2:3 gegen den VfB: Club bricht nach der Pause ein

29.4.2017, 14:55 Uhr
Es ist zum Haareraufen: Trotz couragierter Leistung standen Hanno Behrens und sein Club am Ende mit leeren Händen da.

© Sportfoto Zink / DaMa Es ist zum Haareraufen: Trotz couragierter Leistung standen Hanno Behrens und sein Club am Ende mit leeren Händen da.

Anfangs fühlte man sich sogar an den 26. Mai 2007 erinnert, als das Zweitliga-Spiel des 1. FC Nürnberg gegen den VfB Stuttgart in einem etwas größeren und bedeutsameren Rahmen stattfand. 75.000 Fans aus beiden Lagern feierten damals im Pokalfinale ein wunderbares, friedliches Fußballfest, am Samstag kamen immerhin knapp 45.000 Zuschauer zusammen, darunter über 15.000 Anhänger der Gäste.

Die Busse reihten sich in der Großen Straße kilometerlang aneinander, in die Südkurve sangen die Stuttgarter vor dem Spiel: "Wir haben ein Heimspiel in Nürnberg!" Atmosphärisch wirkte es tatsächlich so, zumindest in den ersten zehn, 15 Minuten und auch in der zweiten Halbzeit wieder, zumal der harte Kern in der Nordkurve seinen Stimmungsboykott aus den vergangenen Wochen einfach fortsetzte.

Man hörte fast ausschließlich die Rot-Weißen und auch auf dem Platz sah man fast ausschließlich die Rot-Weißen, den Ball hatten die Gäste wesentlich öfter, wussten damit gegen den zwar personell arg dezimierten, aber gut organisierten Club nicht viel anzufangen.

Hanno Behrens brachte seine Mannschaft in Führung (25.), Cedric Teuchert legte bei seinem Startelfdebüt nach spektakulärem Solo über den halben Platz sogar das 2:0 nach (33.), Simon Terodde (47./Foulelfmeter) und der Ex-Nürnberger Daniel Ginczek (50.) nach dem Seitenwechsel für den schnellen Ausgleich – den Florian Klein mit dem 3:2 in der 90. Minute veredelte für den VfB.

Fast schon traditionell musste sich Club-Trainer Köllner seine Aufstellung wieder mühselig zusammenschustern. Aus privaten Gründen fiel kurzfristig auch noch Abwehrchef Georg Margreitter aus, so dass plötzlich wieder Dave Bulthuis in der Startformation auftauchte.

Fragwürdiger Freistoß

Schon vorher war klar, dass auch Miso Brecko (muskuläre Probleme), Tobias Kempe (Muskelfaserriss) und Kevin Möhwald (5. Gelbe Karte) fehlen würden. Was das beinahe letzte Aufgebot vor allem in der ersten Halbzeit zeigte, ließ kaum Wünsche offen: defensiv kompakt stehend mit geschickter Raumaufteilung, giftig in den Zweikämpfen, wach im Umschaltspiel. So eine Leistung hatten dem Club nicht viele zugetraut; vor dem 1:0 musste Torwart Raphael Schäfer lediglich bei einem tückischen Freistoß von Maxim sein Können unter Beweis stellen und konnte wenig später die Arme nach oben reißen.

Nach einem von Teuchert schnell ausgeführten, allerdings fragwürdigen Freistoß steuerte Behrens mit Ball am Fuß Richtung Strafraum und überraschte Torhüter Langerak mit seinem Flachschuss in die linke Ecke. Was Salli allein vor Langerak nach Traumpass von Kammerbauer nicht gelang, holte Teuchert nach. Seinen mitreißenden Alleingang, beginnend in der eigenen Platzhälfte, krönte er mit einem nahezu perfekten Abschluss, nach dem 2:0 sangen die Heimfans: "Hier regiert der FCN!"

Der VfB kombinierte ansehnlich, auch in hohem Tempo, fand aber die Lücke nicht. Der letzte, mutmaßlich entscheidende Pass wollte dem Tabellenführer einfach nicht gelingen. Schäfer war bei Gentners Versuch im bedrohten Eck, hatte in der 47. Minute aber keine Chance.

Weil Mühl etwas zu ungestüm gegen Terodde eingestiegen war, deutete Schiedsrichter Dankert auf den Elfmeterpunkt; der Gefoulte verwandelte souverän, das 2:1. Nur drei Minuten später glich Stuttgart aus: Maxims Eckstoß glich der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Ginczek per Kopf aus - die VfB-Anhänger flippten beinahe aus.

Beide Teams wollen den Sieg

Den deutlich kleineren Kammerbauer gegen den Hünen zu stellen, war keine besonders schlaue Idee. Der Club brauchte etwas, um sich von den zwei Gegentoren kurzer Zeit zu erholen, stemmte sich danach aber wieder energisch gegen die drohende Niederlage - und hatte sogar die besseren Möglichkeiten. Löwens Kopfball fischte Langerak aus dem oberen Eck, auch Sallis Hammer lenkte er noch um die Torstange, in der 68. Minute hatte der Australier aber vor allem immenses Glück: Djakpa drosch den Ball scharf nach innen und fand Behrens, der aus wenigen Metern aber nur in die geöffneten Arme Langeraks traf.

Das Schöne an diesem Nachmittag: Beide Mannschaften wollten den Sieg, unbedingt, auch die Nürnberger, bei denen in der Schlussviertelstunde Abdelhamid Sabiri sein Comeback feierte, ließen einfach nicht locker. Stuttgart versuchte es zumeist mit Flanken auf Terodde und Ginczek, der Club setzte auf Konter - und hätte in der 84. Minute vielleicht sogar selbst einen Strafstoß zugesprochen bekommen können, als Teuchert hart bedrängt zu Boden ging.

Der Stadionsprecher kündigte gerade drei Minuten Nachspielzeit an, als es den 1. FC Nürnberg doch noch erwischte: Ginczeks Ablage per Kopf jagte Klein ins Netz: Das 3:2 für den VfB. Und plötzlich hatten sie doch wieder ein Heimspiel in Nürnberg, die über 15.000 Stuttgarter.


+++ Hier gibt es den Live-Ticker zum Nachlesen +++


1. FC Nürnberg: Schäfer - Kammerbauer, Mühl (Hovland, 62.), Bulthuis, Djakpa - Petrak - Behrens - Salli (Sabiri, 75.), Hufnagel (Gislason, 66.), Löwen - Teuchert

VfB Stuttgart: Langerak - Pavard, Baumgartl, Kaminski, Insua - Gentner, Ofori (Zimmermann, 57.) - Brekalo (Klein, 71.), Asano (Ginczek, 46.) - Maxim - Terodde

Tore: Behrens (25.), Teuchert (33.); Terodde (Foulelfmeter, 47.), Ginczek (50.)  | Gelbe Karten: Mühl (27.); Zimmermann (65.) | Schiedsrichter: Dankert (Rostock) | Zuschauer: 43.000.

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