Hohes Tempo ist der Jurist gewohnt

Aufstieg für Fürther Fußball-Schiedsrichter: Rösch pfeift Junioren-Bundesliga

28.7.2021, 11:13 Uhr
Kevin Rösch (links) ist als Schiedsrichter ein Freund klarer Ansagen - gleichzeitig aber möchte er wenig ins Spiel eingreifen. Ein schmaler Grat.

© Hans-Peter König/Sportfreunde Laubendorf (honorarfrei), NN Kevin Rösch (links) ist als Schiedsrichter ein Freund klarer Ansagen - gleichzeitig aber möchte er wenig ins Spiel eingreifen. Ein schmaler Grat.

Kevin Rösch steigt auf: Der 24-jährige Veitsbronner, der für die Fürther Schiedsrichtergruppe aktiv ist, pfeift ab der kommenden Saison in der Bayernliga und der A-Junioren-Bundesliga.


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Wie er mit Stars in spe umgeht und dass zwischen Souveränität und Arroganz ein schmaler Grat ist, erzählt er in seinem ersten Interview nach der Beförderung.

Herr Rösch, die Stars von morgen in der A-Junioren-Bundesliga zu pfeifen, wie hört sich das an?

Kevin Rösch: Das ist sicher die Kirsche auf der Torte. Als Linienrichter habe ich dort schon ein bisschen Erfahrung gesammelt, das waren coole Spiele dort. Natürlich ist die Bayernliga auch richtig cool, aber man will auch nach Berlin und Dortmund.

Wie groß ist der Unterschied zur Landesliga?

In der Bayernliga geht es schon nochmal schneller und kniffliger zur Sache, aber der Sprung zur A-Junioren-Bundesliga ist heftig. Man merkt, dass da Jungs unterwegs sind, die auf dem Sprung zum Profi sind. Es ist sehr spannend zu beobachten, wie sich Spieler zum Profi herauskristallisieren.

Was ändert sich persönlich für Sie?

Ich bekomme vom Bayerischen Fußball-Verband einen Individualcoach zur Seite gestellt, der mit mir in regelmäßigem Austausch steht. Das ist für uns Schiris sehr wichtig. Und die Fahrten werden natürlich länger.

Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Ich will topfit sein und nichts dem Zufall überlassen. Dazu werde ich mich nochmal mit anderen Kollegen austauschen. Es bringt aber auch nichts, sich selber zu viel Druck zu machen. Ich bin am besten, wenn ich mich auf mich selbst konzentriere und gute Arbeit leiste.

Der schmale Grat zur Arroganz

Da hilft Ihnen die Erfahrung, die Sie bei Ihrem letzten Aufstieg gemacht haben.

Vielleicht bin ich 2015 ein bisschen zu früh in die Landesliga aufgestiegen, ich bin da zu Beginn auch nicht immer zurechtgekommen. Ich musste mich erst an neue Situationen und die andere Umgebung anpassen. Nach dem Abi bin ich das möglicherweise ein bisschen zu locker angegangen und musste noch viel dazulernen. Kann sein, dass ich manchmal auch ein bisschen arrogant rübergekommen bin. (lacht)

Aber aus Fehlern lernt man.

Stimmt, und ich zehre heute noch gewissermaßen von den Fehlern, die ich damals gemacht habe. Auch als Schiedsrichter ist man ein Mensch, der Fehler macht. Man muss eben daraus lernen, immer dranbleiben und es nicht schleifen lassen. Das ist dann aber auch eine Schule fürs Leben. Man lernt, wie man mit solchen Situationen umgeht.

Hilft auch mal ein Blick auf bekannte Schiedsrichterkollegen aus dem Fürther Raum wie Benjamin Cortus oder Deniz Aytekin?

Man kann zwar aus bestimmten Situationen anderer Kollegen lernen, aber ich denke nicht, dass es als Schiedsrichter der richtige Weg ist, sich ein Vorbild zu nehmen, weil man dann nur kopiert. Man muss seinen eigenen Stil finden.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Präsenz auf dem Platz ist sehr wichtig. Ich bin jemand, der gerne viel laufen lässt und will, dass gespielt und nicht gepfiffen wird. Man muss dann aber gut aufpassen, dass einem das Spiel nicht entgleitet und sich zu viel Frust und Aggression anstauen. Es kommt manchmal der Punkt, an dem man dann von seiner Linie abweichen und das Spiel mit einer Gelben Karte beruhigen muss.

Reden ist besser als die Karte

Braucht es dann eine klare Ansage oder beruhigende Worte?

Kommt auf den Spieler an. (lacht) Kommunikation ist generell sehr wichtig. Es ist besser, mit Kommunikation zu arbeiten als mit Karten. Schön ist, dass man nach einer gewissen Zeit viele Spielertypen kennt und weiß, wie man mit ihnen umgeht. Ich habe auch zu Beginn in der Landesliga gelernt, dass es nichts bringt, wenn man Spieler zu energisch anspricht. Lieber freundlich sein statt anschreien. Aber manchmal muss man einfach konsequent sein.

Da passt es gut ins Bild, dass Sie gerade an Ihrer Doktorarbeit als Jurist arbeiten.

Stimmt, ich bin niemand, der Diskussionen gerne stehen lässt, sondern Lösungen sucht. Ich versuche nicht, schwarz-weiß zu denken, sondern suche den Weg dazwischen – wenn es diesen denn gibt.

Mit welchem Abschneiden wäre denn am Ende der Bayernliga- und A-Junioren-Bundesliga-Saison der Schiedsrichter Kevin Rösch zufrieden?

Ein konkretes Ziel habe ich mir nicht gesetzt. Ich will ordentlich pfeifen und den Klassenerhalt schaffen und Spaß haben.


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Und irgendwann mal in der Bundesliga pfeifen?

Wehren würde ich mich dagegen nicht. (lacht) Aber als konkretes Ziel gesetzt habe ich mir das nicht. Erstmal hat die Promotion und die juristische Ausbildung Priorität. Ansonsten nehme ich, was kommt. Um in die Bundesliga zu kommen, muss man brutal viel investieren und braucht ein bisschen Glück. Ich konzentriere mich erstmal auf mich selbst, das tut mir am besten.

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