Kornburger Machtdemonstration in Buch

Einfach zu gut für die Landesliga?

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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8.8.2021, 15:07 Uhr
Kaum zu stoppen: Kornburgs Firat Cagli im Dreikampf mit Adrian Ell (li.) und Dominik Römer (re.) 

© Eduard Weigert, NNZ Kaum zu stoppen: Kornburgs Firat Cagli im Dreikampf mit Adrian Ell (li.) und Dominik Römer (re.) 

Wäre Manuel Bergmüller am Samstag gegen 16.15 Uhr nicht der Trainer des TSV Buch gewesen, sondern nur ein neutraler Fußballfan, hätte er wahrscheinlich applaudiert. So ein Tor wie das dritte des TSV Kornburg ist in Entstehung und Vollendung fast zu schön für die Landesliga Nordost und wahrscheinlich auch zu schön für die Bayernliga. So ein Tor hat auch Manuel Bergmüller bestimmt lange nicht mehr gesehen.

Zwischen einem abgewehrten Eckstoß und Sebastian Schuliks perfektem Abschluss im anderen Strafraum lagen nur wenige Sekunden. Der Stürmer höchstselbst hatte den Ball nach einem Vertikalpass behauptet und auf Marco Wiedmann zurückgelegt. Der trieb die Kugel in höchstem Tempo nach vorn, legte perfekt quer auf rechts und in den Lauf von Firat Cagli. Platzierte Hereingabe auf Sebastian Schulik, Direktabnahme – 0:3.

Ein Konter wie aus dem Lehrbuch, über vier Stationen. Tatsächlich klatschten auch ein paar Anhänger des TSV Buch und die neutralen Fußballfans sowieso. Hätte es noch eines Beweises bedurft, um die Überlegenheit des TSV Kornburg nicht nur im dritten Saisonspiel zu dokumentierten, hier wäre er gewesen.

Vier Abseitstore

Wer am Samstag zehn Minuten zu spät kam, hätte auch gleich wieder nach Hause fahren können. Nach Toren von Sebastian Schulik (6.) und Tim Olschewski (10.) lagen die Gäste da bereits mit 2:0 vorn und dominierten fortan fast nach Belieben. Endstand 4:1, plus vier zum Teil umstrittene Abseits- und zwei Aluminiumtreffer. Es hätte richtig übel werden können für die Bucher, die etliche Stammkräfte ersetzen mussten und vielleicht auch deswegen nicht den Hauch einer Chance hatten. Möglicherweise wären ihnen aber auch in Bestbesetzung die Grenzen aufgezeigt worden.

Als „David gegen Goliath“ hatten sie den Vergleich schon vorab im Sportplatzheft eingestuft, obwohl beide Mannschaft optimal und mit zwei Siegen in die neue Runde gestartet waren. Trotzdem konnten und wollten sie in Buch nicht zufrieden sein mit den bisher gezeigten Leistungen gegen Türkspor/Cagrispor und in Schwaig. Die Art und Weise, wie die beiden 1:0-Erfolge zustande kamen, gab ihnen zu denken, wird in der Analyse der ersten Niederlage aber eher nicht im Vordergrund stehen.

Immerhin bringen die Kornburger neuerdings ein paar Fußballer mit, die eigentlich zu gut sind für die Landesliga Nordost. Danilo Dittrich und Stanislaus Herzel zum Beispiel haben unter anderem schon in der dritten Liga gespielt und ein paar andere in der Regionalliga, das sollte sich bezahlt machen.

"So nur schwer aufzuhalten"

Ob auch der ganze TSV Kornburg in der Saison 2021/22 zu gut ist für die Landesliga, wird sich spätestens in der Aufstiegsrunde zeigen. Der Trainer hofft es natürlich, möchte aber lieber noch ein paar Wochen abwarten. Zu gut für die Landesliga? „Das weiß ich nicht“, sagt Hendrik Baumgart, „jedes Spiel muss erst mal gespielt werden, so blöd das klingt.“

Dass die berühmten Automatismen aber bereits greifen, dass besonders das Umschalten in beide Richtungen bemerkenswert funktioniert, ist für ihre Gegner keine gute Nachricht. Der Ball zirkuliert häufig mit wenigen Kontakten, „so sind wir nur schwer aufzuhalten“, glaubt auch der Trainer, „das ist sicherlich richtig.“

Nicht nur Baumgart sah über weite Strecken einen „starken Auftritt“ seiner Kornburger, die nach einer Stunde endgültig für klare Verhältnisse gesorgt hatten; wie sich Firat Cagli da gegen zwei Bucher behauptete und sein Solo per Flachschuss ins kurze Eck krönte, ließ wahrscheinlich auch Baumgart mit der Zunge schnalzen.

„Alle Positionen sind bei uns top besetzt“, findet der Trainer, mit Dittrich und Wiedmann überragten am Samstag die beiden Takt- und Ideengeber im Zentrum. Dass sich die Bucher nicht nur hinten reinstellten, sondern aktiv teilnehmen wollten an der Begegnung, kam den Gästen mit ihren Ausnahmekönnern natürlich entgegen.

Bietet man den Kornburgern Räume an, wissen sie die auch zu nutzen, die Bucher aber ebenfalls. Nach Lukas Hofers Anschlusstreffer (1:3, 53.) wackelte der Favorit hinten ein bisschen, trat aber umgehend wieder die Flucht nach vorn an. Im Spitzenspiel, das keines war. Und wohl auch keines werden konnte.

Manuel Bergmüller hat das schon vorher gewusst.

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