32:34! HCE verschenkt gegen Balingen den Sieg

Peter Schulze-Zachau

Sportredaktion

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19.11.2020, 21:35 Uhr
Christopher Bissel und der HC Erlangen holen sich gegen Balingen mehr als eine blutige Nase.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Christopher Bissel und der HC Erlangen holen sich gegen Balingen mehr als eine blutige Nase.

Er hatte den Mahner gegeben, was hätte er auch anderes tun sollen. Michael Haaß ist ein relativ junger Handballtrainer, der vielleicht auch deshalb noch ziemlich gut weiß, wie Spieler so ticken. Drei Siege in Folge hatte der HC Erlangen von Michael Haaß zuletzt in der Bundesliga gefeiert, was durchaus bemerkenswert ist. Zuletzt war das den Erlangern 2016 gelungen, der Spielmacher hieß damals: Michael Haaß.

Heute ist er Cheftrainer und warnt seine Spieler. Balingen, so hieß es vor der Partie, sei ein sehr variabler Gegner, offensiv wie defensiv, und deshalb nicht leicht zu bespielen. „Die Gallier“ werden sie genannt und machen ihrem Namen in diesen Wochen alle Ehre: Zwar standen sie vor Beginn der Partie am Donnerstagabend auf dem vorletzten Tabellenplatz, kamen aber immerhin mit der Empfehlung eines deutlichen Auswärtssieges beim TV Lemgo in die Arena am Kurt-Leucht-Weg. Unterschätzen verboten.

Balingen unterschätzen? Verboten!

Getreu dieser Devise gingen die Hausherren in die Partie und unterschätzt, das war von Beginn an zu sehen, wurde ganz sicher niemand. Im Gegenteil, die Erlanger Abwehr ging extrem körperbetont zur Sache. Für Christopher Bissel bedeutete das sogar, dass er sich nach fünf Spielminuten behandeln lassen musste. Mit einem Eisbeutel im Nacken blutete er Taschentücher voll, Maximilian Jaeger kam für den Linksaußen, führte sich aber direkt mit einem Fehlwurf und einem Offensivfoul ein.

Mahner, aber diesmal offenbar ohne die passenden Zuhörer: Trainer Michael Haaß.

Mahner, aber diesmal offenbar ohne die passenden Zuhörer: Trainer Michael Haaß. © Sportfoto Zink / Oliver Gold

Doch auch seine Kollegen taten sich in der Anfangsphase schwer, immer wieder brachte die gleichermaßen schnellbeinige wie robuste Balinger Abwehr noch ihre Finger an den Ball und verhinderte so einen Einschlag. Dass die Erlanger trotz einiger vergebener Würfe im ersten Durchgang dennoch fast immer in Führung lagen, hatten sie vor allem ihrem Torhüter Martin Ziemer zu verdanken, dessen Quote gehaltener Bälle nach 21 Minuten schon wieder bei sensationell anmutenden 46 Prozent lag.

Ferlin ist zurück, bleibt aber auf der Bank

Ziemer hatte den Vorzug vor dem nach abgesessener Quarantäne zurückgekehrten Klemen Ferlin erhalten, der immerhin wieder auf dem Meldebogen stand. Zwar sank Ziemers Quote bis zur Pausensirene ein wenig, dafür steigerten sich Bissel, der nach einer mehrminütigen Behandlungspause weitermachte, und Co. aber merklich in Sachen Treffsicherheit – auch begünstigt durch die ein oder andere Zeitstrafe der Gäste.

16:12 stand es nach 30 Minuten, weil Antonio Metzner spät aufdrehte, Sebastian Firnhaber gewohnt cool einnetzte und auch Topscorer Sime Ivic an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfte.

Ein Nerven-Spiel, ein Krimi

Trainer Haaß hatte sicher auch in der Pause den Mahner gegeben, er weiß ja, wie die Spieler ticken. Dennoch schlich sich in das Spiel seiner Mannschaft fortan der Schlendrian ein. Sieben Minuten sah sich Haaß das an, dann zückte er beim Stand von 21:20 das Time-Out-Kärtchen.

Was genau er seiner Mannschaft sagte, ließ sich auf der Haupttribüne nicht wahrnehmen, denn die wenigen Aufbauhelfer, die sich das Spiel in der Halle ansehen durften, machten dort mächtig Alarm. Vielleicht hatten es auch seine Spieler nicht verstanden, denn sie mussten nach 44 Minuten erstmals wieder den Ausgleich hinnehmen. 24:24. Es kam also so, wie der Trainer es vermutet hatte: Es wurde ein enges Spiel, ein Nerven-Spiel. Ein Krimi. Zu Unterschätzen ist in dieser Liga niemand, auch nicht der Vorletzte.

Der HCE ist wie gelähmt

Elf Minuten vor dem Ende gelang Marcel Niemayer für die Gallier die erste Führung seit dem zwischenzeitlichen 3:4 in der Anfangsphase – und die gaben sie nicht mehr her. Haaß probierte vieles, brachte Benedikt Kellner für die glücklosen Spielmacher Steffen Fäth und Nico Büdel, sowie Janis Boieck für den abbauenden Ziemer.

Alles ohne Wirkung, wie gelähmt wirkte der HCE plötzlich, die Gästebank hingegen feierte Treffer um Treffer ausgiebig. Und übertönte damit die Trommler auf der Haupttribüne. Am Ende stand für den HCE eine knappe, eine vermeidbare, aber auch verdiente 32:34–Niederlage auf dem Videowürfel der Arena, die erste nach zuvor drei Siegen. Und dabei hatte der Trainer doch gemahnt.

Erlangen: Firnhaber 7, Ivic 7/4, Olsson 5, Metzner 5, Bissel 3, Jeppsson 2, Link 1, Jaeger 1, Büdel 1, Fäth, Schäffer, Kellner.

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