3:0! Hovland hält Deutschland nicht lange Stand

4.9.2016, 22:32 Uhr
Hier hatte Even Hovland (etwas verdeckt im Zentrum) aus ergebnistechnischer Sicht das erste Mal das Nachsehen.

© dpa Hier hatte Even Hovland (etwas verdeckt im Zentrum) aus ergebnistechnischer Sicht das erste Mal das Nachsehen.

Mit weltmeisterlicher Souveränität hat die deutsche Nationalmannschaft den ersten kleinen Schritt auf dem weiten Weg zur Titelverteidigung 2018 in Russland gemacht. Angeführt vom nach der Europameisterschaft prompt wieder treffsicheren Thomas Müller gewann das DFB-Team am Sonntagabend in Oslo gegen Norwegen ungefährdet mit 3:0  und erfüllte damit die Forderung von Bundestrainer Joachim Löw nach einem gelungenen Start in die WM-Qualifikation.

Bayerischer Abend im Ullevaal-Stadion

Müller mit seinen Länderspieltoren 33 und 34 (15./60. Minute) sowie sein erstmals im Nationaltrikot erfolgreicher Bayern-Kollege Joshua Kimmich (45.) sorgten für einen entspannten Abend vor 26.793 Zuschauern im Ullevaal-Stadion. Die DFB-Auswahl setzt die Ausscheidungsrunde im Oktober mit zwei Heimspielen in Hamburg gegen Tschechien und in Hannover gegen Nordirland fort. Vor zwei Jahren hatten die in Köpfen und Beinen müden Weltmeister in den ersten drei EM-Qualifikationspartien noch fünf Punkte liegen lassen.

In seinem 139. Länderspiel als Bundestrainer, durch das Löw in der DFB-internen Rangliste mit Helmut Schön gleichzog und auf Platz zwei vorrückte, bot Deutschlands Coach eine Anfangsformation mit elf EM-Teilnehmern auf. Und die zeigte sich mit Ausnahme kleinerer Defensiv-Wackler über 90 Minuten in jeder Hinsicht überlegen.

In Norwegens Startformation fanden sich derweil zwei Fußball-Franken und ein Ex-Nürnberger wieder. Even Hovland, der im Club-Dress einen Sonntag zuvor in einem wilden Zweitliga-Spiel in Braunschweig mit untergegangen war, verteidigte zentral. Beim FCN ist der einstige Abwehrchef nach anhaltender Formschwäche seit Monaten nur Aushilfskraft - in Oslo durfte er erneut von Beginn an ran. An Hovlands agierte mit Havard Nordtveit indes ein ehemaliger FCN-Akteur. Einer, der beim damals noch in Liga eins beheimateten Club als ebenso hochbegabter wie noch zu formender Spieler auffiel, in Mönchengladbach danach reifte und nun im Defensivverbund von West Ham United tätig ist. Auf der rechten Offensivbahn sollte Veton Berisha Drang nach vorne entfalten. Der kräftige Kleeblatt-Angreifer blieb unscheinbar, während die Abwehrzentrale der Norweger – also Hovland/Nordtveit – alsbald unter Druck geriet.

Die vom neuen Kapitän Manuel Neuer aufs Feld geführte Mannschaft übernahm schnell das Kommando, überzeugte mit großer Präsenz im norwegischen Strafraum und konnte sich stets auf die kreativen Momente des bestens aufgelegten Mesut Özil verlassen. Von der auch von Löw häufig beklagten deutschen Abschlussschwäche war diesmal nichts zu sehen. Bei bestem Spätsommerwetter näherte sich der bei der EM torlose Müller schon nach acht Minuten erstmals dem von Herthas Rune Jarstein gehüteten norwegischen Tor an.

Zuviel Freiraum, zuviel Müller

Der Kopfball des 26-Jährigen geriet aber einen Tick zu ungenau. Hovland hatte Müller zuvor doch merklich Freiraum gestattet.  Keine 180 Sekunden später brannte es erneut licherloh im fränkischen angehauchten Deckungssegment, als Benedikt Höwedes den Ball Richtung Norweger-Kiste grätschte. Auch bei der deutschen Führung ging‘s durch die Mitte. Thomas Müller behauptete sich auf engem Raum mit Glück und Geschick gegen das Duo Hovland/Nordveit und gab Jarstein im Kasten des Underdogs das Nachsehen (15.). Nach einem Pass von Özil hatten sich ihm innerhalb weniger Sekunden gleich zwei Einschusschancen eröffnet. Beim ersten Versuch traf der Bayer den Ball nicht und fiel hin, kam jedoch fix wieder auf die Beine und überwand Norwegens Keeper gedankenschnell mit links. Für Müller war es der erste Länderspieltreffer nach zuvor 603 torlosen Minuten.

Die Norweger präsentierten sich im Aufeinandertreffen mit den Weltmeistern viel zu respektvoll und kamen kaum einmal entschlossen in die Zweikämpfe. Nur in der Offensive setzten die Skandinavier anfangs hin und wieder kleine Stiche. So kam Stürmer Joshua King nach einem Fehler von Bayern-Jungprofi Kimmich aus 18 Metern frei zum Schuss, jagte den Ball aber über Neuers Tor (24.).

Kurz vor der Pause konnten Hovland und Nordtveit auch nicht retten, was nicht mehr zu retten war.

Kurz vor der Pause konnten Hovland und Nordtveit auch nicht retten, was nicht mehr zu retten war. © dpa

Dies blieb die einzige wirkliche norwegische Torannäherung – Löws Profis dagegen demonstrierten kurz vor der Pause eindrucksvoll ihre Klasse. Und dies, obwohl sich das Innenverteidiger-Duo des Gegners nach dem 0:1 etwas stabiliert hatte und mit einigen geschickten Klärungsaktionen aufgefallen war. Dann aber hieß es aus Sicht der Gastgeber 0:2! Eine Doppelgrätsche von Nordtveit und Hovland kam zu spät. Aus halbrechter Position sorgte Kimmich mit einem trockenen Schuss für die Vorentscheidung, nachdem der offensivstarke Youngster zuvor von Özil und Müller bestens in Szene gesetzt worden war. Im siebten Länderspiel belohnte sich EM-Entdeckung Kimmich mit dem ersten Treffer, dies machte so manche defensive Nachlässigkeit wett.

Fast dran ist wieder zu spät 

Der Gegentreffer vor dem Seitenwechsel wirkte als Quasi-Knockout für die Norweger. Nun liefen die Skandinavier fast nur noch hinterher und ließen der deutschen Mannschaft noch mehr Raum für Kombinationen als vorher. Exemplarisch dafür war die Entstehung des dritten Tores. Unbedrängt konnte Sami Khedira in aller Ruhe von rechts in den Strafraum flanken, in der Mitte fand er Müller. Gegen den platzierten Kopfball des Münchners hatte Jarstein erneut keine Abwehrchance. Hovland - im Duell mit dem Bayern-Goalgetter wiederum eine Millisekunde zu spät am Mann - konnte einem da fast schon leid tun.  Mit Ausnahme von zwei Chancen des eingewechselten Julian Brandt (77./83.) verwaltete das deutsche Team anschließend jedoch im Schongang das Ergebnis – und ersparte Even Hovlands Norwegern so weitere bittere Momente.

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