladic (42.), Hochscheidt (45.), Boland (88.)

Schiedsrichter: Christian Dingert

Zuschauer: 21.561

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