Als die Club-Fans schon einmal nach Aalen fuhren

12.12.2014, 09:22 Uhr
Mannschaft und Fans ausnahmsweise einmal vereint im "richtigen" Ahlen: Andreas Wolf und Kollegen feiern 2008 im Wersestadion.

© Foto: Michael Titgemeyer Mannschaft und Fans ausnahmsweise einmal vereint im "richtigen" Ahlen: Andreas Wolf und Kollegen feiern 2008 im Wersestadion.

Jürgen Bergmann erinnert sich natürlich an die liebenswert-peinliche Irrfahrt einiger Club-Fans. "Bemerkenswert ist, dass das bis heute alle abstreiten. Keiner ist dabei gewesen, nie ist einer dorthin gefahren. Fakt aber ist, dass im westfälischen Ahlen ein Bus gefehlt hat." Bergmann spricht über das erste Punktspiel des FCN im Jahr 2001, als die Anhänger im Gästeblock des Wersestadions manch vertrautes Gesicht vermissten, aus 800 Schlachtenbummlern durchaus mehr hätten werden können. Seit den späten 70er Jahren ist Bergmann - wie man auf der clubeigenen Homepage nachlesen kann - mit dem "rot-schwarzen Fieber infiziert". Seit 2007 ist der zuvor ehrenamtliche Fanbeauftragte hauptamtlich bei Nürnbergs Lieblingsverein beschäftigt. Der Vollblutcluberer wusste im Gegensatz zu anderen in der Zweitliga-Saison 2000/2001, wohin die Reise geht.

Geschrieben unterscheiden sich Ahlen und Aalen nur minimal, phonetisch überhaupt nicht. Im Atlasregister oder Fahrtenbuch verguckt, im Navigationssystem vertippt - prompt ist man auf der völlig falschen Fährte. Denn auf der Straße trennen die Münsterländer und die Ostalbstädter knappe 470 Kilometer. Warum der amüsante Sonntagsausflug der FCN-Anhänger - seit 2001 deutschlandweit ein Klassiker in jedem Busfahrer- und Fanforum - damals floppte, ist unklar. Warum er publik wurde, weiß Bergmann: "Die Geschichte ist eher zufällig rauskommen, da die Fans in Aalen einen Journalisten gefragt haben, wo denn das Stadion ist."

Was die im Kochertal gestrandete, sicherlich schwer geschockte Abordnung im Anschluss machte, bleibt ihr Geheimnis. "Ich glaube, dass die unvermittelt zurückgefahren sind. Aber das kann ich gar nicht sagen", beantwortet Nürnbergs Fanbeauftragter die Frage nach einem mehr oder weniger sportlichen Alternativprogramm. Was die Fehlgeleiteten verpassten, ist indes bekannt. 1:0 siegte der FCN in ihrer Abwesenheit bei LR Ahlen, festigte damit zum Rückrundenauftakt seine Tabellenführung. Doch der Club, der nach Saisonende in die Erstklassigkeit zurückkehren sollte, wäre nicht der Club, wenn nicht auch seine Dienstreise kurios gewesen wäre. Mit dem Geschehen auf dem Rasen hing dies nicht zusammen. "Das was ich heute gesehen habe, hatte nichts mit Fußball zu tun", konstatierte ein grantiger Klaus Augenthaler nach dem Abpfiff.

Gaudi in "Gelb" - Beliakov macht die Bude 

LR - das gleichermaßen für Leichtathletik Rasensport wie für das Kosmetikunternehmen von Klubpräsident Helmut Spikker stand - war seinem Team zuvor widerstandsfähig, aber spielerisch schwach begegnet. Die Nürnberger agierten bei ihren Angriffsanstrengungen zumindest etwas gefälliger und belohnten sich Mitte der ersten Hälfte mit dem Siegtreffer - Bulgaren-Bomber Dimtcho Beliakov durfte ihn auf seinem Konto verbuchen.

Aufregung in Ahlen - wohl eine ähnlich große wie zeitgleich im knapp 470 Kilometer entfernten Aalen - hatte es derweil schon vor Spielbeginn gegeben. Referee Babak Rafati hatte zu viel Rot im eigentlich recht grauen Auswärtstrikot des FCN entdeckt. Er könne die Kontrahenten daher nur schlecht unterscheiden, sagte der Schiedsrichter. Weil die Hausherren jedoch strikt auf ihren rot-weißen Heimtrikots beharrten, musste der Club zu einer ungewöhnlichen Lösung greifen.

Beliakov und seine Mitstreiter streiften sich kurzerhand die "Gelben Trikots" des Spitzenreiters über die graue Arbeitskleidung. Da es sich dabei um die mitgebrachten Trainingsleibchen handelte, ging der FCN in Ahlen zumindest in Sachen Mode und Tragekomfort als Verlierer vom Platz. Die Aalen-Besucher waren da wahrscheinlich schon wieder zu Hause und inkognito hochzufrieden.

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