2:2 bei St. Pauli: Doppelte Führung reicht FCN nicht zum Sieg

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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19.10.2020, 22:46 Uhr
Traf bei seinem ersten Zweitliga-Einsatz für den FCN: Manuel Schäffler.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Traf bei seinem ersten Zweitliga-Einsatz für den FCN: Manuel Schäffler.

Dass die Reisegruppe aus Nürnberg am Montag in einem Risikogebiet aufwachen würde, hatte sich abgezeichnet. In Hamburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz jetzt auch über 50, was für das Fußballspiel am Abend im Millerntorstadion aber erstaunlicherweise ohne Folgen blieb. 1000 Zuschauer, darunter Kiez-Legende Kalle Schwensen, durften rein und auch noch alle auf die vergleichsweise enge Haupttribüne.

Man blickt langsam nicht mehr durch, ebenso beim Club, dessen Formkurve nach wie vor keine verlässlichen Rückschlüsse auf das wahre Leistungsvermögen erlaubt. Die bisherige Zweitliga-Saison im Schnelldurchlauf: Zumindest kämpferisch überzeugend in Regensburg, ansatzweise auch spielerisch gegen Sandhausen, taktisch wacklig gegen Darmstadt. Zwei Wochen später: ein glückliches 2:2 (1:1) beim FC St. Pauli.

Auf der Suche nach etwas mehr Konstanz kommt der 1. FC Nürnberg nicht wirklich voran; Schäffler (8.) und Geis (49., Handelfmeter nach Videobeweis) hatten die Gäste zweimal in Führung gebracht, Zalazar (28., Foulelfmeter nach Videobeweis) und Buballa (78.) glichen für die überlegenen Hamburger zweimal aus.

Robuster und mit Schäffler

Die nominelle Aufstellung legte die Vermutung nahe, dass Trainer Klauß seine Elf etwas robuster sehen wollte. Krauß und erstmals Schäffler tauchten in der Startformation auf, ebenso Margreitter, der allerdings nur den über Nacht erkrankten Mühl ersetzte. Und natürlich Burgstaller, allerdings beim Gegner.


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Seine Wucht und die des ganzen FC St. Pauli sind bekannt. Also hieß es, Eins-gegen-eins-Situationen anzunehmen, dagegenzuhalten, sich bloß nicht einschüchtern lassen von den seit November 2019 zuhause ungeschlagenen Hamburgern. Der Plan ging voll auf – freilich nur in den ersten zehn Minuten. Als der Club besonders offensiv glänzte.

Tor beim Debüt

Nachdem der Videoassistent noch etwas gegen Hacks glänzend, weil per Heber erzieltem 1:0 hatte – der Schütze stand beim Pass von Lohkemper knapp im Abseits –, machte es Schäffler weitere vier Minuten später besser. Lohkempers flache Hereingabe drückte der Zugang vom SV Wehen im Stile eines Torjägers entschlossen über die Linie. Wie schon gegen Darmstadt also ein früher Vorsprung, mit dem sie auch gestern Abend nicht viel anzufangen wussten. Unerklärliche Passivität hielt plötzlich Einzug, besonders im Zentrum hatten die Nürnberger oft das Nachsehen. Bis zur Pause verloren sie zwei von drei Zweikämpfen, teilweise auch in den kritischen Zonen. Oder kamen einfach einen Schritt zu spät. Die Folge: nicht nur optische Unterlegenheit. Becker scheiterte am Außenpfosten (12.), der Ex-Nürnberger Dittgen an Mathenia (23.).

Der Ausgleich lag in der Luft, brach aber erst mit deutlicher Verzögerung über die Gäste herein. Sage und schreibe drei Minuten und einen Videobeweis brauchte es, bis Krauß‘ Foul an Kyereh auch eine Elfmeterentscheidung nach zu zog. Zalazar ließ Mathenia keine Chance (28.), ebenso Hack zwei Minuten später Pauli-Schlussmann Himmelmann. Mit dem Unterschied, dass sein Schuss aus sechs Metern nicht in, sondern über den Kasten zischte.

Die Gastgeber belohnen sich spät

Der 100-prozentigen Möglichkeit zum 2:1 sollte der Club nach dem Seitenwechsel nicht lange nachtrauen; erneut nach Videobeweis durfte Geis einen Handelfmeter ausführen und verwandelte mit Hilfe des Innenpfostens (49.). Diesmal wirkten die Hamburger tatsächlich vorgehend angeknockt, bearbeiteten die Nürnberger danach aber einfach weiter.

Brenzlige Situationen hatte der Defensivverbund aber zunächst kaum zu bereinigen, sie hielten St. Pauli geschickt weg von eigenen Sechzehnmeterraum, ließen dafür aber im Aufbau nicht nur einmal die nötige Ruhe vermissen. St. Pauli drängte und St. Pauli belohnte sich zwölf Minuten vor Schluss mit dem 2:2, als Außenverteidiger Buballa sehenswert ins lange Eck vollendete.

Der Club reagierte nur noch, lief nur noch hinterher. Und konnte nach anstrengenden 90 Minuten froh sein, wenigstens einen Punkt mit nach Nürnberg nehmen zu dürfen. Im Bus.

FC St. Pauli: Himmelmann - Avevor (62. Knoll), Ziereis (62. Zander), Buballa - Becker, Zalazar (82. Benatelli), Ohlsson, Dittgen (77. Daschner), Kyereh - Makienok, Burgstaller (77. Tashchy)

1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Margreitter, Sörensen, Handwerker - Geis, Krauß, Nürnberger (88. Rhein), Lohkemper (70. Köpke), Hack (90. Sorg) - Schäffler (70. Schleusener)

Tore: 0:1 Schäffler (8.), 1:1 Zalazar (28., Foulelfmeter), 1:2 Geis (49., Handelfmeter), 2:2 Buballa (78.) | Schiedsrichter: Heft (Neuenkirchen) | Gelbe Karten: Ohlsson, Avevor, Becker - Krauß, Sörensen, Schäffler, Lohkemper, Köpke, Nürnberger | Zuschauer: 1000.

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