Ex-Club-Trainer
Auch der Tiger verlässt den FC Bayern
17.05.2021, 09:35 Uhr
Er ist der Tiger, weil es ein Journalist in Bochum angemessen fand, den Spielern des VfL tierische Beinamen zu geben. "Den einen hat er dann Rakete genannt, ich war auf einmal der Tiger. Keine Ahnung warum", stellte Hermann Gerland einst fest. "Vielleicht, weil ich früher auch immer recht aggressiv am Mann war." Dabei wirkte er als Trainer ganz anders, ehrlich, warmherzig, witzig, schlicht: sympathisch. Obwohl er nur drei Jahre beim 1. FC Nürnberg angestellt war, gilt Gerland als einer der beliebtesten Trainer in der Geschichte des Clubs. Zur Legende aber wurde er beim FC Bayern München. Nach einem Bericht des kicker aber geht die Zeit des Tigers an der Säbener Straße zu Ende.
Dabei endet Gerlands Vertrag erst am 30. Juni 2022, im Team von Julian Nagelsmann aber gibt es offenbar keinen Platz mehr für Gerland. Wirklich neu ist eigentlich nicht. Gerland schien immer mal wieder nicht mehr zu einer Neuausrichtung des Rekordmeisters zu passen. „Im Grunde passt er zum FC Bayern wie ein Männergesangsverein auf eine Techno-Party“, stand einst in der Süddeutschen Zeitung. Gerland aber kam immer wieder zurück, Hansi Flick war der achte Bayern-Trainer dem Gerland ein loyaler Co-Trainer war.
Kai Pflaume fehlt eine Fingerkuppe
In München gilt er als Entdecker vereinseigener Stars: Lahm, Schweinsteiger, Müller, Hummels, Alaba - sie alle entwickelte er zu Nationalspielern und Leistungsträgern der Ersten Mannschaft. Obwohl er so robust und unerschütterlich wirkte, als Cheftrainer geriet er immer wieder an seine Grenzen. Zunächst, natürlich, beim 1. FC Nürnberg: Gegen Ende seiner ersten Amtszeit am Valznerweiher veröffentlichte Sport-Bild 1990 Auszüge aus seinem "Trainer-Tagebuch": „Medikamente hasse ich. Aber vor zwei Wochen in Hannover ließ ich mir von unserem Mannschaftsarzt Dr. Haage erstmals eine Tablette geben. Die Belastung, der Druck im Abstiegskampf sind nicht auszuhalten. Meist schlägt mir das alles auf den Magen. Schlimme Krämpfe, Durchfall und nächtelang kein Schlaf.“
Sollte er nun, im Alter von 67 Jahren, tatsächlich gehen, verliert die Bundesliga eines ihrer letzten Originale. Als Gerland gefragt wurde, wie es ihm wieder gelungen ist, herausragende Talente zu entdecken, gab erfolgende Antwort: „Woran erkennen Sie ein Talent?“, wurde der Trainer einst gefragt und Gerland antwortete: „Der liebe Gott hat mir ein Auge dafür gegeben. Ich kann übrigens auch für meine Frau einkaufen gehen und hinterher bekommt sie Komplimente dafür. Und einmal saß ich mit ihr vor dem Fernseher und fragte sie: Was fällt dir an Kai Pflaume auf? Wahrscheinlich fällt es auch sonst niemandem auf, aber Pflaume fehlt eine Fingerkuppe.“
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