Ambitionierter Neustart: Der HCE will noch besser werden

Christoph Benesch

Erlangen

E-Mail zur Autorenseite

27.8.2019, 10:56 Uhr
"Wir wollen, dass man unsere Ideen auf dem Spielfeld erkennen kann“: Kevin Schmidt, Sportlicher Leiter, und Adalsteinn Eyjolfsson, Trainer des HC Erlangen.

© Foto: Oliver Gold/Zink "Wir wollen, dass man unsere Ideen auf dem Spielfeld erkennen kann“: Kevin Schmidt, Sportlicher Leiter, und Adalsteinn Eyjolfsson, Trainer des HC Erlangen.

Fünf neue Spieler holte sich der HC Erlangen, um in der Handball-Bundesliga, die am Donnerstag mit dem Heimspiel gegen den TVB Stuttgart beginnt, wieder einen Schritt nach vorn zu tun. Ein Gespräch mit Trainer Adalsteinn Eyjolfsson und dem Sportlichen Leiter Kevin Schmidt über Konkurrenzkampf, Philosophien und Phobien:

Herr Eyjolfsson, Herr Schmidt: Der Kader wurde erneut umgekrempelt, fünf neue Spieler kamen, sieben gingen. Wie ist der erste Eindruck: Können Ihre Ideen aufgehen?

Eyjolfsson: Das Ziel mit dem kleinen Umbruch war, unterschiedliche Spielertypen auf die Positionen zu bringen, die uns verschiedene Qualitäten liefern. Die fügen sich sehr gut ein, aber die Frage wird sein, wie gut diese Spieler schon integriert sind.

 

Auffällig ist, dass mit Minel, Ivic und Metzner drei Spieler noch gar keine Bundesligaerfahrung besitzen. Wie gefährlich ist das?

Schmidt: Gerade für die Spieler, die noch kein Deutsch sprechen, ist die Aufgabe größer. Da bleibt anfangs der Instinkthandball aus, weil sie mit großen Umstellungen zurechtkommen müssen. Aber es sind alles gute Handballer. Daher weiß ich, dass sie ihre individuelle Klasse gegen Stuttgart bereits einbringen werden. Was mich beeindruckt ist aber die Arbeitsmoral: Auch die Alten kämpfen um ihre Plätze, das wollten wir so erreichen. Das führt zu mehr Aggressivität, Tempo, Biss - und am Ende mehr Leistung.

"Das hält das Niveau hoch" 

Wenn sich dann Rollen herauskristallisieren, bringt es auch Unzufriedenheit bei denen, die nicht so viel spielen...

Eyjolfsson: Jeder Sportler will eine entscheidende Rolle spielen. Aber uns ist es gelungen, Junge mit etablierten Spielern auf Positionen zu stellen. Die Hungrigen machen Druck - das hält das Niveau hoch. Die Stärken sind unterschiedlich.

Was ist das Ziel grundlegend unterschiedlicher Spielertypen auf einer Position?

Eyjolfsson: Diese Mischung gibt uns in jedem Spiel die Wahl zwischen Shootern und Strategen, das macht unberechenbar. Daher werden sich diese Rollen fast von allein ergeben und daher kann niemand unzufrieden sein, weil jeder eine bestimmte Rolle bekleidet, die wichtig ist.

"Aber man darf nicht vergessen..."

In der vergangenen Saison fiel auf, dass die Mannschaft noch Pausen benötigte, um zur Wettkampfhärte zurückzufinden.

Eyjolfsson: Wenn du so viele Neue hast, kann das die Gruppendynamik ändern. Aber man darf nicht vergessen: Die Mannschaft ist letztes Jahr Neunter geworden, es war das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte.

 

Der HC Erlangen möchte sich Jahr für Jahr verbessern. Das heißt: Ziel ist wieder ein bestes Jahr der Vereinsgeschichte?

Eyjolfsson: Wir wollen darauf aufbauen und versuchen, weiterzukommen, klar. Wir meinen, dass wir mit unseren Entscheidungen die Mannschaft verstärkt haben und diese Kleinigkeiten abstellen können, die letztes Jahr zu Ein-Tor- oder Zwei-Tor-Niederlagen geführt haben.

"Wir tun alles im Umfeld, um das Risiko zu minimieren" 

Im Sport ist nichts planbar. Auch das haben die vergangenen Jahre gezeigt, als der HCE fast unnatürlich vom Verletzungspech verfolgt wurde. Hat sich da schon eine Phobie entwickelt, gerade auf den Linkshänder-Positionen?

Schmidt: Nein. Wir sind jetzt angemessen besetzt mit fünf Linkshändern und können reagieren. Das Pech, das wir hatten auf dieser Position, habe ich in dieser Liga allerdings noch nicht gesehen. Aber wir tun alles im Umfeld, um das Risiko zu minimieren, haben neue Co-Trainer verpflichtet und hoffen auf eine bessere Verzahnung im Funktionsteam.

Es hieß lange in Erlangen, man will mit jungen, entwicklungsfähigen, deutschsprachigen Spielern hoch hinaus. Nun kommen erfahrene Neuzugänge aus Frankreich oder Weißrussland. Haben Sie einsehen müssen, dass die alte Philosophie Grenzen hat?

Schmidt: Wir haben nicht mehr Ausländer als vorher: Skof, Gorpishin, Overby. Daniel Mosindi zählen wir zur zweiten Mannschaft. Wir verlassen nicht unsere Identität, es geht uns um Charakter und Qualität – dann erst um Nationalitäten.

Die Idee ist wichtig 

Wann sind Kevin Schmidt und Adalsteinn Eyjolfsson am Ende der Saison zufrieden?

Eyjolfsson: Wenn wir alles getan haben, das bestmögliche Ergebnis für den HC Erlangen zu erreichen.

Schmidt: Weg von Punkten und Platzierungen: Für mich wäre es schön, wenn man unsere Idee auf dem Spielfeld erkennen kann.

 

Keine Kommentare